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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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immer noch ausschließlich auf Basis dessen, was ihr verstorbener Mann von der betreffenden Sache gehalten hätte. So eröffnete sie ihr Geschäft, »weil Mr. Bracken es so gewollt hätte«, und weigerte sich standhaft, am Wochenende auszugehen oder an sozialen Ereignissen teilzunehmen, »weil Mr. Bracken das nicht gewollt hätte«. Soweit Elizabeth es beurteilen konnte, passte das, was Mr. Bracken erfreut beziehungsweise verärgert hätte, jedoch ziemlich nahtlos in Gwens sonstige Lebensphilosophie.
    Stück für Stück rückten die beiden Busse aneinander vorbei. Elizabeth seufzte noch einmal laut. Baile na gCroíthe im Stau. Endlich hatten sie sich erfolgreich aneinander vorbeigeschoben, und Elizabeth beobachtete wenig amüsiert, wie der Reiseführer, das Mikrophon in der Hand, aufgeregt von seinem Sitz sprang und es offenbar schaffte, eine an sich stinklangweilige Verzögerung in ein Ereignis umzumünzen und in die geplante Erlebnistour über Irlands Landstraßen zu integrieren. Wie aufs Stichwort wurde im Bus geklatscht und gejubelt. Eine Nation feierte. Noch mehr Blitzlichter funkelten durch die Scheibe, und die Insassen beider Busse winkten einander zum Abschied zu, nachdem sie die morgendliche Sensation so überaus gelungen miteinander geteilt hatten.
    Elizabeth fuhr weiter und sah im Rückspiegel, wie die Begeisterung allmählich abflaute, als ihnen auf der kleinen Brücke am Ortsausgang ein weiterer Bus begegnete. Langsam senkten sich die winkenden Arme, die Blitzlichter erstarben, während sich ihre Besitzer darauf einstellten, dass weitere zeitraubende Bemühungen nötig sein würden, um das idyllische Städtchen wieder verlassen zu können.
    Das war typisch für Baile na gCroíthe. Fast hätte man denken können, es geschähe mit Absicht. Das Städtchen hieß einen mit offenen Armen willkommen und zeigte einem mit seinen farbenfrohen, blumig dekorierten Ladenfronten alles, was es zu bieten hatte. Als ob man ein Kind in einen Süßwarenladen mitnimmt und ihm die ganzen Regale mit köstlichem buntem Zuckerzeug zeigt, der einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Aber dann, während es da steht und sich mit aufgerissenen Augen und wild klopfendem Herzen umschaut, schraubt man schnell alle Deckel fest zu und versiegelt sie. So war es auch in Baile na gCroíthe: Wenn man seine Schönheit zur Kenntnis genommen hatte, wurde einem klar, dass es hier sonst nichts gab.
    Sonderbarerweise kam man leichter über die Brücke von draußen in die Stadt herein als wieder hinaus. Die Brücke am Stadtausgang war ganz seltsam gewölbt, was das Drüberfahren erschwerte. Elizabeth war jedes Mal von neuem irritiert.
    Genau wie die Straße, die vom Haus ihrer Kindheit wegführte, sie ausbremste, so konnte sie auch Baile na gCroíthe nie zügig verlassen. Irgendetwas an dem Städtchen holte sie immer wieder zurück. Dabei hatte sie jahrelang dagegen angekämpft. Einmal hatte sie das Angebot bekommen, in New York einen Nachtclub auszustatten, und war mit ihrem damaligen Freund dort hingezogen. Sie hatte es geliebt. Es gefiel ihr, dass niemand ihren Namen, ihr Gesicht und die Vergangenheit ihrer Familie kannte. Sie konnte sich einen Kaffee – oder besser gesagt tausend verschiedene Sorten Kaffee – bestellen, ohne dass jemand ihr auch nur einen einzigen mitleidigen Blick zuwarf, weil ihre Familie sich mal wieder in irgendein Drama verstrickt hatte. Niemand wusste, dass ihre Mutter sie verlassen hatte, als sie noch ein Kind war, dass ihre Schwester nicht richtig tickte und ihr Vater kaum ein Wort mit ihr wechselte. Sie hatte es geliebt, in New York verliebt zu sein. In New York konnte sie sein, wer sie wollte. In Baile na gCroíthe konnte sie sich nicht davor verstecken, wer sie war.
    Auf einmal merkte sie, dass sie die ganze Zeit vor sich hinsummte, und zwar das alberne Lied, das angeblich »Ivan« erfunden hatte, wie Luke ihr einzureden versuchte. Luke nannte es den »Summsong«, und er war nervtötend ohrwurmig, fröhlich und monoton. Sie hörte auf zu summen und parkte schwungvoll auf dem freien Platz an der Straße. Dann schob sie den Fahrersitz zurück und angelte ihre Handtasche vom Rücksitz. Zuerst das Wichtigste, nämlich Kaffee. In Baile na gCroíthe hatten Wunderwerke wie Starbucks noch nicht Fuß gefasst, und erst letzten Monat hatte »Joe’s« Elizabeth gestattet, ihren Kaffee mitzunehmen. Inzwischen hatte Joe aber schon fast die Nase voll davon, ständig seine Becher zurückzufordern.
    Manchmal dachte

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