Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
Theorie auf, nach der sein bester Freund beim Pferderennen gewonnen hatte.
»Kaffee und Cognac werden mir gut tun«, sagte Johansson abwehrend, als sein Freund sich zwischen den vielen Flaschen zu schaffen machte. Jetzt spürte er den Schnaps, den er zum Essen getrunken hatte, und jetzt auch noch Zucker ins Feuer zu gießen, war wirklich nicht anzuraten.
Jarnebrings Bekannte und ihre Freundin tranken mit offenbarem Entzücken Sahnelikör – die lesen sicher keine Bücher, dachte Johansson-, und nun bekam er endlich eine Antwort auf seine Grübeleien.
»Ach, ist das lecker«, sagte die Freundin aus Skövde und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe. »Du kannst deinen Kontaktmann nicht bitten, mir auch ein paar Flaschen zu besorgen?«
»Ich werd ihn mal fragen«, sagte Jarnebring, lachte und hob sein Glas.
Hultman, dachte Johansson. Was Jarnis dem wohl für einen Gefallen getan hat? Und wenn Jarnebring nicht sein bester Freund gewesen wäre, hätte er sich sicher ein wenig Sorgen gemacht.
Es war schon nach Mitternacht, als Johansson sich endlich besann und beschloss, es sei höchste Zeit, nach Hause zu fahren. Nicht, dass er wirklich angeschlagen gewesen wäre, in der letzten Stunde hatte er sich mit Mineralwasser begnügt, aber in zwölf Stunden musste er hinter dem Lenkrad sitzen. Besser, zu gehen, wenn es am Schönsten war.
»Jetzt muss ich mich empfehlen«, sagte Johansson. »Das hier habt ihr nicht umsonst getan, und sagt rechtzeitig vor der Hochzeit Bescheid, damit ich mich revanchieren kann.«
Jarnebring hatte gute Miene dazu gemacht, wenn er auch, als niemand ihn ansah, die Augen verdreht hatte. Die Gastgeberin hatte gekichert und gelacht und ihn mitten auf den Mund ge- küsst, und ihre Freundin hatte offenbar beschlossen, Johanssons Beispiel zu folgen.
»Ich habe gehört, dass du auch in Söder wohnst«, sagte sie und bedachte Johansson mit einem Lächeln und einem abschätzenden Blick. »Wenn du nichts dagegen hast, könnten wir uns zusammen ein Taxi nehmen?«
»Aber sicher«, sagte Johansson. Hier hast du ja voll ins Schwarze getroffen, Alter, dachte er.
Freitag, 20. Dezember
Gepackt hatte er schon am Vortag. Kleidung, Weihnachtsgeschenke für die engste Verwandtschaft, Bücher und Krassners nachgelassene Papiere, für den Fall, dass er an einem der Tage nichts Besseres zu tun hätte, alles lag in seinen Taschen. Den Wagen, den sein Bruder für ihn besorgt hatte, hatte er schon am Morgen geholt, ehe er ins Büro gefahren war, und danach hatte er nur noch durch das Haus wandern und fröhliche Weihnachten wünschen und viel zu viel Kaffee trinken müssen. Zu Mittag wollte er irgendwo unterwegs essen. Unmittelbar, ehe es zwölf schlug, überreichte er seiner Sekretärin ein Weihnachtsgeschenk, was ihm ein überraschtes Lächeln, nicht mehr und nicht weniger überrascht, als er erwartet hatte, und einen Dankeskuss auf die Stirn eintrug.
Danach war er mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage gefahren und hatte sich in den großen Mietwagen gesetzt, der ihn nicht eine einzige Krone kostete, denn dafür sorgte sein großer Bruder, der in dieser Branche tätig war, er hatte nette Bigbandmusik in den Rekorder eingelegt und Kurs nach Norden eingeschlagen. Knapp vierhundert Kilometer macht knapp vier Stunden, dachte Johansson, als er Essingeleden verließ, und zwar gerade noch rechtzeitig, wenn er von dem spärlichen Vormittagsverkehr ausging.
XIV
Und alles, was blieb, war die Kälte des Winters
Stockholm im Dezember
Der Dezember hatte für Bäckström und seine Kollegen ungewöhnlich gut begonnen. Zu Beginn der Luziawoche waren sie zur traditionellen Weihnachtskonferenz mit der Fähre nach Finnland gefahren. Sie hatten sich, noch ehe sie an Bord gingen, bereits eine tüchtige Grundlage angetrunken, und als Bäckström und die anderen das Schlimmste ausgepisst hatten, ehe sie sich zum Mittagessen hinsetzten, war Fylking auf der Treppe zum Scheißhaus auf die Nase gefallen, das alles, noch ehe sie die Ausfahrt Lidingölandet passiert hatten.
Verdammt, das ist doch zu schön, um wahr zu sein, dachte Bäckström. Was für ein scheißphänomenaler Anfang!
Zuerst hatten er und die Kollegen einfach stumm daneben gestanden und ihn angestarrt, als er auf dem Boden lag, den Suffkopp noch dazu in einem seltsamen Winkel zur Brust, dann hatte Rundberg, der pflichtbewusste Arsch, seine Schulter gepackt und ihn geschüttelt und etwas von einem Arzt gefaselt, und darauf
Weitere Kostenlose Bücher