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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Artikel gelesen, der eigentlich gar nicht lustig war.«
    »Wie mag der wohl gerade in dieses Blatt geraten sein?«, fragte der Sonderbeauftragte und grinste verärgert.
    »In dieser Hinsicht würde ich doch behaupten«, sagte Berg, »dass wir die Lage recht gut im Griff haben.« Er nickte dem Minister zu, den anderen wollte er nicht mit seiner Aufmerksamkeit belohnen.
    Der Minister nickte dankbar, während der Sonderbeauftragte noch interessierter wirkte.
    »Ich war einmal auf einer kurdischen Hochzeit«, bemerkte dieser auf einmal und beobachtete Berg durch halb geschlossene Lider und mit dem üblichen belustigten Lächeln. »Sympathische Menschen, und hervorragendes Essen gab es auch. Ich weiß noch, dass ein ganzes gebratenes Lamm aufgetischt wurde, und dazu gab es Wein aus ihrer Heimatregion.«
    Na gut, dachte Berg, als er auf dem Rücksitz seines Wagens saß und zurück nach Kungsholmen chauffiert wurde, was weiß ich jetzt? Dass Kudo und Bülling, und Kudo soll über Bülling sagen, was er will, aber sonderlich mitteilsam ist der nicht, lieber das Maul aufreißen, statt nachzudenken, egal, was ihnen aufgetragen wird. Und dass dieser einfältige Stockholmer Polizeipräsident offenbar einen direkten Draht zum Sonderbeauftragten des Ministerpräsidenten hat. So weit ist also alles gut und schön, dachte Berg. Und Wissen ist Macht.
    Aber was will er mir nun damit sagen?, überlegte Berg. Dass es eine Mitteilung war, liegt doch auf der Hand. Wer würde wohl so einen zu seiner Hochzeit einladen? Wohl nicht mal ein Kurde. Was also wollte er mir damit sagen? Dass er weiß, was ich tue, und dass er mich im Auge behält? Ganz bestimmt, dachte Berg. Dass ich aufpassen soll? Auch das. Aber warum sagt er es mir überhaupt? Um sich wichtig zu machen? Möglich, aber kaum wahrscheinlich. Um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen, auch um den Preis ‚dass er dafür seine Karten auf den Tisch legen muss? Oder ist es noch schlimmer und … Berg wurde durch ein leichtes Räuspern vom Fahrersitz aus seinen Gedanken gerissen.
    »Chef, entschuldigen Sie die Störung, aber wir sind da.« Der Wagen stand schon in der Tiefgarage, und der Fahrer betrachtete ihn besorgt im Rückspiegel.
    »Verzeihung«, sagte Berg. »Ich war einfach so in Gedanken.«
    Kann die Lage so schlimm sein, dachte Berg, als er dann mit dem Fahrstuhl in sein Büro im obersten Stock fuhr, dass die Karten, die er mir gezeigt hat, sagen sollen, dass ich für ihn unwichtig bin? Dass er mich einfach mal schütteln will und dass er in Wirklichkeit noch viel bessere Karten hat? Wer?, dachte Berg. Wer kann in diesem Fall der Verräter in meiner Nähe sein? Vermutlich Waltin! Und die Trauer, die plötzlich seine Brust streifte, war von derselben Kälte und derselben Schwärze wie die, die er verspürte, wenn er an die Kinder dachte, die er und seine Frau niemals bekommen hatten.
    Bei der Besprechung in der nächsten Woche legte er Waltins Zusammenstellung von Drohungen vor, die sich gegen Politiker und hohe Beamte der Regierungskanzlei, des Parlaments und der für die Sicherheit des Landes wichtigen Behörden richteten oder diese darstellten. Waltin hatte außergewöhnlich gute Arbeit geleistet. Wie immer es um seine Zuverlässigkeit auch bestellt sein mochte, Berg selbst war sehr zufrieden mit der Art, wie er sein Material präsentiert hatte. Zuerst war er kurz die übrigen Behörden und das Parlament durchgegangen, danach hatte er sich auf die Drohungen konzentriert, die sich gegen die Regierungskanzlei und ihre Angestellten richteten.
    Anfangs hatte er diverse Arten von Bedrohungen skizziert: die, die von fremden Mächten ausgingen, politische Konspirationen auf allerlei Ebenen im Land selber, terroristische Aktivitäten, die ihren Ursprung in einem anderen Land hatten, einheimischen Terrorismus, politisch extreme Gruppierungen und Aktionen, die von so genannten »frei schwebenden Narren« durchgeführt wurden. Alles in allem war er sehr zufrieden. Eine Auffassung, die vom Minister übrigens offenbar geteilt wurde, denn der hatte Bergs Vortrag die ganze Zeit durch zustimmende Äußerungen und Nicken begleitet. Auch die Gunst des Staatssekretärs hatte er gefunden, das hatte er seinen Augen angesehen, obwohl der Mann wie üblich nichts gesagt hatte. Der Sonderbeauftragte hatte die Augen geschlossen und weder gegrinst noch gelacht noch Kommentare abgegeben, und das war wohl die höchste Form von Lob, die aus dieser Richtung zu erwarten war.
    »Ja«, sagte Berg und ließ

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