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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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auch damit zusammenhing, dass seine Frau ihn gerade verlassen hatte, dass er seither nicht geschlafen hatte, dass seine Kinder jedes Mal gerade dann anriefen, wenn er es versuchte, und dass sie sofort in Tränen ausbrachen, wenn er seinen Spruch aufgesagt hatte, und dass ihre Mutter dann immer den Hörer auflegte, ehe … Scheiß drauf, jedenfalls hatte er die Aktion gehörig in den Sand gesetzt und sich am nächsten Morgen anhören müssen, wie seine neue Chefin das alles sah.
    »Erklär mir mal bitte, wie das passieren konnte«, waren ihre ersten Worte.
    Persönliche Probleme, dachte Johansson, denn in der Ausbildung hatte er gelernt, dass man das sagen sollte, aber schon bald hatte er festgestellt, dass das überhaupt nichts brachte, und deshalb sagte er das nicht.
    »Er war besser als ich«, sagte er stattdessen. Eins zu null für mich, dachte er dann angesichts ihrer Überraschung.
    »Er war besser als du? Aber das sind doch fast alle. Ist es nicht so? Ich habe gehört, du bist ein Scheißkerl. Das sagen meine Jungs. Die Ermittlung hat uns einen Scheißkerl geschickt, damit hier noch mehr Scheiß passiert.«
    Und dir sollte man den Mund mit grüner Seife ausspülen, dachte Johansson, aber auch das sagte er nicht.
    »Fast niemand ist besser als ich«, sagte Johansson mit deutlichem norrländischem Akzent und schaute ihr zugleich voll in die Augen. Zu ihren Ehren sei gesagt, dass sie seinem Blick nicht auswich, sie stierte einfach zurück, verlor aber, weil sie als Erste wieder das Wort ergriff.
    »Na gut«, sagte sie. »Du kriegst noch eine Chance. Sorg dafür, dass du um sieben Uhr hier bist.«
    Aber er war zu seinem alten Chef gegangen. Eine der legendären Gestalten, die sich für den bequemen Weg entschieden hatte.
    »Die redet Scheiß über uns von der Ermittlung«, sagte Johansson. »Die redet Scheiß über uns und auch über dich, und das lass ich mir nicht bieten.«
    »Miese Sau«, sagte der Chef, der bereits rote Augen hatte. »Verdammte Kampflesbe.« Er fing an, die Nummer seines besten Kumpels zu wählen, der ein alter Ringer war, genau wie er, und dazu Chef der gesamten Kriminalabteilung. »Und du«, er nickte Johansson zu, »du bleibst bei mir, Junge. Das sind diese Scheißsozis«, erklärte er. »Man muss schon ein Scheißsozi sein, um auf so Scheißideen zu kommen, wie Weiber zur Truppe zu holen.« Er lachte, ließ sich im Sessel zurückfallen und nickte Johansson zu, zum Zeichen, dass der entlassen war. Scheißlappe, dachte er liebevoll, als Johansson das Zimmer verließ.
    »An die kann ich mich erinnern«, sagte Johansson. »Die war gut«, fügte er hinzu, »richtig gut, fast so gut wie du und ich.«
    Und sie hat auch versucht zu reden wie du und ich und sich aufzuführen wie du und ich und alle anderen Typen, und eines Tages war sie einfach verschwunden, dachte er.
    »Was ist mit ihr?«, fragte er, obwohl er es nur zu gut wusste.
    Jarnebring zuckte mit seinen breiten Schultern. »Sie ist verschwunden, hat aufgehört, nobody knows«, sagte er dann.
    Wie zum Teufel kann man Frauenzimmer zur Polizei holen, dachte er, aber da Johansson immerhin Kriminaldirektor und damit mehr als halbwegs in der Politik war, sagte er das nicht.
    »Prost«, sagte Jarnebring und hob sein Glas. »Prost, auf alle Jungs von der Ermittlung und auf die gute alte Zeit.«
    Wer hat Schnaps nachgeschenkt?, dachte Johansson leicht verwirrt. Irgendwer musste das getan haben, denn Tante Jennys Glas war bis an den Rand hoch beschlagen.
    »Gustav Adolf Nilsson«, lachte Jarnebring. Nach dem Hauptgericht legten sie eine Pause ein, Johansson trank Wein, während Jarnebring lieber mit Bier weitermachte und mit einen Zuschuss in Tante Jennys Glas, und das alles war einfach ausgezeichnet. »Gustav Adolf Nilsson, Jahrgang 30«, wiederholte Jarnebring.
    »Dein Zeuge«, sagte Johansson. »Der mit der Töle, die den Schuh an die Birne gekriegt hat«, fügte er hinzu. Komische Geschichte, dachte Johansson, könnte aus einem Krimi stammen.
    »Vindeln«, sagte Jarnebring jetzt. »Kannst du dich an den erinnern, ist fast zehn Jahre her. Als wir mit diesem Raubüberfall oben am Odenplan zu tun hatten und mit diesem Doppelmord, bei dem ich jeden Eid darauf schwören würde, dass die Kollegen von der Sicherheitspolizei ihre Finger drin hatten. Weißt du noch?«
    »Ja«, sagte Johansson. »An Vindeln kann ich mich erinnern.« Das andere hatte er zu vergessen versucht. »Das war doch dieser Suffkopp, der das Opfer kannte?«
    »Diesmal nicht«, sagte

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