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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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das sich auch noch nach ihnen sehnte, wenn sie nicht da waren. Nein, die Gäste in Elizabeths Haus kamen und gingen auf ihr Kommando. Und sie entschied, dass sie wegbleiben sollten.
    Das Meeting am Freitag war lebenswichtig gewesen. Wochenlang hatte sie es geplant, ihr Portfolio auf den neuesten Stand gebracht, eine Präsentation vorbereitet, Zeitschriftenausschnitte und Zeitungsartikel über all ihre Projekte zusammengestellt. Ihr ganzes Lebenswerk hatte sie in diesem Ordner zusammengefasst, denn sie wollte den Auftrag unbedingt. Ein alter Wachturm sollte abgerissen werden und einem Hotel Platz machen. Zu Zeiten der Wikingerangriffe hatten die Wächter der kleinen Stadt vom Turm aus heranrückende Truppen erspähen können, aber Elizabeths Ansicht nach erfüllte er heutzutage keinen Zweck mehr, denn er war weder pittoresk noch von historischem Interesse. Wenn die voll besetzten Touristenbusse durch Baile na gCroíthe fuhren, wurde der Turm nie erwähnt. Niemand war stolz auf ihn, niemand fand ihn sehenswert. Eigentlich war er nur ein hässlicher, verwahrloster Steinhaufen, der tagsüber die Teenager des Dorfs beherbergte und nachts die Säufer – unter anderem auch Saoirse.
    Aber einige Stadtbewohner hatten sich gegen den Bau des Hotels gewehrt und behauptet, der Turm bewahre in seinen Mauern irgendein mystisches, romantisches Geheimnis, und es begann die Legende zu kursieren, wenn das Gebäude abgerissen würde, würde man hier für immer die Liebe verlieren. Natürlich erweckte dieses Gerücht das Interesse von Boulevardpresse und TV -Magazinen, und schließlich sahen die Bauherren eine viel größere Goldmine winken, als sie zuvor erwartet hatten. Sie beschlossen, den Turm zu seiner angeblichen früheren Pracht zu restaurieren, ihn zum historischen Kernstück ihres Gebäudekomplexes zu machen und so die Liebe in der Stadt der Herzen am Leben zu erhalten. Auf einmal gab es von Anhängern der Idee überall aus dem Land jede Menge Interesse und die Leute brannten geradezu darauf, in dem Hotel zu übernachten und die Nähe des von der Liebe gesegneten Turms zu genießen.
    Elizabeth dagegen hätte den Abrissbagger gern persönlich gefahren. Sie fand die Geschichte lächerlich – ein Märchen, erschaffen von einer Stadt, in der man Angst vor Veränderungen hatte und deshalb den nutzlosen Turm behalten wollte. Man hatte sich eine Geschichte aus den Fingern gesogen für Touristen und Träumer. Andererseits konnte sie natürlich nicht abstreiten, dass das Projekt für sie ideal war. Sicher, es war nur ein kleines Hotel, aber es würde für die Menschen von Hartstown Arbeitsplätze schaffen. Und was noch besser war – das Grundstück lag nur ein paar Minuten von ihrem Haus entfernt, sodass sie nicht lange weg sein würde und sich um Luke keine Sorgen machen musste.
    Vor Lukes Geburt war Elizabeth viel gereist. Sie hatte nie mehr als ein paar Wochen am Stück in Baile na gCroíthe verbracht und ihre Mobilität geliebt, die Freiheit, in verschiedenen Ländern an Projekten zu arbeiten. Ihr letztes Großprojekt hatte sie nach New York geführt, aber als Luke auf die Welt kam, war mit alldem Schluss. Elizabeth konnte nicht mehr im ganzen Land ihrer Arbeit nachgehen, geschweige denn in aller Welt. Es war schwer gewesen, ihr Geschäft in Baile na gCroíthe aufzubauen und sich nebenbei wieder an ein Leben mit Kind zu gewöhnen. Ihr blieb keine andere Wahl, als Edith einzustellen, denn ihr Vater war nicht bereit, sie zu unterstützen, und Saoirse konnte man direkt vergessen. Jetzt, wo Luke älter wurde und sich gerade in der Schule gut eingewöhnt hatte, merkte Elizabeth, dass es immer schwieriger wurde, innerhalb einer vernünftigen Pendlerdistanz noch Arbeit zu finden. Der Bauboom in Baile na gCroíthe würde irgendwann ein Ende haben, und sie machte sich ständig Sorgen, dass die Angebote ganz versiegen würden.
    Es hätte nie passieren dürfen, dass sie am Freitag das Meeting verlassen musste. Niemand in ihrem Büro konnte ihre Kompetenz als Innenarchitektin besser verkaufen als sie selbst. Ihre Mannschaft bestand aus der Empfangsdame Becca und aus Poppy. Becca war eine extrem schüchterne Siebzehnjährige, die ihr Berufspraktikum bei Elizabeth gemacht und sich dann entschlossen hatte, nicht wieder in die Schule zurückzugehen. Sie arbeitete sehr gewissenhaft und war ein stiller Mensch, was Elizabeth gut gefiel. Als Saoirse – der Elizabeth einen Halbtagsjob in ihrem Büro gegeben hatte – sie im Stich ließ, stellte

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