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Zwischen dir und mir

Zwischen dir und mir

Titel: Zwischen dir und mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lino Munaretto
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stand schon bei Zweihundert.
    Justus lachte, während er überholte, die linke Hand locker am Steuer. Die rechte suchte im iPod nach einem neuen Lied. »Hier!« Er hatte gefunden, was er suchte. »Ich hab, ich hab, ich hab, ich hab Style und das Geld, ich hab all das, was den Fotzen so gefällt. –Yeha!« , sang er und schnippte den Takt mit.
    Die Bässe massierten den Rücken. Man konnte sich an das Gefühl gewöhnen. Auch Alex musste verhalten grinsen.
    »Ist geil, oder?«, fragte Justus seinen kleinen Bruder.
    »Nicht schlecht«, murmelte er.
    »Nicht schlecht?« Justus schüttelte den Kopf. »Pass auf.«
    Er hatte ein schwarzes Cabrio vor ihnen entdeckt und steuerte auf die rechte Spur. Im Fahrtwind wehten lange blonde Haare von zwei jungen Frauen. Justus trat aufs Gas und ließ schon die Scheibe herunter, während er überholte.
    Die Frauen schielten hinter ihren Sonnenbrillen herüber. Justus bremste den BMW auf ihre Geschwindigkeit ab und hupte. »Hi, Mädels.« Er hatte sich etwas zum offenen Fenster hinübergebeugt, um ihnen ein Augenzwinkern zu schenken. »Wie wär’s mit euch beiden und uns zweien? Ist doch für jeden was dabei«, schrie er gegen den Fahrtwind an. Sie kicherten nur.
    Alex war es peinlich und er machte sich so klein wie möglich in seinem Sitz.
    »Wie alt seid ihr denn?«, rief die Beifahrerin und ließ ihre Zunge zwischen den strahlend weißen Zähnen und vollen Lippen hervorblitzen, deren Gloss im Sonnenlicht glänzte.
    »Ich achtzehn und er zwanzig«, antwortete Justus schlagfertig und ließ den Motor aufheulen.
    Ein lautes Hupen beendete den Flirt.
    »Scheiße. Keinen Sinn für Romantik«, regte sich Justus auf und drückte den Kickdown. »Man sieht sich, Ladies.« Ein weiteres Hupen als Antwort und Abschied.
    »Hast du eigentlich eine Freundin?«, fragte Justus, nachdem sie die Mädels mit zweihundert hinter sich gelassen hatten und das Cabrio im Rückspiegel verschwunden war.
    »Nee …«, meinte er. Aber seine Gedanken kreisten unweigerlich um Lisa.
    Justus lachte. »Du bist verliebt. Richtig?«
    Alex antwortete nicht.
    »Ohne Scheiß, mach dir keinen Kopf. Am Ende sind es eh alles Nutten. Die wollen nur gebumst werden. Glaub mir, die fahren alle auf dasselbe ab. Fette Autos. Guten Sex. Große Fresse. Trau dich einfach was, dann kriegst du jede.«
    »Sie ist nicht so!«, verteidigte er Lisa und wunderte sich selbst über seine heftige Reaktion. Hing er doch noch so stark an ihr?
    »Dann ist sie eingebildet.«
    »Nein, sie ist einfach anders.«
    »Red dir bloß nicht ein, dass es irgendeine gibt, die nur für dich gemacht ist. Oder denkst du etwa von dir selber, dass du einzigartig bist? Ist doch keiner.«
    »Was ist mit Sophie?«
    Justus lachte bitter. »Das ist doch schon bald zwei Jahre her.« Er hatte seine Coolness für einen Moment abgelegt.
    Sophie war Justus’ große Liebe gewesen. Sie war ein hübsches Mädchen gewesen, das immer gute Laune verbreitet hatte, mit ihrem Lächeln auf den runden Wangen. Sogar Alex hatte sich manchmal davon anstecken lassen, wenn sie bei ihnen auf der Terrasse gesessen und gestrahlt hatte. Bis zuletzt hatte sie versucht, Justus zu helfen. Seit dem Abitur war er mit ihr zusammen gewesen. Sie hatte dann Medizin studiert, Justus hatte mit BWL angefangen. Irgendwann drang sie nicht mehr zu ihm durch. Er traf sich weiter mit den falschen Leuten, also hatte sie Schluss gemacht und er das Studium abgebrochen. Mama hatte viel geweint, bis Justus irgendwann verschwunden war und nichts mehr von sich hatte hören lassen – bis zu diesem Tag.
    »Glaub mir, sie ist heute auch eine Schlampe wie jede andere. Die fickt mit jedem. Ich sag’s dir ja nur. Du musst nicht die gleichen Fehler machen wie ich.«
    Justus’ schwere Hand lag auf seiner Schulter. Irgendwie fühlte er sich nicht wohl dabei, die Geste weckte kein Vertrauen in ihm. So etwas hatte es sowieso selten zwischen ihnen gegeben.
    »Sei mal ehrlich, Alex.« Justus’ Blick hatte ihn fixiert. »Glaubst du an Liebe? Meinst du, es gibt da irgendetwas Unsterbliches, was nie vorbeigeht? Wenn du mich fragst, ist das ein Witz. Wer daran glaubt, verarscht sich selbst. Du musst es doch genauso wissen wie ich. Vielleicht besser.«
    »Ich weiß es nicht«, war Alex’ ehrliche Antwort.
    Eine Zeit lang sagten sie nichts mehr. Justus hatte die Musik leiser gedreht, als würde er noch auf eine Antwort warten. Seine Augen waren wieder Schlitze, aber diesmal lachte er nicht. Alex wandte sich ab. Justus musste es

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