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Zwischen dir und mir

Zwischen dir und mir

Titel: Zwischen dir und mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lino Munaretto
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Mal, und das Gefühl der Schwere, das ihn den ganzen Tag begleitet hatte, verschwand langsam.
    »Wir hatten vorhin schon eine davon«, lachte Georg.
    »Seit wann erlaubt Mama euch das?«, witzelte Florian und klopfte seinem kleinen Bruder auf die Schulter. Alle mussten lachen. Egal warum. Das Gefühl stimmte, der Moment stimmte, die Situation passte. Alex griff in die Hosentasche, suchte, bis ihm einfiel, dass er keine Kippen mehr hatte. Da hielt ihm Florian schon eine Schachtel hin. »Danke.«
    »Kein Ding, Mann.« Die Flasche war leer. Noch einmal öffnete Flo den Kofferraum. »Die letzte«, präsentierte er die zweite Flasche, die erneut herumging, nachdem er einen großen Schluck genommen hatte.
    Es wurde ruhiger. Alex mochte die Stille. Er hatte die Lucky Strike bis zum Filter runtergeraucht, da hielt Flo ihm erneut die offene Schachtel hin. Sie genossen den ersten Zug, atmeten aus in die Nacht. Wohin der Rauch ihre Gedanken auch tragen mochte, es war Alex nie so egal gewesen.
    »Was macht eigentlich Justus? Hör gar nichts mehr von ihm, seit er das Studium geschmissen hat«, begann Flo, nachdem alle eine Weile geschwiegen hatten.
    »Keine Ahnung«, schüttelte Alex den Kopf, der nun nicht mehr so leicht davonschweben wollte. All die Gedanken, die er auf eine Reise weit weg geschickt hatte, rissen ihn jetzt wieder nieder. Er zog noch einmal, fand aber keine Ruhe mehr.
    »Arbeitet er immer noch bei diesem Django ?«, hakte Jannis nach.
    »Kein Plan, Mann«, antwortete Alex wahrheitsgemäß, ohne ihm in die Augen zu schauen. Die Frage tat weh. »Der nervt meine Mutter ständig, dass er Geld braucht. Denke mal nicht, dass der noch arbeitet.«
    »Scheiße, Mann. Justus war früher so ein geiler Typ gewesen.« Flo legte ihm seine schwere Hand auf die Schulter, was ihn kein Stück aufbaute. »Versprich mir, dass du nicht so wirst wie er.«
    Alex nickte nur und ließ die Kippe auf den Boden fallen, zweimal drehte er den Fuß, dann war die Glut erloschen. »Lass mal wieder los«, seufzte Alex und schaute zu Georg und Julian.
    »Ist doch hier ganz nice«, erwiderte Georg.
    »Wir können nachher noch einen bauen, Alex«, bot Flo an.
    Alex schüttelte nur seufzend den Kopf, in dem sich nun alles drehte. »Kein Bock.« Er mochte Flo, er war früher der beste Freund seines Bruders gewesen. Nicht so wie die anderen, die ihn immer nur in Schwierigkeiten gebracht hatten. Aber im Moment wollte er nicht auch noch an Justus erinnert werden. Alleine verließ er den Kreis und machte sich auf den Weg.
    »Kommst du klar?«
    Er hob nur den Daumen.
    »Hau rein, Mann«, riefen sie ihm hinterher, als er schon hinter dem Supermarkt verschwunden war.
    Der Weg zurück war nicht weit. Trotzdem brauchte er diesmal länger, bis er die Kreuzung erreichte. Vorne an der Bordsteinkante blieb er stehen. Wieder war er vor den Fragen davongelaufen, und doch rauschten sie mit den Lichtern und Autos wieder und wieder an ihm vorbei, als könnte er sie nie abschütteln. In den Club würde er alleine nicht zurückgehen. Also setzte er sich in der Türnische eines Mietshauses auf eine Treppenstufe. Vor ihm lag die große Kreuzung. Ganz tief zog er die Kapuze ins Gesicht und schaute dem Verkehr zu. Von hier konnte er auch die Besoffenen beobachten, die sich auf der anderen Straßenseite ein ums andere Mal erbrachen. Wenn man Sorgen auskotzen könnte, Alex hätte es sofort getan. Er lehnte den Kopf gegen den kalten Stein und ließ die Sekunden verstreichen. Ewig hätte er hier so sitzen können. Das Leben zog an ihm vorbei. Niemand schaute ihm zu, wie er hier saß. Nur die Sterne.
    Er bemerkte das Mädchen erst, als sie im Scheinwerferlicht eines hupenden Autos stehen blieb. Er schaute auf und erkannte sofort, wer es war. Sie lief weiter und kam direkt auf ihn zu, bis eine Hand sie packte. Dennis.
    • • •
    »Überall läufst du mir davon. In der Schule. Hier. Überall. Scheiße, Lisa. Was sollen denn die anderen denken?«
    Die anderen … wie konnte er so beginnen? »Das ist mir scheißegal.« Sie hatte schreien wollen, aber die Kraft fehlte. Einen Fuß und den Rücken gegen die Hauswand gestützt, stand sie da und schaute überall hin, nur nicht in seine Augen.
    Ihre Hand wischte die Tränen weg. Die Augen brannten. Sie wollte sie am liebsten einfach schließen, bis alles vorbei war.
    »Und das alles nur wegen dieser … dieser Sache mit deinem Bruder?«
    »Du verstehst es nicht.« Sie schüttelte den Kopf und wagte es immer noch nicht, ihm in die Augen

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