Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
Arbeit vertreten haben. Kurz gesagt, wir haben allerlei.«
»Bin ich ungerecht, wenn ich behaupte, dass die Sammlung der angezeigten Vorfälle vor allem Bagatellen enthält, dass ihr jedoch zugleich andere Daten besitzt, die auf ein weiter gefächertes Bedrohungsbild und auf potenzielle Täter von ganz anderer und höherer Qualität schließen lassen?« Der Sonderbeauftragte blickte Berg abwartend an.
»Nein«, sagte Berg. »Ich würde dem vorgelegten Bericht ziemlich vorbehaltlos zustimmen. So sehen meine Mitarbeiter und ich die Lage.«
Was ist bloß los?, dachte Berg. Ich brauche es nicht einmal selbst zu sagen. Es ist, als nehme er mir das Wort aus dem Mund.
Nach dieser Besprechung hatte er sich mit Waltin getroffen. Zuerst hatte er diesen zu dem hervorragenden Material beglückwünscht und danach kurz seine Sicht dieser Besprechung vorgetragen.
»Die ist gut gelaufen«, sagte Berg. »Ich hatte das deutliche Gefühl, dass wir jetzt endlich anfangen, auf derselben Wellenlänge zu senden.«
Waltin nickte. Er sah zufrieden aus, ohne dass es übertrieben oder misstrauisch gewirkt hätte. Bestimmt habe ich mich geirrt, dachte Berg. Was ich brauche, ist eine Woche Urlaub.
Waltin hatte natürlich keine Ahnung von dem Verdacht, den Berg in letzter Zeit gegen ihn hegte, und auch, wenn er eine Ahnung davon gehabt hätte, hätte er sich deshalb keine größeren Sorgen gemacht. In Waltins Kopf meldeten sich ganz andere Dinge zu Wort. Zum Beispiel dieses kleine dunkle Etwas mit dem knabenhaften Körper und dem kleinen festen Hintern, das jetzt in seinem kleinen, kleinen Sessel in der Sektion für innere Ermittlung saß. Vor ihrem großen, großen Computer. Zuerst hatte er überprüfen wollen, wie alt sie war, aber bei genauerem Nachdenken hatte er sich dagegen entschieden. Das würde das Vergnügen nur ruinieren, dachte Waltin. Sie sah aus wie ein Schulmädchen, obwohl sie bestimmt schon fünfundzwanzig war, und das war doch schon was.
In letzter Zeit hatte er immer häufiger bei ihr und ihren Arbeitskollegen vorbeigeschaut, und dieser puritanische Adelstrottel Hamilton, der noch dazu sein unmittelbarer Untergebener war, war immer sauerer geworden. Damit muss ich wohl leben, dachte Waltin und grinste zufrieden. Das letzte Mal war sie noch dazu allein gewesen, und deshalb hatte er keine unnötige Zeit damit vergeuden müssen, Rauchteppiche auszulegen und mit ihren Kollegen zu plaudern.
»Wie gut, dass du kommst«, hatte sie gesagt. »Ich brauche Hilfe. Ich muss dich etwas fragen.«
»Ich höre«, hatte Waltin gemeint, ihr sein Profil und sein männliches, aber dennoch lockeres Lächeln gezeigt, während er seinen Sessel diskret näher an den ihren heranzog. Die kleine Jeanette, siebzehn Jahre, dachte Waltin, und sein maßgeschneiderter Schritt wurde etwas eng.
»Wir haben zwei Tipps bekommen, aus denen ich nicht so ganz schlau werde«, sagte sie und runzelte die Stirn.
Entzückend, dachte Waltin, diese kleine Runzel in der Stirn, während sie gleichzeitig am Kugelschreiber in ihrem Händchen herumnagt. Wenn sie auch noch lispelt, dachte er. Dann hätte er möglicherweise sogar die Verantwortung für seine Taten übernommen. »Erzähl«, sagte Waltin, schlug das rechte Bein über das linke und lockerte so ganz en passant seinen Schlipsknoten.
»Es geht um einen Journalisten aus den USA«, sagte sie. »Er ist am Sonntag aus New York kommend in Arlanda gelandet, und ich habe schon zwei Tipps bekommen, die sich auf ihn beziehen.«
»Wie heißt er?«, fragte Waltin und beugte sich vor, um den Text auf ihrem Computerbildschirm besser sehen zu können. Was für ein berückender Duft, dachte er. Wie reine, frisch gebadete Haut.
»Jonathan Paul Krassner, wird John genannt«, sagte sie. »Geboren 1953.«
V
Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
New York, New York State, 6. bis 8. Dezember
Freitag, 6. Dezember
Ais Johansson und seine Kollegen in New York landeten, empfing sie ein eisiger Wind, und als Erstes kaufte er sich einen dicken Mantel und ein Paar Winterschuhe. Ob sie wohl Schuhe mit hohlem Absatz haben?, überlegte er und lächelte vor sich hin, als er mit dem soliden Schuh in der Hand im Laden stand. Absatz?
»What do you call this?«, fragte Johansson und zeigte mit dem Daumen auf den Absatz.
»Heel, Sir«, sagte der Verkäufer freundlich. »Wollen Sie Schuhe mit anderen Absätzen?«, fragte er dann.
Johansson schüttelte den Kopf und lachte.
»Nein«, sagte er. »Die
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