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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Sozialdemokratischen Partei mit ihrem ständigen Hin und Her zwischen Kapitalismus und Kommunismus, darüber, wie sie sich während des Zweiten Weltkrieges um ein Haar mit den Nazis zusammengetan hätte, und darum, dass die Partei von Anfang an von Hurenböcken und bestechlichen Gaunern geleitet worden war. Branting hatte einen Haufen Geliebte gehabt und war eigentlich nur ein verkappter Kapitalist gewesen, der seinen Hintern retten wollte. Per-Albin hatte ebenfalls herumgehurt und sich außerdem von den Direktoren bestechen lassen, mit denen er gepokert und gesoffen hatte. Das wusste Krassner aus einer sicheren schwedischen Quelle, deren Großvater zu den Bestechern gehört und alles im Vertrauen der Mutter der Quelle erzählt hatte. Außerdem war Per- Albin Multimillionär, denn er hatte zu seinem fünfzigsten Geburtstag eine landesweite Sammlung organisiert und den Ertrag vollständig in die eigene Tasche gesteckt.
    »Du meine Güte«, sagte der Sonderbeauftragte entzückt. »Ich habe Per-Albin ja immer schon für einen klugen Mann gehalten. Aber was war mit Tage? Was hat der für Teufeleien angestellt?«
    »Erlander taucht in dem von uns untersuchten Material nicht ein einziges Mal auf«, sagte Berg.
    »Beunruhigend«, sagte der Sonderbeauftragte. »Aber die Värmländer waren ja immer schon gerissene Burschen. Und sie saufen, und schrecklich faul sind sie auch, genau wie die Neger in Onkel Toms Hütte. Die kennen nur den Tanz an der Wegkreuzung und so was.«
    Sag das mal im Wahlkampf, dachte Berg, behielt es aber für sich.
    »Na«, sagte der Sonderbeauftragte nun, während er Berg zugleich auffordernd ansah. »Ich kann mir ja schon denken, dass du das Beste bis zuletzt aufgehoben hast. Mein hochverehrter Chef, was hat der sich für Entsetzlichkeiten zu Schulden kommen lassen?«
    »Abgesehen davon, dass er seit Mitte der sechziger Jahre für die Russen spioniert, hat er sich wohl mehr oder weniger am Riemen gerissen«, sagte Berg trocken.
    »Und welche Beweise werden für diese Behauptung serviert?«, fragte der Sonderbeauftragte.
    »Nichts, das man nicht zwischen den Zeilen des Svenska Dagbladet lesen könnte«, sagte Berg. Oder was ich bei der Arbeit höre, dachte er, aber das sagte er natürlich nicht.
    »Und das ist alles?«, fragte der Sonderbeauftragte und hörte sich fast ein wenig enttäuscht an.
    »Das ist alles«, sagte Berg, »und daraus können wir doch nur schließen, dass wir uns unnötig Sorgen gemacht haben.«
    Aber dann kamen die Einwände, und plötzlich hatte Berg seinen alten Widersacher wieder erkannt.
    »Vier Dinge verstehe ich nicht so recht«, sagte der Sonderbeauftragte. »Das heißt, an sich verstehe ich noch viel mehr nicht, aber im Moment geht es um diese vier Dinge.«
    »Ich höre«, sagte Berg, und jetzt gingen seine Alarmglocken wieder los. Leise und ganz hinten im Kopf natürlich, aber er hörte sie trotzdem deutlich.
    »Wir haben uns doch nicht wegen Krassner Sorgen gemacht, sondern wegen seines Onkels. Wie kommt der also ins Spiel?«
    Gar nicht, fand Berg.
    »Ich weiß noch, dass du anfangs erzählt hast, Krassner habe den ganzen Tag auf seiner Maschine herumgeklimpert, aber trotzdem findet ihr nur knapp hundert Seiten mit unsortierten und vor allem verworfenen Notizen, obwohl er angeblich fast sechs Wochen daran gesessen hat? Hat er den Rest irgendwo versteckt und wenn ja, wo?«
    Berg sah keinen Grund zu der Annahme, dass Krassner irgendwelche selbst geschriebenen Unterlagen versteckt haben könnte. Jedenfalls nicht hier in Schweden.
    »Das Material, das du gesehen hast, handelt offenbar vor allem von der Partei und ihrer Leitung. Mir kommt das wie die typische Rahmenhandlung für etwas anderes vor. Außerdem wie ein passender Grund, um herzukommen und sich an die Arbeit zu machen.«
    »Du meinst, dass er in den USA noch anderes Material liegen hat?«, fragte Berg. Das sich auf deinen Chef bezieht, dachte er.
    »Ja.«
    »Dazu kann ich nichts sagen«, sagte Berg, »aber wenn es von derselben Qualität ist wie das, was wir hier gefunden haben, dann glaube ich nicht, dass wir uns irgendwelche Sorgen machen müssen.«
    Denn du willst doch nicht, dass ich die Deutschen bitte, den Kollegen von drüben mal ein paar Fragen zu stellen, dachte er.
    »Und ich verstehe den Titel seines Buches nicht«, sagte der Sonderbeauftragte. »Der Spion, der nach Osten ging?«
    »Ich auch nicht«, sagte Berg.
    Schön zu hören, dachte der Sonderbeauftragte, denn gerade auf diese Antwort hatte er

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