Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
hatte Vollsuff sich plötzlich gerade aufgesetzt und sie aus blutunterlaufenen Augen angestarrt.
»Ihr feigen Ärsche«, fauchte er. »Wo bleibt der Applaus?«
Danach war alles wieder gewesen wie immer. Zum Mittagessen hatte Lindberg etwas davon gefaselt, dass niemand mehr als einen Schnaps trinken solle, schließlich waren für den Nachmittag Besprechungen angesetzt, aber da hatte der alte Vollsuff, der nun wirklich wieder so war wie immer, ihm befohlen, die Fresse zu halten und seinen Mund zum Essen zu benutzen. Danach hatte er mit Bäckström angestoßen. Zuerst hatte er ihn nur wie üblich angeglotzt, dann hatte er plötzlich gegrinst und sein Glas gehoben.
»Prost, Bäckström«, sagte Vollsuff. »Mehr Glück beim nächsten Mal, wie wir bei der Fahne gesagt haben.«
Über den alten Vollsuff kann man sagen, was man will, aber er ist hart im Nehmen, dachte Bäckström, der schon beim vierten Glas angekommen war und ein wenig sentimental wurde.
»Prost, Chef«, sagte Bäckström, »ich bin keiner, der sich beklagt.«
Offenbar war das die richtige Antwort gewesen, denn Vollsuff hatte gegrinst wie ein alter Schlagbär und ihn zum fünften eingeladen.
Als sie in Helsinki ankamen, schlich Bäckström sich von der restlichen Gesellschaft davon. Er rief einen finnischen Kollegen an, der über gute Kontakte verfügte und in der richtigen Branche tätig war. Sie hatten eine Bar besucht, wo sie zwei Estinnen aufgerissen hatten, und waren dann zu viert zu diesem Kollegen gegangen. Bäckström hatte es seinem Exemplar so richtig besorgt. Es war eine kleine fette Brünette mit großen Titten und ziemlichem Tempo in ihrer kleinen Ratte. Sie und ihre Freundin hielten sich illegal in Finnland auf, weshalb sie keine großen Schwierigkeiten machten, als es um den Preis ging und nachdem Bäckström und der Kollege ihnen erzählt hatten, was sie von Beruf waren. Beim Abschied hatte die Frau Bäckström sogar gefragt, ob sie sich nicht wiedersehen könnten, in Stockholm vielleicht?
Davon kannst du nur träumen, du geiles Schweinchen, dachte Bäckström, als er lange vor der Abfahrtszeit an Bord taumelte. Aus purer Neugier hatte er auch im Seminarraum vorbeigeschaut, und dort saß Lindberg und spielte Seminarleiter, zusammen mit Krusberg, noch so ein pflichtbewusster Arsch, und zwei von den jüngeren Talenten, die wohl keine große Auswahl hatten. Bäckström setzte sich ein Weilchen dazu, um seine müden Füße auszuruhen, während Lindberg sich über eine sinnlose Statistik verbreitete, die kein echter Polizist ausfüllen würde. Danach ging er zu den anderen, die sich in der Bar versammelt hatten, um sich vor der Abfahrt aufzuwärmen. Und danach war alles wieder wie immer.
Als sie am Tag vor dem Luziafest wieder auf der Wache waren, nahm der alte Vollsuff Bäckström beiseite und fragte, ob er sich nicht um die praktischen Details für die Luziafeier kümmern könnte, damit die Sache nicht allzu teuer würde. Bäckström wusste genau, was gemeint war, und obwohl es wirklich in letzter Minute war, hatte er doch einen Kontaktmann bei der Hafenpolizei erreicht, und der hatte einen weiteren Kontaktmann aktiviert, der seinerseits einen Karton gemischte Leckereien zu einem anständigen Preis besorgt hatte.
»Man will ja nicht die gesamte Altenpflege bezahlen müssen, nur um sich ein Tröpfchen zu gönnen«, sagte Vollsuff zufrieden, als Bäckström nach ausgeführtem Auftrag seine Beute anbrachte.
Danach hatte man Luzia gefeiert, wie die guten alten Traditionen es verlangten, und Bäckström hatte während des Wochenendes dann auch nicht Dienst zu schieben brauchen. Vollsuff, der alte Ehrenmann, hatte ihm einen Spezialauftrag verpasst und alle Überstundenbescheinigungen ausgeschrieben, die er brauchte, um seinen müden Kopf auszuruhen und mit gutem Gewissen das Wochenende zu genießen.
Auch der Montag hatte nicht schlecht angefangen. Er hatte kaum einen Fuß auf die Wache gesetzt, als eins der jüngeren Talente atemlos hereingestürzt war und einen Doppelmord draußen in Bromma gemeldet hatte, der Bäckströms sofortigen und professionellen Einsatz erforderte.
Leider war es viel weniger nett gewesen, als es sich angehört hatte. Trotz der feinen Adresse hatte es sich um einen schnöden Kanakenmord gehandelt. Ein durchgeknallter Iraner hatte seine Frau und seine kleine Tochter erschossen. Die Frau war zwar eine Schwedin, aber was zum Teufel erwartete sie denn, wenn sie zuerst so einen heiratete und dem Arsch dann auch noch
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