Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
Hollander vorgestellt, von der Polizei des Staates New York, und ich habe gesagt, es sei eine dringende Dienstangelegenheit.«
Verdammt, dachte Johansson.
»Jane und ich sind alte Schulfreundinnen«, sagte Sarah mit zufriedenem Kichern. »Sie ist wirklich in Albany bei der Polizei, und da war es ja fast die Wahrheit, aber geholfen hat es nicht.«
»Schön zu hören«, sagte Johansson und lächelte.
»Aber dann tauchen Sie einfach hier auf und stehen vor meiner Tür. Einfach so.«
»Ja«, sagte Johansson.
»Wie macht man das?«, fragte Sarah und musterte ihn neugierig. »Wie haben Sie eigentlich von diesem Brief mit meiner Adresse erfahren?«
»Das war purer Zufall«, sagte Johansson bescheiden.
»Schade«, sagte Sarah ironisch. »Und ich hatte Sie schon für so clever gehalten.«
»Sie haben etwas von Johns Onkel erwähnt«, sagte Johansson, um das Thema zu wechseln.
»Ja, das war ein richtig schrecklicher Mensch. Glücklicherweise ist er im Frühjahr gestorben. Ich dachte, wir könnten zu ihm fahren, dann können Sie sich sein Haus ansehen. John hat seit zwei Jahren bei ihm gewohnt.«
»Und das ist kein Problem?«, fragte Johansson.
»Nicht im Geringsten«, sagte Sarah gelassen. »Es ist jetzt mein Haus. Zuerst hat John es von seinem Onkel geerbt und jetzt ich von John. Ich wollte es als Ferienhaus für junge schwarze Junkies aus New York stiften«, sagte Sarah und kicherte.
»Klingt interessant«, sagte Johansson neutral.
»Aber sicher doch«, sagte Sarah. »Die hat Johns Onkel am allermeisten gehasst. Zwar hasste er fast alle, aber junge schwarze Junkies aus New York hasste er mehr als alle anderen. Er wird in seinem Grab wie ein Propeller rotieren, wenn er es hört. Und danach können wir essen gehen. Ich kenne da in der Gegend ein wirklich gutes Restaurant, einen Vietnamesen.«
Vietnamese, dachte Johansson. Schade, dass Jarnebring nicht hier ist.
Praktische Maßnahmen. Zuerst hatte Johansson von ihrem Telefon aus sein Hotel in New York angerufen. Nach einer gewissen Diskussion und einer gewissen finanziellen Erstattungssumme war alles geklärt. Er konnte das Zimmer bis zum nächsten Tag um drei behalten, und da er spätestens um sechs in Kennedy einchecken musste, hatte er immerhin die Zeit im Griff. Zuerst die Bank, so wie die morgens aufmachte, danach den Zug nach New York, danach ins Hotel, um zu packen, auszuchecken und zu bezahlen. Danach mit dem Taxi zum Flughafen, dort ein paar Weihnachtseinkäufe und schließlich die Abendmaschine nach Stockholm, wo er am Dienstagvormittag landen würde. Ein durchaus durchführbarer Zeitplan, dachte Johansson, und wenn er dann noch Zeit hätte, könnte er im Büro anrufen und feststellen, ob irgendein Kollege ihn in Arlanda abholen und direkt ins Büro fahren könnte.
Danach hatte er Schnee geschippt. Sarahs Wagen war in der Garage eingeschneit, und alles in allem, nicht zuletzt im Hinblick auf den morgigen Tag, war das Auto doch eine bessere Alternative als ein Taxi. Johansson hatte zuerst eine Jacke getragen, als er fertig war, stand er in Hemdsärmeln da, und obwohl es fast zwanzig Grad unter Null war, fühlte er sich seltsam belebt. Die Garagentür war festgefroren, doch nachdem er einige Male heftig daran gerüttelt und sich dabei mit den Füßen im Boden abgestemmt hatte, hatte sie sich doch öffnen lassen. Und drinnen stand dann seine Belohnung, ein fast neuer Volvo der Extraklasse.
»Sie haben einen Volvo«, sagte Johansson entzückt. »Warum haben Sie das nicht gesagt?«
»Surprise, surprise«, sagte Sarah und lächelte.
Johansson musste fahren, was praktisch war, denn seine Gastgeberin hüllte sich in einen bodenlangen roten Wollmantel mit Kapuze, gefütterte Lederstiefel und dicke gestrickte Handschuhe. Eigentlich war nur noch ihre Nasenspitze zu sehen.
»Mein Vater hat ihn mir gekauft«, sagte sie. »Aus Sicherheitsgründen, aber ich finde ihn zu groß.«
»Der gehört zu den sichersten Wagen, die es überhaupt gibt. Ihr Vater scheint ein sehr kluger Mann zu sein«, erklärte Johansson.
»Groß, sicher und schwedisch«, sagte Sarah mit glücklichem Lächeln.
Ob sie sich wohl für mich interessiert?, überlegte Johansson.
Unterwegs hielten sie bei einem größeren Einkaufszentrum, wo Johansson sich eine Garnitur saubere Unterwäsche, ein Hemd und eine Zahnbürste kaufte. Aus irgendeinem Grund lagen alle diese Artikel im selben Regal gleich vor der Kasse.
Was für ein seltsames Land, dachte Johansson. Wie viele spontane Übernachtungen
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