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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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willst nicht wissen, was auf dem Zettel steht?« Jarnebring schaute ihn erwartungsvoll an.
    Johansson riss sich zusammen und zuckte mit den Schultern. Jarnebring schob ihm den Zettel hin, und Johansson las die handgeschriebenen zwei Zeilen.
    »An honest Swedish cop. Police Intendent Lars M. Johansson Wolmar Yxkulls Gata 7 A, 116 50 Stockholm.«
    Johansson schaute den Zettel noch einmal an. Er hielt ihn vorsichtig zwischen Daumen- und Zeigefingernagel, und zwar aus alter Gewohnheit. Hier schien das überflüssig zu sein. Die grauschwarzen Flecken wiesen daraufhin, dass der Zettel bereits auf Fingerabdrücke untersucht worden war.
    Wie eine Visitenkarte, dachte Johansson. An die fünf Zentimeter lang und acht breit. In der Mitte gefaltet.
    Er sah Jarnebring an, und der machte ein Gesicht wie Johanssons Kinder früher am Heiligen Abend.
    »Da will uns irgendwer verarschen«, sagte Johansson. »Mich«, korrigierte er.
    »Das dachte ich auch. Zuerst dachte ich das. Jetzt bin ich ziemlich sicher, dass Krassner das selbst geschrieben hat.«
    »Erzähl«, sagte Johansson und ließ sich im Sessel zurücksinken. Aber er konnte es auch nicht lassen, zu dem kleinen Zettel hinüberzuschielen.
    Zuerst hatte Jarnebring dasselbe gedacht wie Johansson. Als er nach den üblichen effektiven Untersuchungen festgestellt hatte, dass eben jener Dienstanwärter Oredsson, der Krassners Schuhe und Kleider abgeholt und zu ihm gebracht hatte, auch die eine Hälfte der »ersten Streife vor Ort« gebildet hatte, und zwar die Hälfte, die den erwähnten Schuh in die Plastiktüte gesteckt, die Tüte versiegelt und sie mit dem Leichenwagen zur Gerichtsmedizin geschickt hatte, war ihm die Sache klar erschienen. Ich werde Leim aus dem Arsch kochen, dachte Jarnebring, und zehn Minuten später saßen Oredsson und Stridh vor seinem Büro auf dem Gang, und Oredsson wurde als Erster hereinbefohlen.
    Pech, dachte Stridh düster und schaute zu der verschlossenen Tür hinüber. Ob er ihn wohl umbringen will?, dachte er dann. Er hatte im Laufe der Jahre so allerlei über Jarnebring gehört, und da kam ihm das nicht unwahrscheinlich vor, auch wenn von der anderen Seite der Tür her kein Geräusch zu hören war. Karateexperte, dachte Stridh und wurde noch düsterer. So ein lautloser Schinder.
    Jarnebring nahm Oredsson eine Viertelstunde lang in die Mangel, ohne den Inhalt des Absatzes zu erwähnen. Oredsson war rot, schweißnass und sehr bald ziemlich verängstigt. Eins stand fest. Er hatte keine Ahnung, wovon Jarnebring da redete. Ich lausche der Stimme der Unschuld, dachte Jarnebring überrascht. Schickte Oredsson hinaus und ließ ihn Stridh gleich mitnehmen, natürlich, ohne sich genauer zu erklären oder um Entschuldigung zu bitten.
    »Dann habe ich Rosengren angerufen«, erzählte er jetzt.
    »Rosengren«, sagte Johansson. »Ist der nicht pensioniert? Der muss doch an die hundert sein.«
    »Diskretion Ehrensache«, sagte Jarnebring kurz. »Ich hab kein Vertrauen zu diesen Ärschen von der Spurensicherung«, erklärte er dann. »Die plappern und labern und lecken wie die Siebe. Außerdem ist Rosengren der Beste, der mir je untergekommen ist. Und er ist noch keine hundert, er ist fünfundsiebzig. Und er kann die Fresse halten.«
    »Aber was habt ihr gemacht?«, fragte Johansson. »Der Zettel ist doch bepinselt worden. Auf Abdrücke hin.«
    »Du warst offenbar noch nie bei Rosengren zu Hause. Er wohnt nicht in einer Wohnung, sondern in einem kriminaltechnischen Labor. Der Alte verdient sich seine Brötchen durch Untersuchungen für private Auftraggeber. Die ganze Skala, von Angestellten, deren Fingerabdrücke auf den Marmeladengläsern der Firma kleben, bis hin zu Briefen von Ehemännern, die sich nebenbei auch noch amüsieren.«
    »Ich dachte, er ist Handschriftenexperte«, sagte Johansson.
    »Ist er auch, und zwar der Beste«, erklärte Jarnebring mit einem Nicken, das keinen Widerspruch zuließ, »und einen normalen Fingerabdruck kann er im Schlaf herauspinseln. Ich habe Krassners Abdrücke und allerlei handschriftliche Zettel mitgenommen, die ich zwischen seinen Papieren gefunden habe.«
    »Und?«, sagte Johansson.
    »Es gibt da wirklich nur Krassners Abdrücke.«
    »Die Schrift?«, fragte Johansson.
    »Auch die Krassners, typisch amerikanisch.«
    Johansson schaute noch einmal auf den Zettel und nickte. Er wusste, was Jarnebring meinte, die Art, in der sein Rang, die Ziffern, die Adresse geschrieben waren.
    »Krassner scheint für dich geschwärmt zu

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