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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Jarnebring. »Aber es ist derselbe Gustav Adolf Nilsson«, fügte er dann glücklich hinzu. »Alias Vindeln. Und du und ich sind beide größere Suffköppe, als er das heute ist.«
    »Ich dachte, der hätte sich schon längst ins Grab gesoffen«, sagte Johansson überrascht. »So, wie er damals aussah.«
    »Nix«, sagte Jarnebring und schüttelte den Kopf. »Ein halbes Jahr später hat er seine ältere Schwester beerbt, seine einzige verbliebene Verwandte. Sie war mit einem Pfingstgemeindler verheiratet, der war Eisenwarengroßhändler und doppelt so alt wie sie. Vindelns Schwager«, verdeutlichte Jarnebring, »doch da er Vindeln um dessen Hälfte des elterlichen Erbteils betrogen hatte, sowie ihm die Schwester in die Krallen gefallen war, hatten sie sich nicht gerade jeden Tag gesehen, um es mal so zu sagen. Und dann kratzte der Alte ab, der Pfingstheini, meine ich, und zehn Jahre danach war es dann für die Witwe Zeit, das ganze Erbe Vindeln zu überlassen. Obwohl er seit zwanzig Jahren nichts mehr von ihr gehört hatte. Sicher hatte sie ein schlechtes Gewissen, die alte Kuh.«
    »Ja, verdammt«, sagte Johansson mit echtem Gefühl.
    »Und wie«, sagte Jarnebring. »Mir kam er ja bekannt vor, als wir bei ihm zu Hause saßen und über seinen toten Hund quatschten, aber am Ende half mir Hultman dann auf die Sprünge.«
    Hultman war also dabei, dachte Johansson.
    »Ist ja auch kein Wunder«, erzählte Jarnebring weiter, »er sah prima in Schuss aus, ganz anders als damals, und das muss ja auch schon an die zehn Jahre her sein, mager, sehnig, norrländischer Sportstyp, der reine graue Panther. Jede Menge Kohle von seiner Schwester und seither nicht einen Tropfen. Angeblich hat er gesagt, wenn man so viel Geld hätte wie er, sei man sozusagen dazu gezwungen, mit dem Saufen aufzuhören. Also ist er einfach trocken geworden und hat sich von allen alten Säuferkumpanen verabschiedet, von einem Tag auf den anderen. Er haust noch immer in seiner alten Butze in der Surbrunnsgatan, aber jetzt ist das Haus in Eigentumswohnungen umgewandelt worden, und Vindeln hat auch noch die Nachbarwohnung an sich gerissen. Hat eine Mauer rausschlagen lassen und umgebaut, ist Kassenwart in der Wohnungsgenossenschaft und zuverlässig wie ein Banksafe.«
    »Meine Fresse«, sagte Johansson. »Vindeln, der alte Suffkopp.«
    »Sicher«, sagte Jarnebring. »Ich hab vergessen, dir davon zu erzählen, als du bei mir warst, da hab ich nur an den Scheißschuh gedacht, was für eine verrückte Geschichte.« Jarnebring schüttelte glücklich seinen Oberkörper, und da er sich dabei über den Tisch lehnte, bebte das ganze Lokal.
    »Ja, ich hab noch immer nicht die geringste Ahnung«, sagte Johansson. »Meines Wissens ist mir dieser Krassner nie über den Weggelaufen.«
    Ein Schuh mit hohlem Absatz, in dem hohlen Absatz ein Schlüssel zu einem Banksafe in den USA, und das wäre ja noch gegangen. Wenn nur dieser Zettel nicht gewesen wäre, dachte Johansson. Der Zettel mit seinem Namen und seiner Adresse, obwohl er gar nicht im Telefonbuch stand, obwohl außer seiner Familie und seinem engsten Bekanntenkreis kaum jemand wusste, wo er wohnte. Und obwohl seine Sekretärin oder sonst wer im Büro niemals auf die Idee kommen würde, seine Privatadresse herauszugeben.
    »Das ist ganz einfach ein Mysterium«, sagte Johansson gewichtig, und genau das dachte er auch. Ein Scheißmysterium.
    »Zuerst dachte ich ja, die Kollegen von der Bereitschaft wollten dich verarschen«, sagte Jarnebring.
    Dachte ich auch, sagte sich Johansson im Stillen und nickte, während er den letzten Schluck aus der Weinflasche goss. Ich hätte mich an Bier halten sollen. Die werden wohl ein Transportzeugnis für mich schreiben, dachte er und fühlte sich bei dieser Vorstellung gleich wieder wie neu.
    »Wo war ich noch?«, fragte Jarnebring und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Bierglas. »Ja, die Kollegen von der Bereitschaft, mit denen du vor zwei Monaten so wild umgesprungen bist.«
    In seiner Eigenschaft als Chef des Landeskriminalamts hatte Johansson eine interne Untersuchung gegen die Besatzung eines Stockholmer Einsatzkommandos angeordnet. Er hatte hart durchgegriffen, und die beiden Betroffenen waren sogar vorübergehend inhaftiert worden, aber jetzt schien alles wieder beim Alten zu sein. Sie befanden sich auf freiem Fuß, waren wieder im Dienst, wenn auch ohne Streifenwagen, und die Anklage vor dem Stockholmer Stadtgericht würde zweifellos im Sande verlaufen.
    »Miese Bande«,

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