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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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ein neues Dia aufleuchten. »Wir sollten uns jetzt wohl des Pudels Kern nähern, wie man sagt. Wie wir sehen, hat sich die Menge der Bedrohungen, die sich gegen die Regierung und ihr nahe stehende Personen richten, seit dem Regierungswechsel gewaltig vergrößert.«
    Jetzt lachte der Sonderbeauftragte, er sagte nichts, lachte aber auf diese entsetzlich irritierende Weise.
    Soll ich warten, bis er fertig ist?, überlegte Berg.
    »Die bei uns registrierte Zahl von Drohungen, die sich gegen die Regierung und ihr nahe stehende Personen richten, ist seit dem Regierungswechsel um gut tausend Prozent gestiegen. Was die vorherige Regierung angeht, so hatten wir einige hundert Fälle pro Jahr, jetzt geht es um einige tausend.«
    »Das ist doch entsetzlich«, sagte der Justizminister. »Ich selbst habe vor ungefähr einem Jahr übrigens eine Briefbombe erhalten.«
    »Das haben wir dokumentiert, wie du sicher weißt«, sagte Berg gelassen, »und wir hegen durchaus die Hoffnung, die Täter zu finden. Wir wissen, dass sie einer Nazigruppierung vom äußersten rechten Rand angehören.«
    »Wie schön, dass sie an diesem Rand bleiben«, sagte der Sonderbeauftragte. »Du hast von einer Bombe gesprochen«, fügte er dann hinzu und sah Berg an. »Reden wir von dem Paket mit den drei Feuerwerkskörpern, an die ein geistig behinderter junger Mann mit pyrotechnischen Neigungen Zündholzreibflächen auf die Zündschnüre geklebt hatte?«
    »Unsere Techniker waren nicht allzu erschüttert«, gab Berg zu. »Und das ist doch das Gute an der Sache. Die Anzahl der Drohungen ist zwar beträchtlich gestiegen, aber wenn wir genauer hinschauen, dann ändert sich das Bild wenigstens teilweise. Wir haben es dann fast ausschließlich mit telefonischen Mitteilungen oder Postsendungen, meistens Briefen, zu tun, rein juristisch gesehen ist vermutlich mehr von Beleidigung und übler Nachrede die Rede als von klaren Drohungen. Die übliche Mitteilung, die bei uns einläuft, behauptet zum Beispiel, unser Ministerpräsident sei ein russischer Spion.«
    »Aber das ist doch entsetzlich«, sagte der Minister.
    »Ganz ruhig bleiben, mein Freund«, sagte der Sonderbeauftragte, beugte sich vor und streichelte den Arm des Ministers. »Ich behalte den kleinen Racker schon im Auge.«
    »Ja, ja«, sagte der Minister und zog seinen Arm zurück. »Also, ich finde diese vielen Drohungen nicht besonders lustig, und meine Fr … ja, meine Bekannte … die hat sich wirklich ziemliche Sorgen gemacht, als sie von der Bombe hörte.«
    »Natürlich«, sagte der Sonderbeauftragte jovial. »Von welcher Bekannten redest du übrigens? Von der, die du jetzt hast, wohl nicht?« Jetzt lachte er so herzlich, dass sein Schmerbauch bebte.
    »Ja, reiß du nur deine Witze«, sagte der Minister. »Aber sag, Berg«, fügte er mit freundlichem Nicken hinzu. »Was sind das eigentlich für Menschen, die so was tun?«
    »Alle möglichen, wenn du auf Beruf und soziale Zugehörigkeit anspielst«, sagte Berg. »Natürlich sind Personen mit psychischen Problemen absolut überrepräsentiert, aber wir haben alles von Grafen und Baronen über Ärzte und Direktoren bis hin zu einfachen Arbeitern, Studierenden, Arbeitslosen, Langzeitkranken und Psychiatriepatienten. Viele sind auch Ausländer, das muss ich betonen, aber fast alle in dieser Gruppe scheinen eher aus persönlicher Unzufriedenheit heraus zu handeln als auf Grund einer extremen politischen Einstellung.«
    »Polizei«, sagte der Sonderbeauftragte. »Polizei und Militär. Was ist mit denen?«
    »Was ich heute hier vorgelegt habe, sind fast nur Fälle, bei denen Anzeige erstattet worden ist. Mit oder ohne bekanntem Täter. Unsere so genannten Informanten sind in dieser Statistik also nicht vertreten.« Berg nickte nachdenklich, ehe er weiter sprach. »Aber natürlich finden sich auch in unserer Aufstellung der angezeigten Fälle Militärs und Polizisten. Wir haben zum Beispiel einen Kriminalkommissar aus Stockholm, der über seinen Dienstanschluss in der Staatskanzlei angerufen und via dessen Sekretärin den Ministerpräsidenten bedroht hat. Er ist übrigens noch immer im Dienst, die Ermittlungen wurden eingestellt, da hier Aussage gegen Aussage steht und keine Beweise vorliegen.«
    Berg räusperte sich und fuhr dann fort: »Wir haben außerdem ein halbes Dutzend Offiziere, der Höchstrangige dient in einem Jagdgeschwader, die in Anwesenheit von Wehrpflichtigen und Untergebenen gelinde gesagt unpassende Ansichten über die Regierung und deren

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