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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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abgeschrieben. Worin die »denkwürdige Nummer« bestanden hatte, war nie herausgekommen, aber dem lokalen Klatsch zufolge sollte diese Freundin mindestens einmal in ihrem Leben mit dem Fallschirm abgesprungen sein.
    Ein gutes Jahr später war der Mann wieder in Schweden aufgetaucht und im Zusammenhang mit einem größeren Ermittlungseinsatz gegen eine am äußersten linken Rand angesiedelte Organisation beobachtet worden. Es war dem puren Zufall zu verdanken gewesen, dass man ihn überhaupt entdeckt hatte. Der betreffende Ermittler hatte nämlich unter ihm gedient, als er seinen Wehrdienst bei den Fallschirmjägern abgeleistet hatte, und er beschrieb ihn wie einen, der auf der Liste seiner Lieblingsfeinde eine Spitzenposition einnehmen würde. Der Hintergrund des Objekts, der Zusammenhang, in dem er beobachtet worden war, und diese Beurteilung durch den Beobachter hatten das Interesse an seiner Person bei der Sicherheitspolizei rasch wachsen lassen.
    »Hier ist verdammt noch mal die Rede von einem Kerl, der die halbe Abteilung mit seinen bloßen Fäusten totschlagen könnte«, brachte es der ein wenig zur Cholerik neigende Kommissar auf den Punkt, nachdem das Ermittlungsobjekt auf seinem Tisch gelandet war.
    Da weder er noch seine Kollegen vom militärischen Nachrichtendienst ihn als Infiltrator hingeschickt hatten, war er einwandfrei der richtige Mann am absolut falschen Ort. Linksaktivisten hatten Brillen mit flaschenhalsdicken Gläsern zu tragen. Sie sollten zudem in Holzfällerhemden und Latzhosen durch die Gegend laufen, um Identifizierung und Ermittlung zu erleichtern, und so lange sie Schreiberhände und Arme hatten, die nicht kräftiger waren als die der Alibifrauen der Abteilung, durften sie nach Herzenslust über die Arbeiterklasse palavern, die sie zu repräsentieren glaubten und die die Gesellschaft mit Gewalt umstürzen würde.
    So lange sie Zündschlüssel brauchten, um ein Auto zum Fahren zu bringen, so lange sie keine funktionierenden Bomben basteln konnten, so lange sie nicht einmal seinen Kollegen die Nase einschlagen konnten, so lange ließen sie ihn kalt. Im Gegensatz zu dem ehemaligen Fallschirmspringer.
    Aber leider lag ihnen gar nichts vor. Der Fallschirmjäger war spurlos verschwunden, und da er aus fünfhundert Metern Entfernung ein Loch in ein Fünfkronenstück schießen konnte, hatte der zur Cholerik neigende Chef entschieden, es sei nun höchste Zeit, in Aktion zu treten.
    »Das hier ist wirklich kein Mensch, den man zu einem Tee zu sich bittet, und deshalb finde ich, dass wir mit den Deutschen reden sollten«, entschied der Chef, denn er war ein gebildeter und auch sanfter Mann, obwohl er es bis zum Polizeidirektor gebracht hatte.
    Die Deutschen hatten ein halbes Jahr später von sich hören lassen, sie hatten damals ein Bild geschickt, das ihrem eigenen Deuter zufolge »mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit« den ehemaligen Fallschirmjäger darstellte. Das Foto war mit einer geschickt platzierten Überwachungskamera aufgenommen worden, die den Parkplatz vor der Raiffeisenbank von Bad Segeberg abdeckte. Am besagten Tag hatten sie dort die fünf Millionen schwedischen Kronen entsprechende Summe in der Kasse gehabt, und unmittelbar vor Feierabend waren drei Maskierte in die Bank gestürzt und hatten mit Hilfe ihrer Maschinenpistolen alles abgehoben, es handelte sich übrigens um Waffen der Marke UZI, israelisches Fabrikat. Ein Überfall »mit klaren terroristischen Bezügen«, wie der Chef des Verfassungsschutzes für Schleswig-Holstein erklärte. Die drei Bankräuber waren natürlich wie vom Erdboden verschluckt, und wenn die schwedischen Kollegen ihnen aushelfen könnten, was deren eigenen Landsmann betraf, so könnten sie mit innigstem Dank rechnen.
    Am folgenden Tag war der ehemalige Fallschirmjäger zum Objekt eines eigenen operativen Einsatzes der schwedischen Sicherheitspolizei geworden, Operation Olga. Diesen Namen hatte man nicht gewählt, um den Feind zu verwirren, was man ja an sich recht gern tat, sondern da das Objekt während seiner Zeit als Fallschirmjäger eben diesen Spitznamen getragen hatte. Natürlich war er sich dessen nicht bewusst gewesen, das hätte dem Sprecher den sicheren Tod eingebracht, aber der Grund, aus dem er diesen Namen trug, war doch schmeichelhaft. An der gesamten Fallschirmjägerschule von Karlsborg gab es nur eine einzige Person, die noch härter im Nehmen war als das Objekt, und das war Olga, die der Küche vorstand.
    Ein halbes Jahr darauf

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