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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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einem Spiegel.
    »Wir glauben, dass es sich mit Sicherheit um eine hoch stehende Persönlichkeit handelt, die nicht zu ihren Kreisen gehört«, sagte Kudo und nickte siegesbewusst.
    »Und dann brauchen sie auch noch zwei Sänger, normalerweise reicht ihnen einer«, murmelte Bülling.
    »Mörder also«, sagte Kudo. »Sänger ist ihr Codewort für Mörder, und das hier mit den beiden Sängern kann doch nur heißen, dass es um eine größere Aktion geht.«
    »Der Wein«, murmelte Bülling und schielte zu seinem Partner hinüber.
    »Genau«, sagte Kudo energisch, »der Wein, ja. Der wird sonst auch nie erwähnt, und wir deuten das so, dass er sozusagen das Lamm betonen soll und dass es sich nicht um einen Politiker aus ihrem eigenen Kulturkreis handelt.«
    »Mohammedaner trinken keinen Wein«, murmelte Bülling und beschrieb mit seinem langen Hals eine geheimnisvolle Drehbewegung.
    »Jaaa«, sagte Berg. Ließ sich in seinem Sessel zurücksinken und verschränkte die Hände vor seinem Bauch. »Darüber müssen wir nachdenken. Schreibt eine Aktennotiz und legt alle Unterlagen dazu, die ihr habt. Auch Material, das wir unseren deutschen Kollegen verdanken.«
    Sind die Kurden nicht fast alle Christen?, überlegte Berg.
    »Lasst euch Zeit«, sagte er und musterte sie mit ernstem Blick.
    »Es reicht, wenn ich das nächste Woche habe.«
     
    *
     
    Waltin hatte drei Mitarbeiter aus der Sektion für Interne Ermittlung an die Zusammenstellung des von Berg gewünschten Materials gesetzt. Außerdem sollte einer seiner eigenen Leute die Arbeit anleiten und verteilen. Er selbst hatte Wichtigeres zu tun.
    »Ministerpräsident, Kanzlei, Regierung, hohe Staatsbeamte, hochrangige Politiker jedweder Couleur. Ich will die Bedrohungen in Kategorien eingeteilt haben, ich will wissen, woher die Informationen stammen, ich will ein Bild der Hintermänner. Hamilton hier«, er nickte seinem eigenen Mitarbeiter zu, »wird euch bei den Einzelheiten helfen. Fragen?«
    »Wie weit sollen wir gehen?« Das kam von einer jungen Ermittlerin, die höchstens zwanzig zu sein schien und unmöglich für eine Polizistin gehalten werden konnte.
    Fesches Weib, dachte Waltin und schob sein männliches Kinn vor, um Potenz und Tatkraft zu markieren.
    »Geht bis zu den letzten Wahlen zurück«, sagte Waltin.
    »Aber dann haben wir doch tonnenweise Material«, sagte sie überrascht.
    »Genau«, sagte Waltin energisch. Das ist ja gerade der Sinn der Sache. Aber der steht hier nicht zur Debatte, dachte er.
    »Suchen wir etwas Bestimmtes, irgendeine Person oder Gruppe oder Organisation?«, fragte ein anderer Ermittler. Ein junger Mann, der höchstens wie fünfundzwanzig aussah und ein blaues Sweatshirt mit der Aufschrift Stanford University trug.
    »Nein«, sagte Waltin. »Es geht um eine reine Zusammenstellung. Eine soziologische Untersuchung, wenn ihr so wollt.«
    Ob das Sweatshirt wohl echt ist?, überlegte er.
    »Noch weitere Fragen?« Waltin musterte den Dritten im Bunde. Auch er war ein junger Mann von vielleicht fünfundzwanzig, und er sah eher aus wie ein Mitglied einer Popgruppe.
    »Nein«, der Mann schüttelte den Kopf. »Ich habe nie Fragen.«
    Gute Leute, dachte Waltin und fuhr mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage. Vielleicht sollte ich die kleine Dunkle in meine eigene Truppe holen.
     
    *
     
    Berg hatte das Wochenende in seinem Ferienhaus verbracht. Er und seine Frau hatten spazieren gehen, Pilze sammeln, gut essen und vielleicht bei seinen in der Nähe wohnenden alten Eltern vorbeischauen wollen. Aber es hatte keinen Besuch im Elternhaus und auch kein Pilzesammeln gegeben. Seine Eltern waren nach Äland gefahren, wie sich herausstellte, und am Samstagmorgen, als sie aufwachten, hatte es wie aus Kannen gegossen und für den Rest des Tages nicht mehr aufgehört. Sie hatten im Kamin ein Feuer gemacht, seine Frau hatte einen dicken Roman gelesen und auf seine Fragen kaum reagiert. Und er selbst hatte sich in seine eigenen Gedanken vertieft. Warum haben wir nie Kinder bekommen?, überlegte er. Eigene konnten wir ja nicht haben, aber warum haben wir keine adoptiert, als noch Zeit war? Diese Vorstellung machte ihn so traurig, dass er sich lieber an die Arbeit setzte. Das beruhigte ihn in der Regel, und so war es auch diesmal.
    Zum Mittagessen servierte seine Frau ein Pilzomelett. Mit bei einem früheren Besuch gesammelten Pilzen. Und dazu Butter, Brot und Käse.
    »Bier oder Wasser?«, fragte seine Frau.
    »Haben wir Rotwein?«, entgegnete Berg.
    Seine Frau

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