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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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einem doch die Kohle aus der Brieftasche.«
    »Ich höre«, sagte Johansson, der in seinem ganzen Leben noch nicht auf den Kanarischen Inseln gewesen war und auch nicht hinwollte, obwohl er ein echter Polizist war.
    Sogar Wiklander hatte eine Weile suchen müssen, denn keiner der Gesuchten tauchte in den Registern oder Archiven der Polizei auf, und er hatte fast schon geglaubt, außer Haus Hilfe suchen zu müssen, doch dann war ihm plötzlich ein Gedankenblitz gekommen.
    »Dann ist mir Kollegin Söderhjelm von unserer Betrugsabteilung eingefallen«, erklärte also Wiklander, »und dann ging mir auf, dass die doch selber eine ist.«
    »Was für eine?«
    »Ja, adlig eben«, erklärte Wiklander. »Und die wissen doch immer alles übereinander.«
    Johansson konnte sich nur vage an die jüngere Kollegin erinnern. Durchtrainiert und nett, ohne sich auf irgendeine Weise einzuschmeicheln, eine Kombination, die in der Welt, in der er aus freien Stücken sein Leben zubrachte, nur allzu selten war.
    »Ich höre«, sagte Johansson.
    »Ja, die wissen offenbar alles übereinander«, wiederholte Wiklander. »Sie ist entfernt mit diesem von Wrede verwandt. Sie hat mir ein Gespräch mit jemandem von Riddarhuset vermittelt. Das ist so ein Verein für Adelige«, erklärte er seinem offenbar ahnungslosen Chef.
    »Ich höre«, sagte Johansson. Komm endlich zur Sache, dachte er und verspürte eine leichte Irritation, als er die Papierstapel auf seinem Tisch betrachtete.
    »Die sind tot«, sagte Wiklander. »Alle, bis auf diesen Mathefrosch. Aber der ist ja offenbar nicht von Adel. Irgendeine alte Pastorensippe aus Västergötland, meint die Söderhjelmsche. Sozusagen halbfein.«
    Alle in die Sache verwickelten Adligen waren also tot, und wenn Kollege Wiklander Recht hatte, dann waren sie allesamt eines natürlichen Todes gestorben. Als Erster Rittmeister Graf Lewenhaupt, der schon 1948 einer Tropenkrankheit erlegen war, die er sich auf einer Safari in Afrika geholt hatte.
    »Irgend so ein komischer Wurm, der unter seine Haut gekrochen ist und sich in seiner Leber niedergelassen hat. Er ist im Londoner Tropenkrankenhaus gestorben«, teilte Wiklander mit.
    Bilharzia, dachte Johansson, der kein gewöhnlicher Polizist war und alles Mögliche wusste.
    Fähnrich Freiherr von Wrede war 1961 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Wiklander zufolge war er mit seinem Sportcoupe gegen eine Stallwand auf seinem Landgut gebrettert.
    »Angeblich war er sternhagelvoll und hatte sich mit seiner Frau gestritten«, sagte Wiklander, der ein echter Polizist und normaler war als Johansson.
    »Und Björnstjerna?«, fragte Johansson. »Wann, wo und wie ist der gestorben?«
    »Scheint auch ein ganz normaler Todesfall gewesen zu sein«, sagte Wiklander und klang fast ein wenig enttäuscht. »1964 im Sofiaheim, Krebs. Auch er war noch nicht gerade alt. Jahrgang 1923.«
    »Und Forselius?«, beharrte Johansson. »Was hast du über den?«
    »Der lebt noch«, teilte Wiklander mit. »Aber er ist um einiges älter als die anderen. Scheint ein interessanter Typ zu sein. Er steht sogar im Lexikon. Ich hab in der Stadtbücherei vorbeigeschaut. Und mir ein paar Bücher angesehen, die er geschrieben hat.«
    »Stand da was Interessantes?«, fragte Johansson freundlich.
    »Natürlich«, sagte Wiklander. »Aber für mich waren das alles böhmische Dörfer, und dazu gab es eine Menge Ziffern, die ich nun überhaupt nicht beurteilen kann.«
    »Interessanter Typ?«
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat er ziemlich viel für die Kollegen von der Säpo gearbeitet«, sagte Wiklander. »Auch in jüngster Zeit noch, obwohl er inzwischen alt ist wie Methusalem. Wenn ich das nicht ganz falsch verstanden habe, dann hat er wohl dieses Computerprogramm für Codes und Chiffrierung und so hergestellt, mit dem die jetzt arbeiten.«
    »Du hast nicht mit irgendwem geredet?«, fragte Johansson, und aus irgendeinem Grund verspürte er eine leichte Unruhe.
    »Ist nicht meine Art«, wehrte Wiklander ab. »Das hab ich selbst rausgefunden.«
    »Du vergisst Kollegin Söderhjelm«, sagte Johansson freundlich.
    »Sie ist wie ich und zählt deshalb nicht«, sagte Wiklander kurz.
    »Wie gut«, sagte Johansson. »Was hast du sonst noch am Wochenende vor?«, fügte er kollegial hinzu, als passenden und versöhnlichen Abschluss.
    »Gleich nach Dienstschluss wollte ich Kollegin Söderhjelm zum Essen einladen«, sagte Wiklander. »Wirklich ein nettes Mädchen.«
    Schön zu hören, dass er

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