Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
größere Abgeschiedenheit.
Komfortabel und abgelegen. Landwirtschaft und Wald waren längst verpachtet, und das zu einem für diese Zeiten durchaus anständigen Preis. Den Angestellten war gekündigt worden, und sie waren weggezogen, weshalb in der Nähe keine menschlichen Augen oder Ohren mehr vorhanden waren, die Dinge sehen oder hören konnten, die sie nichts angingen. Es war also, kurz gesagt, keine Hilfe zu erwarten, und seine Schulung der kleinen Jeanette lief wirklich ganz nach Plan. Da sie keine Ahnung von der Wirklichkeit hatte, in der er lebte und die bald auch zu ihrer Wirklichkeit werden sollte, schien sie das Ganze denn auch nur für eine Art sexuelles Rollenspiel zu halten, das ihr eher verlockend als beängstigend vorkam.
Schon am vergangenen Wochenende hatte er in ihrer Beziehung einen Durchbruch erzielt. Er lobte sich selbst für die geniale Idee dieser Süßigkeitentüte, da ihr gieriger Appetit auf Lakritz und Gummibärchen und die darauf folgende Bestrafung ihm eine hervorragende Gelegenheit geboten hatten, zum Rasierer zu greifen und den störenden Haarwuchs zwischen ihren Beinen zu entfernen. Jetzt sah sie überaus ansprechend aus: klein und schmächtig mit ihrem dünnen, fast knabenhaften Körper und ihrem ganz und gar nackten Schoß. Wenn nur die Haare auf ihrem Kopf noch schneller wüchsen, dann könnte sie mit zwei geflochtenen Zöpfchen fast perfekt aussehen. Die kleine Jeanette, 13, dachte Waltin mit all der Liebe und all der Hoffnung auf die Zukunft, die er überhaupt nur aufbringen konnte. Sogar die Dokumentation ihrer jungen Beziehung war über alle Erwartungen gut gelungen. Er besaß bereits ausreichend Bilder- und Klangfolgen, um seiner Fantasie in einsamen Momenten Nahrung zu geben und jeglichen Aufruhr bereits im Keim zu ersticken. Alles sprach dafür, dass Jeanette zu einem seiner erfolgreichsten Projekte werden konnte.
Warum kann er nicht einfach ficken wie ein normaler Mensch, überlegte Kriminalassistentin Jeanette Eriksson, die an diesem Wochenende mehr Zeit damit verbracht hatte, mit ihrem immer röter werdenden Hintern über den Knien ihres Liebhabers zu liegen, als der Leitende Polizeidirektor Claes Waltin zwischen ihren Beinen zugebracht hatte. Sie war resigniert und reichlich verwirrt, und nicht einmal Krassner, der jetzt doch immerhin seit über vierzehn Tagen tot war, ließ ihr Ruhe. Etwas an der Sache stimmte nicht, und schließlich hatte sie Waltin sogar gefragt, und sei es nur, um sich ein wenig Ruhe zu verschaffen. Und um ihn bestenfalls auf andere Gedanken zu bringen als auf die verschiedenen Möglichkeiten, ihren Hintern zu bearbeiten.
»Etwas verstehe ich nicht«, begann sie zögernd und mit dem schamhaft gesenkten Blick, den ihre neue Lage erheischte.
»Du verstehst so viel nicht«, sagte Waltin mit Wärme und Maltwhisky in der Stimme.
»Und zwar etwas, das Dani … das M’Boye an dem Abend erzählt hat, als wir zurückgekommen sind und entdeckt haben, dass Krassner Selbstmord begangen hatte«, sagte sie dann.
»|a«, sagte Waltin und runzelte gereizt seine sonnenbraune und ansonsten glatte Stirn. Ob sie wohl mit diesem verdammten Neger gevögelt hat?, überlegte er, aber allein die Vorstellung war entsetzlich, also verdrängte er sie gleich wieder.
»Als er mit den Kollegen gesprochen hat«, fügte sie rasch hinzu. »Mit diesem Wiijnbladh von der Spurensicherung und diesem fiesen kleinen Typen von der Ermittlung.«
Aus irgendeinem Grund, den sie nicht begriff, verschwand die Runzel von Waltins Stirn, und er sah plötzlich zufrieden und neugierig aus.
»Ich höre«, sagte er.
Daniel war zu spät gekommen. Sie waren für sieben Uhr verabredet gewesen, aber er war erst eine Viertelstunde später aufgetaucht. Auf der Schwelle zum Studentenwohnheim war er außerdem Krassner begegnet, der gerade das Haus betreten wollte. Das musste so zehn, zwölf Minuten nach sieben gewesen sein. Kurz und gut, diese Zeiten stimmten nicht mit denen überein, zu denen die Kollegen ihre Durchsuchung von Krassners Zimmer hatten durchführen wollen.
»Gut gedacht, Jeanette«, sagte Waltin lobend. »Da hatten wir wirklich mehr Glück als Verstand.«
Danach erzählte er ihr, dass sein Mann vor Ort gegen seine Anweisungen verstoßen und bereits um zwanzig vor sieben mit der Arbeit begonnen hatte, als M’Boye noch auf seinem Zimmer gewesen war. Krassners Wohnung war klein und wies auch kein interessantes Material auf, und deshalb war die Durchsuchung, für die eine Stunde
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