Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
in groben Zügen zusammenzufassen.
Uns selbst den Dolch in den Rücken stoßen, Wichtel und Weihnachtsmänner, Krassner und andere Glühwürmchen, das klingt doch wie ein hervorragender Arbeitsplan, dachte Waltin bei sich, schwieg aber.
»Fine with me«, sagte Waltin. Er hatte natürlich wichtigere Dinge zu tun.
*
Am Samstag hatte sich der Sonderbeauftragte des Ministerpräsidenten zum alljährlichen Weihnachtsessen der Turinggesellschaft im Festlokal des noblen Herrenclubs Stora Sällskap getroffen. Es war eine lockere Zusammenkunft, wenn auch in Frack und vollem akademischen Ornat, zum Gedenken an einen der Größten, der ebenfalls sein Leben zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters gelebt und dann beschlossen hatte, ihm eigenhändig ein Ende zu setzen, als die Kälte um ihn herum zu greifbar geworden war.
Dieses Weihnachtsessen fand jedes Jahr am ersten Samstag im Dezember statt, da man auf genügend Zeit und gute Formen achtete. Die Speisenfolge und die Mehrzahl der Teilnehmer hatten sich seit Kriegstagen nicht verändert. Zuerst gab es ein schlichtes Cognacbüffet und ein paar Gläser im Stehen, bei denen sogar von Gicht geplagte Professoren ungezwungen miteinander plaudern konnten. Danach ein traditionelles bürgerliches Essen, das immer damit endete, dass die Portweinkaraffe herumgereicht wurde, worauf man sich zu Kaffee und Cognac in einen anderen Raum begab. Forselius hatte seinen alten Schüler zur Seite geführt, und nun saßen sie in Sesseln in der Ecke, die für private Unterhaltungen über Themen wie die Geheimhaltungsgesetzgebung des Landes am geeignetsten erschien.
»Hast du deine Professur noch, oder bezahlen die Sozis so verdammt wenig, dass du dir keinen zivilen Frack mehr leisten kannst?«, grunzte Forselius und nickte zu den akademischen Eichenlaubranken um den schwarzen Samtkragen des Sonderbeauftragten hinüber.
»Die Stelle habe ich noch, und mein Gehalt bekomme ich, um mir ein Pferd halten zu können, danke der Nachfrage«, sagte der Sonderbeauftragte. Du änderst dich auch nicht mehr, du alter Arsch, dachte er mit der Wärme, die sich nach einem guten Essen ganz folgerichtig einstellt.
»Nimm dich vor diesen Mistkerlen in Acht«, mahnte Forselius. »Sonst bist du der Nächste, der kopfüber aus dem Fenster fliegt.«
»Die, mit denen ich gesprochen habe, behaupten, dass es Selbstmord war«, sagte der Sonderbeauftragte. Und ich verspreche dir, ich werde auf mich aufpassen, sowie der Wahlkampf begonnen hat, dachte er.
»Natürlich«, schnaubte Forselius. »Sagt das der Kerl mit der goldenen Uhr?«
»Sag mir Bescheid, wenn ich mich irre«, meinte der Sonderbeauftragte. »Aber warst du das nicht, der Kontakt zu ihm aufgenommen hat?«
»Ich hatte mich an Berg gewandt, ja«, sagte Forselius. »Berg ist schon in Ordnung, ein bisschen einfältig zwar, wie alle Polizisten eben, aber schlicht und sympathisch und ein netter Umgang. Tut immer, was man ihm sagt.«
Aber hallo, dachte der Sonderbeauftragte, der einer anderen Generation angehörte als sein Mentor.
»Was hätte ich denn tun sollen?«, fragte er dann.
»Den Stab damit beauftragen. Zu meiner Zeit haben wir das immer so gehandhabt. Du weißt doch wohl, wie die Sicherheitspolizei über Leute wie dich und deinen Chef denkt? Wenn überhaupt jemand, dann sollte der das ja wohl wissen.«
Ab und zu redest du ganz schön viel Unsinn, dachte der Sonderbeauftragte im Stillen.
»Warum um alles in der Welt hätte die Sicherheitspolizei einen Typen wie Krassner umbringen sollen?«
»Manchmal mache ich mir wirklich Sorgen um dich«, sagte Forselius und musterte seinen ehemaligen Schüler mit strengem Blick. »Um seine Papiere in die Hände zu bekommen, natürlich.«
»Seine so genannten Papiere enthielten vor allem Unsinn, wirklich nur puren Unsinn.«
»Das sagen sie, ja«, sagte Forselius. »Und was würdest du selbst sagen, wenn du dir das mal genauer überlegst?«
Dass das alles nur Unsinn ist, dachte der Sonderbeauftragte, aber er hatte keinesfalls vor, Forselius darüber in Kenntnis zu setzen.
*
Waltin hatte beschlossen, dieses Wochenende auf seinem Erbhof in Sörmland zu verbringen. Seine Wohnung in Norr Mälarstrand reichte zwar für seine normalen Bedürfnisse vollkommen aus, und er hatte ziemlich viel Geld in die Schallisolierung und die technische Ausrüstung gesteckt, die er für seine privaten Dokumentationen benötigte, aber für die empfindliche Einführungsphase brauchte er doch
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