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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Tablett gebracht«, teilte der Justizminister mit und nickte mit schlecht verhohlenem Stolz.
    »Und was hat er dazu gesagt?«, fragte der Sonderbeauftragte mit spöttischem Lächeln und halb gesenkten Augenlidern.
    »Er hat versprochen, darüber nachzudenken«, sagte der Minister.
    »Das ist ja ein einzigartiger Fortschritt, Glückwunsch«, sagte der Sonderbeauftragte und lachte. »Dann will ich die Herren auch nicht mit dem Bericht darüber langweilen, was er zu mir gesagt hat, als ich dasselbe Thema angeschnitten habe.«
    Weiter waren sie dann nicht mehr gekommen.
    Nach der Besprechung hatte der Sonderbeauftragte Berg beiseite genommen, um ihm eine schlichte und einfache Frage zu stellen.
    »Dieser Waltin«, fragte er. »Hast du unbedingtes Vertrauen zu ihm?«
    Ich muss irgendwas mit Forselius machen, dachte Berg in plötzlicher Verärgerung. So kann das nicht weitergehen.
    »Ich sehe schon, du hast mit Forselius gesprochen«, sagte Berg.
    Der Sonderbeauftragte machte eine schwer zu deutende Geste, die offenbar zeigen sollte, dass er sich zu dieser Frage nicht zu äußern gedachte.
    »Ich will es mal so sagen«, begann Berg vorsichtig. »Ich glaube, wir haben es hier vor allem mit einer schlechten persönlichen Chemie zu tun. Ich kann dir nur sagen, dass ich bisher noch keinen Grund dazu gehabt habe, Polizeidirektor Waltin zu misstrauen.« Abgesehen von seinen kleinen privaten Kindereien, aber darauf brauche ich hier ja wohl nicht einzugehen, dachte Berg.
    Der Sonderbeauftragte begnügte sich mit einer leicht abwehrenden Geste.
    »Du bist natürlich über das strukturelle Problem im Bilde?«
    »Ich bin nicht ganz sicher, ob ich verstehe, was du meinst«, sagte Berg, noch immer vorsichtig.
    Die restliche Unterhaltung war auf einer so genannten prinzipiellen Ebene geführt worden. So nannte man es schließlich, wenn jemand wie der Sonderbeauftragte jemanden wie Berg zusammenstauchte. Dem Sonderbeauftragten zufolge ergab Bergs strukturelles Problem sich ganz logisch aus der Art, wie er seine Aktivitäten kontrollierte. Wer kontrollierte den letzten Kontrollierer in der Kette? Vor allem, wenn er so versteckt arbeitete wie Waltin?
    »Das ist ein unlösbares Problem«, sagte Berg. Über das Leute wie du schrecklich gern reden, dachte er.
    Durchaus nicht unlösbar, fand der Sonderbeauftragte auf seinem hohen Posten. Seiner Ansicht nach ging es einfach darum, zur Organisation und deren Aktivitäten ein dialektisches Verhältnis zu entwickeln. Konkurrenz und Gegensätze in die Strukturen einzubauen, wäre eine ausgezeichnete Kontrollmöglichkeit auch für das Treiben der verschiedenen Bereiche.
    »Und was soll dann aus dem Betriebsfrieden werden?«, fragte Berg. Dialektisch, dachte er. Ob er wohl Kommunist ist? In seinen Unterlagen stand nichts davon, aber seine Argumentationsweise war gefährlich verdächtig.
    »Denk mal darüber nach«, sagte der Sonderbeauftragte und zuckte zum Abschluss mit den Schultern. Und plötzlich schrillten Bergs innere Alarmglocken wieder los.
     
    *
     
    Am Freitag hatte Berg Waltin darüber informiert, dass das Kapitel Krassner nunmehr als abgeschlossen galt, und obwohl es im Grunde ja eine ernste Angelegenheit gewesen war, hätte alles noch viel schlimmer ausgehen können, etwa wenn Waltin sich so leichtsinnig aufgeführt hätte wie sonst. Ein maßgeschneidertes Schulterzucken, dachte Berg. Wenn ich nichts unternehme, dann kriege ich mit Sicherheit auch noch ein parlamentarisches Nachspiel an den Hals.
    »Was wirst du mit diesem senilen Cognactrinker machen?«, fragte Waltin, der keiner war, der ein Blatt vor den Mund nahm.
    »Ich kämpfe noch mit der Frage«, sagte Berg, der schon beschlossen hatte, Forselius die Priorität zu entziehen, und der nicht vorhatte, das irgendwem zu erzählen. Waltin schon gar nicht.
    »Wenn du willst, kann ich ihm eine Rechnung schicken«, sagte Waltin und lächelte wie ein satter Wolf. »Er hat mich an die tausend Arbeitsstunden gekostet.«
    »Na ja«, sagte Berg abwehrend. »Das findet sich schon.« Schlimmstenfalls kannst du ja deine Uhr versetzen, dachte er, aber das sagte er natürlich nicht.
    Stattdessen begnügte er sich damit, allgemeine Anweisungen für die weitere Arbeit zu geben: eine Übersicht über antidemokratische Kräfte bei Militär und Polizei zu erstellen, Kurden und andere Terrororganisationen im Blick zu behalten, Schreckensszenarien gegen den Ministerpräsidenten und andere Stützen der Gesellschaft aufzuzeigen – um die Sache noch einmal

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