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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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schwedische Kronen gebucht. Einen Betrag, der dem durchschnittlichen Jahresgehalt von fünfzig schwedischen Industriearbeitern jener Zeit entsprach. Das wusste Johansson, denn er hatte eben erst mit Hilfe eines in der Bibliothek in Sundsvall ausgeliehenen Buchs sein sozialgeschichtliches Wissen aufgefrischt.
    In den folgenden zwei Jahren war es noch besser gelaufen, an die sechzigtausend Dollar im Jahre 1950, an die siebzigtausend im folgenden Jahr. Aber danach musste mit Pilgrim oder seiner Tätigkeit oder der Branche insgesamt etwas passiert sein, denn nur ein Jahr später waren die Zahlungen auf fünfundzwanzigtausend Dollar zurückgegangen, und 1953 waren sie dann mehr oder weniger wieder am Anfang angekommen, für das ganze Jahr waren schnöde 9 085 Dollar und 25 Cent verzeichnet.
    Krassner zufolge war die Erklärung bei Pilgrim selbst zu suchen. Er hatte andere und wichtigere Dinge zu tun gehabt und angefangen, sein Engagement als Studentensprecher und seine Tätigkeit als Geheimagent auszubauen. Die von ihm in die Wege geleiteten Tätigkeiten sollten anderen überlassen werden, und zu allem hatte Buchanan übrigens gute Miene gemacht.
    Höchste Zeit, Feierabend zu machen, dachte Johansson, denn die Uhr in seinem Bauch schrie schon nach dem Abendessen, und die an seinem Handgelenk ließ keine Einwände hören.
    Sein Bruder war von seinen Geschäften zurückgekehrt, und nach dem Essen hatten sie vor dem Wohnzimmerkamin gesessen und vor dem Schlafengehen noch ein Glas geleert.
    »Na«, sagte Johanssons großer Bruder auffordernd und neugierig. »Wie geht’s denn so?«
    »Wie meinst du das?«, fragte Johansson mit freundlichem Lächeln.
    »Ich höre von meiner Frau, dass du den ganzen Tag allein vor dich hinbrütest«, sagte sein Bruder. »Bist du mit irgendwelchen Geheimnissen beschäftigt?«
    »Nein«, sagte Johansson und schüttelte den Kopf. »Ich lese einfach nur ein Buch.«
    »Ich wusste nicht, dass Bücher neuerdings als Loseblattsammlung herausgegeben werden«, sagte sein Bruder und lachte.
    »Es ist noch nicht gedruckt«, sagte Johansson.
    »Ich habe durch das Fenster geschaut, ehe ich gestern Morgen gefahren bin«, erklärte sein Bruder. »Aber du hast offenbar nichts gesehen. Steht da denn was Interessantes drin?«
    »Na ja«, sagte Johansson. »Erinnerst du dich an die DC 3, die die Russen draußen über der Ostsee abgeschossen haben, als ich noch klein war?«
    »Ja«, sagte sein großer Bruder und nickte. »Das weiß ich noch, denn da hat unser Vater den Elchstutzen einsatzbereit gemacht, obwohl es noch fast drei Monate bis zur Elchjagd waren. Haben die nicht auch noch mehr abgeschossen?«
    »Eine Catalina, die die DC 3 suchen sollte«, sagte Johansson. »Das war am 16. Juni 1952. Das mit der DC 3 war drei Tage früher, am dreizehnten.«
    »Daran kann ich mich noch erinnern«, sagte Johanssons großer Bruder und grinste. »Papa Evert war außer sich, und wenn du bedenkst, was für ein mieser Schütze er war, dann können wir von Glück sagen, dass die Russen uns danach nicht weiter genervt haben.«
    »Die Russen haben sie abgeschossen, weil es Spionageflugzeuge in amerikanischem Auftrag waren«, sagte Johansson.
    »Du solltest solchen Scheiß nicht lesen«, sagte sein großer Bruder und seufzte resigniert. »Du warst schon als Kind so, das weiß ich noch. Du hast jede Menge Scheiß gelesen und zu allem Überfluss auch noch alles geglaubt. Zwischendurch habe ich wirklich gedacht, dass mit dir irgendwas nicht stimmt.«
    »Das sollte ein Witz sein«, sagte Johansson. »Prost übrigens.«
    »Du sollst nicht solchen Scheiß lesen«, sagte sein Bruder noch einmal. »Sieh mich an. Ich habe, seit ich mich selbst verteidigen kann, weder Brei gegessen noch ein Scheißbuch gelesen, und ich schwöre jeden Scheißeid darauf, dass ich in einem Monat so viel verdiene wie du in einem Jahr. Prost übrigens.«
    Sicher, dachte Johansson und hob zustimmend sein Glas. Genau darum geht es hier.
    Am folgenden Morgen, als er sich gerade zur täglichen Runde Krassner-Papiere hingesetzt hatte, rief Wiklander ihn an, obwohl Samstag war.
    »Ich habe die Nummer von deinem Bruder bekommen«, erklärte er. »Es geht um diese Grafen und Barone, die dich neuerdings interessieren.«
    »Bist du an einem Samstag im Büro?«, fragte Johansson. Aus Wiklander kann noch was werden, dachte er.
    »Ich muss Dienst schieben«, erklärte Wiklander. »Wollte eigentlich im Januar auf die Kanarischen Inseln fliegen, aber diese Feiertage blasen

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