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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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entfachen und alte Politiker, deren Namen niemand mehr kannte, strategisch passende Memoiren veröffentlichen lassen. Man könnte sogar die eine oder andere kühne und von jugendlichem Engagement getragene journalistische Entlarvung servieren.
    Aber daran war im Moment noch nicht zu denken, und die Kombination aus jugendlichen Abenteuern des Ministerpräsidenten als Geheimagent und Krassners um einiges späteren Ambitionen als investigativer Journalist ergab eine Zeitzünderbombe, die unter dem Sofa tickte, auf dem der Sonderbeauftragte so gern lag, wenn er versuchte, seine Probleme zu lösen.
     
    *
     
    »Wie geht’s denn so, Bo?«, fragte Johansson und nickte in Richtung des breiten Goldrings an Jarnebrings Ringfinger, während er sich von der reichhaltigen Platte mit Antipasti bediente. »Ich hätte ja erwartet, dass sie dir einen mit einem Totenkopf kauft.«
    »Wie früher«, sagte Jarnebring, lächelte und zuckte seine breiten Schultern. »Verdammt tolle Frau übrigens. Die mit Totenkopf waren ausverkauft, und deshalb mussten wir ganz normale glatte nehmen«, sagte Jarnebring und spreizte die Finger.
    »Schön zu hören, wenn man bedenkt, dass ihr heiraten wollt«, sagte Johansson. »Dass sie eine tolle Frau ist, meine ich.«
    »Na ja«, sagte Jarnebring ausweichend. »Das natürlich, aber wir machen es ja nicht schon morgen.«
    »Du versuchst, Zeit zu gewinnen«, tadelte Johansson. »Prost übrigens.«
    »Nein«, sagte Jarnebring mit einem gewissen Nachdruck, sowie er Tante Jennys Glas hingestellt hatte. »Aber natürlich wird das eine gewisse Umstellung.«
    »Hast du nicht gesagt, alles sei wie früher?«, fragte Johansson.
    »Was ist denn in dich gefahren, Lars?«, fragte Jarnebring. »Hast du Probleme bei der Arbeit, oder ist das hier ein Verhör?«
    »Ich bin wahrscheinlich nur neidisch«, sagte Johansson und seufzte. Vielleicht sollte ich doch mal in diesem Postamt vorbeischauen, dachte er.
    »Und ich dachte, du wärst eifersüchtig«, sagte Jarnebring, zwinkerte ihm zu und zeigte sein übliches Wolfsgrinsen. »Selber Prost übrigens.«
    Danach war alles wieder wie immer gewesen. Ein wenig zu viel Schnaps vielleicht, was Johansson nicht ganz gut tat, während es Jarnebring wie üblich nicht zu beeinflussen schien, dazu die üblichen Geschichten in alten und neuen Schläuchen und der Durchgang der Ereignisse, die sich seit ihrer letzten Begegnung zugetragen hatten.
    »Wie macht sich denn der neue Job?«, fragte Jarnebring.
    »Du willst eine ehrliche Antwort?«, seufzte Johansson.
    »Natürlich«, sagte Jarnebring voller Überzeugung. »Was sollte denn werden, wenn Leute wie du und ich anfingen, einander zu belügen?«
    »Das ist wohl der ödeste Scheißjob, den ich in meinem Leben je gehabt habe«, sagte Johansson, und als es heraus war, ging ihm auf, dass er schon lange kein so wahres Wort mehr gesprochen hatte.
    »Dann hör doch auf«, sagte Jarnebring. »Geld hast du doch genug. Und du könntest bei der Ermittlung anfangen. Einer von den alten Uhus werden.«
    »Ja, das könnte ich«, sagte Johansson. »Aber das ist nicht das Problem.«
    »Was ist dann das Problem?«, fragte Jarnebring neugierig. »Müssen die den Laden dicht machen, wenn du aussteigst?«
    »Nein«, sagte Johansson. Nein, dachte er. Die würden sicher einen anderen finden.
    »Weißt du was?«, sagte Jarnebring und strich über seinen Arm. »Du kriegst jetzt ein paar gute Ratschläge.«
    »Ich höre«, sagte Johansson und nickte. Das tue ich wirklich, dachte er.
    »Hör auf zu quengeln, denn nur alte Weiber quengeln, und das steht dir nicht«, sagte Jarnebring. »Und überleg dir lieber gründlich, was du willst, und danach brauchst du nur noch dafür zu sorgen, dass du es auch bekommst. Schreib es auf einen Zettel und kleb ihn dir an den Spiegel, damit du nicht vergisst, was du dir selbst versprochen hast.«
    Zuerst entscheidet man, was man will, dann sorgt man dafür, dass man es auch bekommt, dachte Johansson. Klingt eigentlich ziemlich selbstverständlich.
    »Klingt gut«, sagte Johansson und nickte, denn er meinte es tatsächlich so. »Ich werd’s mir durch den Kopf gehen lassen. Wirklich«, betonte er.
    »Das reicht nicht, Lars«, sagte sein bester Freund und schüttelte den Kopf. »Du denkst ohnehin schon zu viel. Folg meinem Rat, dann geht alles wie von selbst.«
    »Ich werde deinem Rat folgen«, sagte Johansson und nickte. »Aber auf das mit dem Zettel scheiße ich.«
    Es wird höchste Zeit, dachte er.
     
    *
     
    Es gab eine

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