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Zwischen dir und mir

Zwischen dir und mir

Titel: Zwischen dir und mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lino Munaretto
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zu schauen. »Es ist nicht nur das. Alles … passt nicht.«
    »Nein, ich verstehe dich nicht. Wie soll ich das auch? Du, du redest ja nicht mit mir.«
    Seine Worte taten weh. Schmerzten, wie sie es nicht von ihm kannte.
    »Erklär es mir doch.« Er hatte sie an den Armen gepackt und zog sie zu sich heran. »Hörst du. Erklär es mir doch«, flehte er sie an.
    Sie stemmte sich gegen seinen Griff und machte sich los. Erklärungen – warum sollte überhaupt alles einen Sinn machen? Warum musste alles immer einen Grund haben? Sie lief ein paar Schritte den Gehsteig entlang und hörte, dass er ihr folgte.
    »Was soll das denn?« Er packte sie bei der Hand. »Du kannst doch nicht einfach alles kaputt machen.« Er hielt inne. »Du und ich. Das war doch immer …«
    »Was war das?«
    »Das … das kannst du doch nicht von heute auf morgen einfach aufgeben.«
    » Ich ?«, fragte sie. Ihr Mund blieb offen. Ihre Wangen zitterten.
    Sie brachte nicht mehr als Tränen hervor.
    »Was ist los, Lissy?«, flüsterte er eindringlich.
    Sie wollte weg. Nur fort von hier. Er kam immer näher. Sie zuckte zurück, als er ihre Wange berühren wollte.
    Der Schmerz war in seine Augen geschrieben. Er strich die Haare zurück, die ihm ins Gesicht gefallen waren. »Schau mich an!« Er hielt ihr Kinn fest und drehte ihr Gesicht zu sich, sodass sie nicht anders konnte, als ihm in die Augen zu schauen. »Warum, Lissy?«
    »Ich weiß es nicht.« Was war mit ihr los? Sie befreite sich aus seinem Griff und schaute wieder zu Boden.
    Er blieb vor ihr stehen, die Hand gegen die Wand gestützt. Sein Arm hinderte sie an einer Flucht. »Ich lass dich nicht gehen, bis wir das geklärt haben. Du musst mir doch nur sagen, was ich ändern soll. Wir waren doch schon so weit. Für was willst du das denn aufgeben?«
    Nicht nur ihre Stimme, auch ihre Beine zitterten. Sie wollte ihn anschreien, davonlaufen, aber es war, als sei sie gelähmt. »Lass uns später darüber reden … du bist doch betrunken«, brachte sie schließlich heraus.
    Er grinste höhnisch und kam ihr noch etwas näher. »Ich?«, fragte er vorwurfsvoll. »Was willst du denn? Bist doch selbst total voll.«
    • • •
    Es war nichts Ungewöhnliches, wenn Pärchen besoffen ihre Probleme vor der Disco ausdiskutierten, und wie sie dann wieder hinter einer Ecke standen und miteinander rummachten. Die Vernunft sagte Alex, dass er sich niemals einmischen sollte. Nur diesmal konnte er nicht wegschauen. Sie war in diesem Moment nicht mehr die Schönheit, die durch die Schule spazierte, als bedeute nur sie selbst sich etwas. Sie schien so verletzlich.
    »Warum lässt du sie nicht gehen?« fragte er mit ganz ruhiger Stimme. Was tat er da? Hatte er diese Worte wirklich ausgesprochen? Sein Kopf war immer noch schwer. Der kalte Stein der Hauswand wollte ihn nicht abkühlen.
    Vier Augen schauten zu ihm, der nur ein paar Meter entfernt auf den Stufen im Dunkel saß.
    Alex stand auf und ging auf die beiden zu, bis er nur zwei Schritte von ihnen entfernt stehen blieb.
    Dennis fixierte ihn. Alex hielt seinem Blick stand.
    »Was willst du? Das hier geht dich nichts an.« Dennis hatte seine Freundin losgelassen und kam einen Schritt auf ihn zu.
    »Warum redest du nicht normal mit ihr?«, fragte Alex ganz ruhig und setzte seine Kapuze ab.
    »Ach, du bist das«, lachte Dennis spöttisch und drehte sich zu Lisa um. »Wie heißt der Pisser?«
    »Alex«, seufzte sie. »Lass ihn einfach, Dennis.«
    Ihr Freund hörte nicht und wandte sich wieder Alex zu. »Was willst du Schwuchtel denn? Mir erzählen, wie ich mit meiner Freundin reden soll? Geht dich ja wohl nix an!« Alex wurde zurückgestoßen, geriet ins Stolpern, fing sich aber gleich wieder. »Willst du mir etwa sagen, dass du besser weißt, was sie will?«
    Alex wich seinem Blick keine Sekunde lang aus. »Schau sie doch mal an. Vielleicht merkst du dann, dass sie nicht besonders glücklich aussieht.« Mit einem Nicken deutete er zu Lisa.
    Alex sprach langsam und ruhig. So ruhig, dass es Dennis offensichtlich provozierte. »Was willst du mir eigentlich erzählen?« Er packte ihn am Arm.
    Alex riss sich los und blickte ihn weiter unverwandt an. »Ich glaube, sie braucht einfach etwas mehr Freiheit.«
    Ein bescheuerter Satz, wurde Alex zu spät klar.
    Eine Faust fliegt. Schwarz. Der Wangenknochen unter seinem Auge wird zusammengedrückt. Er spürt jeden einzelnen Finger der kalten Hand. Blut schießt ihm in jede Ader seines Kopfes. Er bleibt stehen. Noch ein Schlag. Die

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