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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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ich versuchte, mir unauffällig die Cocopops reinzuschaufeln. Eigentlich flüstere ich nicht, wenn Eltern da sind, aber da Elizabeth mich in den letzten Tagen ein paar Mal gehört hatte, wollte ich lieber kein Risiko eingehen.
    Luke kicherte und nickte.
    »Ist sie immer so?«
    Wieder nickte er und mampfte seine Cocopops.
    »Spielt sie nie mit dir? Knuddelt sie dich nie?«, fragte ich, während ich zuschaute, wie Elizabeth jeden Zentimeter der bereits blitzenden und blinkenden Arbeitsplatten wienerte und die darauf stehenden Gegenstände mal einen Zentimeter nach rechts, mal einen nach links verrückte.
    Luke dachte eine Weile nach und antwortete dann achselzuckend: »Nein, jedenfalls nicht oft.«
    »Aber das ist doch schrecklich! Macht es dir nichts aus?«
    »Edith sagt, dass es Leute auf der Welt gibt, die umarmen einen nicht ständig und spielen auch nicht mit einem, aber sie haben einen trotzdem lieb. Sie wissen bloß nicht, wie man das zeigt«, flüsterte er zurück.
    Elizabeth warf ihm einen nervösen Blick zu.
    »Wer ist Edith?«
    »Meine Kinderfrau.«
    »Wo ist sie?«
    »Sie macht grade Urlaub.«
    »Wer kümmert sich denn um dich, solange sie weg ist?«
    »Du«, grinste Luke.
    »Abgemacht, darauf schütteln wir uns«, sagte ich und streckte ihm die Hand hin.
    Luke packte sie. »Wir machen das nämlich so«, erklärte ich, schüttelte erst den Kopf und dann den ganzen Körper, als hätte ich einen Krampfanfall. Luke fing an zu lachen und machte es mir nach. Als Elizabeth im Putzen innehielt und uns anstarrte, lachten wir noch mehr. Sie riss nur die Augen noch weiter auf.
    »Du stellst eine Menge Fragen«, flüsterte Luke.
    »Und du gibst eine Menge Antworten«, gab ich zurück, und wir lachten wieder.
    Elizabeths BMW ratterte die holprige Straße entlang, die zur Farm ihres Vaters führte. Angestrengt umklammerte sie das Lenkrad, während überall Staub aufwirbelte und sich auf die Karosserie ihres frisch gewaschenen Wagens legte. Wie sie es achtzehn Jahre hier ausgehalten hatte, überstieg inzwischen ihre Vorstellungskraft – hier konnte man nichts sauber halten. Am Straßenrand vollführten die wild wachsenden Fuchsien in der leichten Brise einen Willkommenstanz. Sie säumten die Straße wie Lichter an einer Landebahn, rieben sich an den Autofenstern und pressten ihre Gesichter ans Glas, um zu sehen, wer im Wagen saß. Luke kurbelte sein Fenster herunter und ließ sich die Hand von ihren Küssen kitzeln.
    Elizabeth hoffte inbrünstig, dass ihnen kein anderer Wagen entgegenkommen würde, denn die Straße war gerade breit genug für einen. Für Gegenverkehr war kein Platz, und um jemanden vorbeizulassen, musste man eine halbe Meile rückwärts fahren. Manchmal hatte man das Gefühl, als wäre diese Straße die längste der Welt. Man hatte sein Ziel zwar ständig vor Augen, aber dann musste man plötzlich die entgegengesetzte Richtung einschlagen, um es zu erreichen.
    Zwei Schritte vor, einen zurück.
    Es war wie damals als Kind, wenn sie ihre Mutter in der Ferne gesehen hatte, aber noch eine halbe Ewigkeit warten musste, bis ihre Mutter endlich angetänzelt kam und das vertraute Quietschen des Gartentors ertönte.
    Aber zum Glück gab es diesmal keinen Gegenverkehr, und das war auch gut so, denn sie waren sowieso schon spät dran. Offensichtlich waren Elizabeths Ausführungen auf taube Ohren gestoßen, denn Luke hatte sich geweigert, das Haus zu verlassen, ehe Ivan seine Cocopops aufgegessen hatte. Dann bestand er darauf, den Beifahrersitz umzuklappen, damit Ivan auf den Rücksitz klettern konnte.
    Sie warf Luke einen raschen Blick zu. Er saß angeschnallt auf dem Vordersitz, streckte den Arm aus dem Fenster und summte das gleiche Lied, mit dem er sie schon das ganze Wochenende gequält hatte. Und er sah glücklich aus. Hoffentlich war bald Schluss mit dem Theater, vor allem jetzt bei seinem Großvater. Sie sah ihn schon am Tor stehen und warten. Ein vertrauter Anblick. Warten war Brendans Stärke.
    Er trug eine braune Kordhose, und Elizabeth hätte schwören können, dass er sie schon besessen hatte, als sie noch ein Kind war. Die Hose steckte in verdreckten grünen Gummistiefeln, mit denen er überall im Haus herumstapfte. Sein grauer Baumwollpullover war mit einem verblichenen grünen und blauen Rautenmuster bestickt und hatte mittendrin ein Loch, durch das man ein grünes Polohemd schimmern sah. Auf dem Kopf hatte er eine Tweedkappe, in der rechten Hand hielt er einen Stock aus Schlehenholz, Gesicht und

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