Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
lächelte. »Da stand, dass einer von seinen, Zitat, geheimen schwedischen Gewährsleuten, Zitatende, ihm die Adresse eines, Zitat, ehrlichen schwedischen Bullen, Zitatende, gegeben habe. Und wenn ihm etwas zustoßen sollte, solle ich dafür sorgen, dass Sie den Brief bekommen, den er Ihnen postlagernd geschickt hat …« Sarah zuckte viel sagend mit den Schultern.
»Tough shit«, sagte Johansson und lächelte.
»Das können Sie wohl sagen«, sagte Sarah. »Außerdem sollte ich für Sie Kopien seiner Geheimunterlagen machen.«
»Damit meine Mutter und ich einen Verleger für sein so genanntes Buch suchen könnten.«
»Ich verstehe«, sagte Johansson. Der Kerl war offenbar wirklich nicht ganz gescheit gewesen.
»Diesen Blödsinn über den großen Verlag, dessen Namen er leider nicht nennen kann, können Sie vergessen. Das war ein typischer John-Verlag. Hat nur in seinem Kopf existiert.«
»Darf man wohl einen Blick auf diesen Brief werfen, den er Ihnen damals geschickt hat?«, fragte Johansson.
»Nein«, sagte Sarah mit einem Kopfschütteln. »Das können Sie nicht, denn ich habe ihn weggeworfen. Ich habe alle seine Briefe weggeworfen, und das sollten Sie auch tun.«
Der Schlüssel in dem hohlen Absatz, dachte Johansson.
»Diese Papiere«, sagte Johansson, »die angeblich in einem Banksafe liegen. Wissen Sie, worum es sich dabei handelt?«
»Keine Ahnung«, sagte Sarah. »Ich weiß nur, dass es mein Safe ist.«
Ein gutes halbes Jahr zuvor, einige Monate nach dem Tod von Johns Onkel, hatte John sich bei Sarah gemeldet und sie gebeten, in ihrem Namen, aber auf seine Kosten einen Banksafe zu mieten. Er brauche den, um gewisse »geheime und überaus brisante Dokumente« aufzubewahren, mit denen er gerade arbeitete. Sarah hatte sich zuerst geweigert, aber nachdem er geredet und geredet und geredet hatte, hatte sie am Ende nachgegeben. Aber nur unter gewissen Bedingungen.
»Dass ich einen Schlüssel behalte und, wenn er auch nur das Geringste hineinlegt, das möglicherweise etwas Illegales enthalten kann, den ganzen Kram zur Polizei bringe.«
»Und darauf ist er eingegangen?«, fragte Johansson.
»Natürlich«, sagte Sarah. »Das hat er doch sicher gehofft. Dass ich in seinem Safe herumschnüffeln und zu seiner kleinen geheimen Alliierten werden würde.«
»Haben Sie denn jemals nachgesehen, was in dem Fach liegt?«, fragte Johansson.
»Ja«, sagte Sarah. »Und zwar einige Monate später, als ich ohnehin in der Bank war.«
»Also«, sagte Johansson und lächelte. »Was lag drin?«
»Es war leer«, sagte Sarah. »Es war ein typischer John-Safe.«
Seither hatte sie keinen Blick mehr in diesen Safe geworfen. Als sie den Brief bekommen hatte, hatte sie ihn weggeworfen, ohne auch nur daran zu denken. Später, als sie von seinem Tod erfah- ren hatte, hatte sie nicht mehr daran gedacht. Und als sie Johns Brief an Johansson gelesen hatte, war es später Freitagabend, und die Bank hatte fürs Wochenende geschlossen gehabt.
»Die machen morgen früh um neun auf«, sagte Sarah. »Und dann können Sie die Papiere haben.«
Wo ich schon mal hier bin, kann ich auch gleich Nägel mit Köpfen machen, dachte Johansson.
»Gibt es hier in der Stadt ein gutes Hotel?«, fragte er.
»Ja«, sagte Sarah und lächelte. »The Weissman Excelsior ist Spitzenklasse, und Sie können sogar in Papas Bettchen schlafen.«
»Ich will Ihnen aber wirklich keine Umstände bereiten«, sagte Johansson.
»Tun Sie nicht«, sagte Sarah. »Aber eins wüsste ich noch gern.«
»Ja?«
»Ich hab gestern versucht, Sie anzurufen«, sagte sie. »Seit ich Johns Brief an Sie gelesen habe, habe ich versucht, Sie zu Hause anzurufen. In Schweden.«
»Ich habe eine Geheimnummer«, sagte Johansson.
»Das weiß ich«, sagte Sarah. »Ich habe mit der Auskunft in Stockholm gesprochen. Und dann habe ich es bei Ihnen im Büro versucht. The Swedish National Police Board, das schwedische FBI. John hat geschrieben, Sie seien der Chef des FBI. The Big Boss.«
Na ja, dachte Johansson und lächelte schwach.
»Und was haben sie gesagt?«, fragte er.
»Dass ich am Montag noch mal anrufen soll, zur Bürozeit, und mit Ihrer Sekretärin sprechen. Ich habe auch mit irgendeinem Kollegen geredet, und der war wirklich reizend, aber es war nicht ranzukommen an Sie.«
»Haben Sie Ihren Namen genannt?«, fragte Johansson. Wo kommen nur diese vielen neugierigen Frauenzimmer her?, dachte er.
»Natürlich«, meinte Sarah mit breitem Lächeln. »Ich habe mich als Jane
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