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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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dazwischen, denn er wollte diesem Elend ein schnelles Ende bereiten.
    »Genau«, sagte der Minister, und seine Miene erhellte sich sichtlich. »Bülling, das hört sich fast ein bisschen deutsch an.«
    »Oder wie ein angenommener Name«, erklärte der Sonderbeauftragte mit leisem Seufzen.
    »Du meinst, ein bisschen bullenhaft«, sagte der Minister entzückt, denn in dieser Hinsicht war er durchaus nicht dumm. Er war sogar ziemlich spitzfindig, könnte man sagen, und fast ein wenig kühn.
    »Bülling ist wirklich eine ziemlich kühne Person«, sagte der Sonderbeauftragte und sah den Minister aus fast geschlossenen Augen an. »Ohne übertreiben zu wollen, würde ich Bülling als einen der absolut kühnsten und mutigsten Polizisten der Truppe bezeichnen.«
    »Was du nicht sagst«, sagte der Minister und beugte sich vor, um besser hören zu können. »Kannst du mehr darüber erzählen?«
    »Aber das muss dann unter uns bleiben«, sagte der Sonderbeauftragte mit einem gewissen Zögern, wie es schien. »Ja, er hat doch vor ein paar Jahren die vielen Kinder aus dem brennenden Kindergarten in Solna gerettet.«
    »Ja, jetzt, wo du es sagst«, sagte der Minister mit gerunzelter Stirn. »Ich kann mich vage erinnern.«
    »Das ganze Haus brannte wie Zunder, aber Bülling stürzte einfach ins Flammenmeer und holte wirklich jedes Kind heraus. Vierzehn Mal, ein Kind unter jedem Arm, insgesamt an die dreißig Kinder, wenn ich richtig gerechnet habe, aber wenn er sich nicht die feuersichere Hose des ›Phantoms‹ ausgeliehen hätte, hätte nicht einmal Bülling das geschafft.«
    »Du willst mich auf den Arm nehmen«, sagte der Minister verletzt.
    »Warum glaubst du das?«, fragte der Sonderbeauftragte und schaute den Minister an wie einen interessanten Gegenstand und nicht wie einen Menschen aus Fleisch und Blut. Und endlich konnte Berg dann zur Sache kommen.
    Zuerst hatte er eine aktuelle Liste der Personen vorgelegt, die auf irgendeine Weise eine Bedrohung des Ministerpräsidenten oder seiner nächsten Umgebung darstellen konnten. Er war dabei sehr selektiv vorgegangen und hatte nur Namen aufgenommen, die nach Aussage seiner Mitarbeiter »es verdienten, ernst genommen zu werden«. Alle, die einfach nur bei ihren Nachbarn herumgesessen und gezecht und den Ministerpräsidenten im Fernsehen erblickt und dann geschworen hatten, »diesem Arsch werde ich eigenhändig die Kehle durchschneiden«, wurden nicht ernst genommen. Nicht einmal, wenn sie der Heimwehr angehörten und eine AK 4 im Kleiderschrank stehen hatten, wenn sie auf die Jagd oder zu Schützentreffen gingen, was übrigens überraschend viele von ihnen taten. So viele, dass Grund zu dem Verdacht bestand, dass auch solche Aktivitäten einen wesentlichen Teil ihres persönlichen Profils ausmachten.
    Ihre Nachbarn und andere Nahestehende schienen ebenfalls eine interessante Gruppe zu bilden, jetzt, wo jeden Tag bei den Polizeidienststellen des Landes und sogar direkt bei der Sicherheitspolizei mehr oder weniger anonyme Tipps einliefen, über normale, ehrsame, schwedische Mitbürger, die »in geselligen Zusammenhängen versprochen haben, den Ministerpräsidenten zu ermorden«. Aber »diese vielen Suffköppe, Wirrköpfe und Faselhanse«, von denen es zu jeder Zeit Hunderte gab, weshalb diese Fälle sich in Bergs Ermittlungsregister nur so stapelten, hatte Berg verschwiegen. Übrig waren zweiundzwanzig Personen geblieben, denen es zuzutrauen war, dass sie den Worten Taten folgen ließen, und die, die Berg für die ernstesten Fälle hielt, waren natürlich auch die, die nicht so viel über ihre Wünsche oder Absichten laut werden ließen.
    Als soziologisches Material betrachtet, bildeten sie eine interessante Gruppe, die sich über die gesamte soziale Skala verteilte. Es gab einen Grafen aus Sörmland mit eigenem Schloss, Grundbesitz und ausgedehnten Waldgebieten, der zwar ein wenig zu viel redete, aber offenbar über ansehnliche menschliche und materielle Ressourcen verfügte. Außerdem verhieß seine Geschichte nichts Gutes. Er neigte nachweislich zur Gewaltanwendung, ging gern Risiken ein und war rein praktisch dazu auch in der Lage. Im B-Haus in der Polhemsgatan, wo Berg vor allem seine Zeit verbrachte, lief er seit langem unter dem Namen des Königsmörders Anckarström, und einmal hatte Berg in einem ziemlich delikaten Fall persönlich eingreifen müssen. Nachdem er erfahren hatte, dass der Ministerpräsident ein Gastmahl zu besuchen gedachte, zu dem auch »Anckarström«

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