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Zwischen dir und mir

Zwischen dir und mir

Titel: Zwischen dir und mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lino Munaretto
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schloss die Augen und kuschelte sich in die Decke, um sich ihm näher zu fühlen.
    Ein Summen holte sie aus ihrem Traum zurück. Leise fing eine Melodie an zu spielen. Das war nicht ihr iPhone. Sie drehte sich zur Seite und sah sein Handy auf den Dielen unter seiner Jeans hervorschauen. Wer rief ihn um die Zeit an?
    Bevor ihre Vernunft sie davon abhalten konnte, hatte ihre Neugier gesiegt. Sie rollte sich bis an den Rand des Bettes und streckte den Arm aus, bis sie das vibrierende Handy in der Hand hielt.
    01765589217 ruft an.
    Eine unbekannte Nummer? Ein fremdes Mädchen? Sie wurde tatsächlich eifersüchtig. Aber gleich bemerkte sie, wie absurd ihr Gedanke war. Es würde nicht zu ihm passen. Alex hatte andere Geheimnisse. Und Lisa kannte keines von ihnen. Jetzt, da sie alleine im Bett lag und das Handy immer noch summte, wurde es ihr klar – sie wusste fast nichts von ihm.
    Die Tür ging auf und sie fuhr zusammen. »Ich …«
    Alex schaute sie schweigend an. Als er das Handy sah, wurde seine Miene ernster. »Gib es mir.«
    Sie warf es ihm zu. Sein Finger fand sofort zum roten Hörer und ließ das Summen verstummen.
    »War es wichtig?«, fragte sie.
    »Und wenn?«, gab er zurück und sein Gesicht spannte sich an. Sein Blick wanderte rasch zum Fenster. Im hereinbrechenden Sonnenlicht bemerkte sie dennoch, dass seine Augen feucht schimmerten.
    »Du solltest besser gehen, bevor deine Eltern misstrauisch werden.« Seine Stimme war kühl.
    »Du kannst mir vertrauen«, versuchte Lisa es noch einmal. Es blieb still. Alex antwortete nicht.
    »Willst du noch duschen?«, fragte er nach einer Ewigkeit.
    Was hätte sie dafür gegeben, ihn zu verstehen. »Wovor hast du Angst? Wir können wirklich darüber reden. Niemand muss es wissen.«
    Er zuckte mit den Schultern und zupfte nervös am ausgeleierten Saum seines T-Shirts.
    »Gut. Du willst darüber nicht sprechen«, stellte Lisa nüchtern fest. Sie hatte sich aufgerichtet und gegen die Wand gelehnt. Die Bettdecke bis zur Brust gezogen. Hatte er sie gehört?
    Kein Wort. Dann nur ein bitteres ersticktes Lachen. »Sprechen? Reden? Meinst du, das bringt irgendwas?«
    »Man kann es doch versuchen«, murmelte sie und stand auf. Etwas wackelig ging sie auf ihn zu, bis sie, nur in T-Shirt, genau vor ihm stand. Ein Schauer überlief ihre Haut.
    Er führte seine Hand an ihre Wange und schien in ihren Augen etwas zu suchen.
    »Wenn ich dir sage, dass ich mich in dich verliebt habe, glaubst du es mir dann?«, fragte Alex sie.
    Sie nickte nur.
    »Und was ändert es? Nichts. Außer dass ich dir etwas versprechen würde, was ich nicht halten kann. Besser du gehst und schaust dich nicht noch einmal nach mir um.«
    »Küss mich einfach«, hauchte sie in sein Ohr und legte ihre Lippen auf seine, bis sie nachgaben. Bis auch er die Augen schloss und seine Bedenken vergaß. Sie griff mit beiden Händen in seine Haare. Wie konnten sie nur so weich sein? Sie führte die Hände an seiner Brust hinunter, bis sie unter seinem Shirt angekommen war und seine Haut spürte. Stück für Stück tastete sie sich höher, bis er zusammenzuckte und sich von ihr löste.
    So plötzlich und schmerzvoll, wie man aus einem schönen Traum aufwacht, riss es sie zurück in die Wirklichkeit.
    Er hatte sein Gesicht abgewandt. »Du solltest gehen.«
    Ihre Hand strich ihm über die Wange, doch er wich zurück.
    »Ich will nicht, dass du wirst wie ich.« Alex schluckte.
    Lisa stand da und wusste keine Antwort darauf. Halb nackt. Frierend. Er hob ihren Pullover vom Boden auf und warf ihn ihr zu. »Zieh ihn über, dir wird kalt.«
    Lass mich nicht mehr los, wollte sie sagen. Er hatte sich auf das Bett gesetzt und ihr den Rücken zugekehrt, während sie sich wieder anzog. Es war vorbei. Ein kurzer Traum. Schrecklich still war es auf einmal. Ihre Jeans war eng, fast fiel sie um beim Anziehen. Sie setzte sich auf den Boden, um ihre Schuhe überzustreifen, kurz verharrte sie dort und betrachtete ihn. Zum Heulen war ihr zumute.
    Noch einmal, bevor sie ihn verließ und nach unten schlich, blieb sie vor ihm stehen. Sie kam nicht mehr an ihn ran. Die Verbindung, die sie vor ein paar Tagen gespürt hatte, war abgerissen. Eine Träne perlte ihre Wange hinab. Dann drehte sie sich um und verschwand ohne ein Wort.

9
    Die nächsten Tage wachte er mit der gleichen tristen Stimmung auf, mit der er eingeschlafen war.
    Wieder fühlte er sich einsam in dem kleinen Zimmer. Vielleicht musste es einfach so sein. So war es doch bisher auch immer

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