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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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mitteilte, sie wolle sich scheiden lassen? Wie blöd kann man sein?, fragte sich Bäckström.
    Als der Kameltreiber seine Alte und das Gör abgemurkst hatte, hatte er sich offenbar auch gleich selber erledigen wollen, aber dabei hatte er kein Glück gehabt. Wie es in solchen Fällen häufig vorkam, hatte ihn sein Mut im Stich gelassen, als sein eigenes Wohlbefinden auf dem Spiel stand. Zuerst hatte er versucht, sich in den Kopf zu schießen, aber natürlich hatte er den verfehlt und sich einfach einen Mittelscheitel gezogen, und als die Kollegen von der Bereitschaft eingetroffen waren, saß er in der Küche und sägte mit einem alten Brotmesser an seinen Handgelenken herum. Ein ganz normaler Kanakenmord also, und das Empörendste daran war wohl, dass der Arsch einen Waffenschein für zwei Gewehre hatte, einen Elchstutzen und ein Schrotgewehr. Offenbar hatte er seine Jagdprüfung bestanden, und diese haltlosen Kollegen beim Ordnungsamt hatten ihm daraufhin die Jagdwaffen gestattet. Wieso kann so ein Mistkerl eine Jagderlaubnis bekommen? Und das noch dazu in Schweden, überlegte Bäckström.
    Der Rest war reine Routine gewesen. Glücklicherweise hatte er den kleinen Schwulen Wiijnbladh von der Spurensicherung da- zuholen können, deshalb hatten sie die Untersuchung des Tatortes bald hinter sich gebracht, den Kanaken hatten sie mit besten Empfehlungen dem jüngeren Kollegen überlassen, der leichte Fälle zum Üben brauchte, ehe er mit einem Ernstfall konfrontiert wurde, und an dieser Stelle ging dann natürlich alles schief. Wie immer, wenn keine echten Profis in der Nähe waren. Der jüngere Kollege hatte ganz einfach gewaltig gepatzt, und der Onkel Doktor hatte den Arsch sofort dermaßen mit Medikamenten abgefüllt, dass er nicht mehr ansprechbar gewesen war. Wie verdammt blöd kann man eigentlich sein?, überlegte Bäckström. Hier hatte der Kollege die besten Aussichten darauf gehabt, dem Kerl ein richtiges Geständnis abzupressen, aber jetzt lag der mit schielenden Augen und Schläuchen in allen Armen auf der Intensivstation.
    »Du hast nicht zufällig vor, zur Stadtmission überzuwechseln?«, fragte Bäckström und starrte den bescheuerten kleinen Mistkerl an, als der aus dem Krankenhaus zurückkehrte und nun in Bäckströms Zimmer stand und sich darüber beschwerte, dass er seine Arbeit nicht hatte tun können.
    Der Onkel Doktor war offenbar so ein mündiger Bürger, der sich schrecklich ernst nahm, und das wirklich zu jeder Gelegenheit. Er hatte den Mörder in die Psychiatrie gesteckt, und da lag er nun und hielt ganz einfach die Fresse. »Zutiefst deprimiert, nicht ansprechbar und mit dem klaren Risiko eines langwierigen psychotischen Zustandes«, wie auf dem Fax stand, das Höchstderselbe als Antwort auf Bäckströms freundliche Bitte um ein Gespräch mit dem Arsch geschickt hatte. Die wollen mir den Kanaken klauen, diese Wichser, und ihn zu Ostern als geheilt entlassen, und dann ist er plötzlich frei wie ein Vogel und gesund wie ein Ochse, dachte Bäckström, der so was nicht zum ersten Mal erlebte. Aber das wollen wir doch erst mal sehen, dachte er und ging zu Vollsuff, um sich ein wenig Schützenhilfe zu holen.
    Leider hatte er keinen glücklichen Zeitpunkt erwischt. Sein geehrter Chef war offenbar von seinem Kater eingeholt worden, was wohl nur bewies, dass nicht einmal ein Suffkopp wie er die vor Weihnachten angesetzten Saufereien unbeschadet überstehen konnte. Vollsuff war ausgesprochen sauer gewesen und hatte Bäckström für alles verantwortlich gemacht, obwohl der nun wirklich nichts dafür konnte. Von weiteren Sonderaufträgen konnte vor Weihnachten nicht mehr die Rede sein. Dagegen hatte er sich ausführlich darüber verbreitet, dass Bäckström die Möglichkeit vermasselt hatte, mit einem Geständnis aus dem Krankenhaus zurückzukommen.
    »Wie verdammt blöd kann man eigentlich sein?«, brüllte Vollsuff auf seine mitfühlende Art und knallte die Faust auf den Schreibtisch.
    Also hatte Bäckström zu Kreuze kriechen, seine Siebensachen zusammenraffen und persönlich zum Krankenhaus fahren müssen, um den Kanaken zu verhören. Es war natürlich am späten Abend, denn da konnte er sicher sein, dass dieser verdammte Arzt zu Hause saß und zusammen mit den übrigen Rotweinlinken seinen Sieg über die Gerechtigkeit feierte. Darauf ist erst mal geschissen, dachte Bäckström, als er neben dem Bett sein Tonbandgerät aufbaute. Der Kanake spielte das Irrenhausspiel und starrte aus leeren, braunen,

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