Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
musterte ihn überrascht. »Ist was passiert?«
»Nein«, sagte Berg. »Wieso fragst du?«
»Du trinkst doch sonst mittags nie Rotwein.«
Berg zuckte mit den Schultern und lächelte leicht.
»Nein«, sagte er. »Aber jetzt habe ich plötzlich Lust. Möchtest du nicht auch ein Glas?«, fragte er.
»Gerne«, sagte sie.
»Wir nehmen einen spanischen«, sagte Berg. »Aus der Kiste, die ich von der Botschaft bekommen habe.«
Es war ein ausgezeichnetes Mittagessen gewesen, dachte er dann. Später hatten sie Kaffee getrunken, seine Frau hatte sich wieder ihrem Roman zugewandt, und er hatte sich mit dem dritten Glas Rotwein auf das Sofa begeben.
Was mache ich mit Kudo und Bülling?, überlegte er. Sich von ihnen zu trennen, ging nicht. Sie waren schon zu lange dabei und würden ihn vermutlich überleben. So klein es auch sein mochte, es gab ja doch das Risiko, dass die Kurden irgendwann einmal eine Hochzeit außerhalb ihrer eigenen Kreise arrangieren würden, und Berg hatte nicht vor, bei seiner eigenen Beerdigung aktiv zu werden. Und ob es am Rotwein gelegen hatte oder nicht, aber plötzlich wusste er genau, was er mit Kudo und Bülling machen würde.
Am Montagmorgen bestellte er sie zu sich, und fünf Minuten, nachdem seine Sekretärin den Hörer aufgelegt hatte, saßen sie vor seinem Schreibtisch. Kudo vorgebeugt und zum Sprung bereit, Bülling den Blick auf die Teppichfransen gerichtet.
»Ja«, sagte Berg. »Ich habe seit unserem Treffen vorige Woche an die Herren gedacht.«
»Was können wir für den Chef tun?«, fragte Kudo.
»Ich glaube, wir müssen die Leitung in Stockholm informieren«, sagte Berg. »Und im Hinblick auf die Brisanz der Information müssen wir uns dabei auf den Polizeipräsidenten beschränken.«
»Und weitere Beschränkungen?«, fragte Kudo.
»Ja«, sagte Berg. »Die Einzelheiten, die ich vorige Woche von euch erhalten habe, bleiben unter uns. Aber ihr könnt natürlich allgemeine Informationen über die beteiligten Personen und ihre Aktivitäten weitergeben.«
»Was machen wir mit Semir G. und Abdulla A.?«, murmelte Bülling.
»Natürlich werden wir auch über sie informieren«, sagte Berg. »Über ihre Persönlichkeiten und ihre allgemeinen Aktivitäten. Mit der Ausnahme des bei unserem letzten Treffen diskutierten Telefongesprächs.« Und hoffentlich haben wir uns damit zum letzten Mal auf diese Weise gesehen, dachte er.
Dieser Idiot hat mir Bülling schließlich aufs Auge gedrückt, dachte Berg, als die beiden ihn verlassen hatten. Da ist es nur recht und billig, dass er ihn zurückbekommt, und vielleicht können sie sich bei ihm ausnahmsweise mal ein wenig nützlich machen. Wollen mal sehen, ob es funktioniert, dachte Berg.
Was dann bereits bei der nächsten Sitzung mit dem politischen Auftraggeber geschah. Anfangs war alles sehr gut gelaufen, obwohl der Sonderbeauftragte des Ministerpräsidenten anwesend war. Zuerst hatte Berg über die weiteren Untersuchungen hinsichtlich verfassungsfeindlicher Elemente bei Militär und Polizei informiert. Es werde mit Hochdruck gearbeitet, doch da die Daten dermaßen sensibel seien, könne man nur mit äußerster Vorsicht ans Werk gehen. »Das wird seine Zeit brauchen«, betonte Berg, und das leichte Lachen, das ihm das von Seiten einer gewissen Person einbrachte, ignorierte er ganz einfach.
Danach hatte er eine leicht retuschierte Version von Waltins misslungenem Anwerbeversuch vorgebracht. Politiker liebten solche Geschichten. Das wusste Berg aus Erfahrung, und auch diesmal verfehlte die Geschichte ihre Wirkung nicht.
»Wie schön, das zu hören«, seufzte ein erleichterter Minister. »Dass es euch diesmal nicht gelungen ist, meine ich. Ja, dass ihr in einem größeren Zusammenhang Glück hattet, weil ihr im engeren Pech hattet, um es mal so zu sagen, falls du verstehst, was ich meine«, erklärte er und sah Berg dabei an.
Am Ende war er dann auf die derzeit laufende Aufstellung von Drohungen gegen die aktuelle Regierung und den ihr nahe stehenden Personen zu sprechen gekommen. Auch in diesem Bereich werde mit Hochdruck gearbeitet.
»Ich gehe eigentlich davon aus, dass ich schon bei unserem Treffen eine Aufstellung von dem vorlegen kann, was wir haben.«
»Und das ist ja offenbar nicht wenig«, sagte der Minister besorgt.
»Leider nicht.« Berg nickte gewichtig und bestätigend.
»Diese Kurden«, sagte der Minister, der ungewöhnlich lebhaft wirkte. »Verhalten die sich ruhig oder …? Ich habe im Svenska Dagbladet neulich einen
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