Zwischen Himmel und Liebe
irgendjemandem außerberuflich verabredet hat.
Fünf
Jahre, Ivan«, wiederholte sie. »Kannst du mir erklären, warum du das alles kaputt gemacht hast?«
»Weil er schmutzig ist und nicht gut riecht«, lachte ich.
»Weil er schmutzig ist und nicht gut riecht«, ahmte sie mich nach, und ich kam mir blöd vor. »Dann gib ihr doch wenigstens die Möglichkeit, das selbst rauszufinden«, fügte sie hinzu. »Überschreite nicht deine Kompetenzen, Ivan.« Damit sah sie wieder auf ihre Arbeit und schrieb weiter, so hektisch, dass die Feder flatterte.
»Was ist denn los, Opal?«, fragte ich. »Sag mir, was wirklich los ist.«
Sie blickte auf, Wut und Traurigkeit in den Augen. »Wir haben schrecklich viel zu tun, Ivan, und wir sind darauf angewiesen, dass du arbeitest, so schnell du kannst, damit du für den nächsten Auftrag frei bist, statt dass du nur rumhängst und die gute Arbeit, die du geleistet hast, wieder zunichte machst. Das ist es, was los ist.«
Bestürzt von ihrer Strafpredigt verließ ich das Büro. Ich glaubte ihr keine Sekunde, aber was immer in ihrem Leben vorgehen mochte und sie so gereizt machte, war ihre eigene Angelegenheit. Sie würde ihre Meinung darüber, dass Elizabeth ihr Essen mit Benjamin abgesagt hatte, schnell ändern, wenn sie erst mal mitkriegte, was ich für den 29. geplant hatte.
»Oh, noch was, Ivan«, hörte ich ihre Stimme.
Ich blieb in der Tür stehen und wandte mich um. Sie blickte nicht von ihrer Arbeit auf und schrieb einfach weiter, während sie mir erklärte: »Ich brauche dich nächsten Montag hier. Du musst eine Weile für mich einspringen.«
»Warum?«, fragte ich ungläubig.
»Ich werde ein paar Tage nicht da sein und brauche dich als Vertretung.«
Das war noch nie passiert. »Aber ich bin mitten in einem Job.«
»Gut zu hören, dass du es wenigstens noch so nennst«, fauchte sie. Dann legte sie seufzend ihre Feder zur Seite und sah mich an. Ihre Augen waren müde, und sie sah aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. »Ich bin sicher, dass Samstag ein Erfolg wird, und dann musst du nächste Woche nicht mehr hingehen, Ivan.«
Ihre Stimme war sanft und kam von Herzen, und ich vergaß, dass ich eigentlich wütend auf sie war. Zum ersten Mal begriff ich, dass sie in jeder anderen Situation Recht gehabt hätte.
Neunundzwanzig
Ivan legte letzte Hand an den Dinnertisch, knipste noch schnell eine wild wachsende Fuchsie ab und stellte sie in einer kleinen Vase mitten darauf. Dann zündete er eine Kerze an und sah zu, wie die Flamme vom Wind hin und her getrieben wurde wie ein Hund, der angekettet im Hof herumrennt. Cobh Ciúin war genauso still, wie der Name es verhieß, den die Ansässigen der Stelle vor Jahrhunderten gegeben hatten. Der einzige Laut war das sanft ans Ufer plätschernde Wasser, vor und wieder zurück, als wollte es den Sand necken. Ivan schloss die Augen und wiegte sich im Rhythmus der Wellen. Ein kleines Fischerboot, das am Pier festgemacht war, hüpfte auf und ab, schlug dann und wann gegen den Steg und steuerte einen leisen Trommelschlag bei.
Der Himmel war blau und begann allmählich dunkel zu werden. Nur ein paar verstreute Teenagerwolken trödelten noch hinter den älteren Wolken her, die vor wenigen Stunden das Bild bestimmt hatten. Die Sterne funkelten hell, und Ivan strahlte zurück; auch die Sterne wussten, was heute Abend geschehen würde. Ivan hatte den Chefkoch der Firmenkantine gebeten, ihm zu helfen. Für gewöhnlich arrangierte der Koch die Teepartys in den Gärten der besten Freunde, aber diesmal hatte er sich selbst übertroffen. Als Vorspeise gab es Gänseleberpastete auf Toast, der in ordentliche kleine Quadrate geschnitten war, darauf folgte irischer Wildlachs mit Spargel, und zum Nachtisch gab es weiße Mousse au Chocolat mit Himbeersauce. Der warme Golfwind trug die köstlichen Düfte unter Ivans Nase vorbei.
Nervös spielte er mit dem Besteck herum, rückte zurecht, was längst richtig lag, zog seine neue blaue Seidenkrawatte fester, lockerte sie wieder, öffnete den Knopf seines Anzugjacketts und schloss ihn wieder. Den ganzen Tag war er so mit den Vorbereitungen beschäftigt gewesen, dass er gar keine Zeit gehabt hatte, über seine Gefühle nachzudenken. Jetzt blickte er auf die Uhr und dann in den dunkel werdenden Himmel. Hoffentlich würde Elizabeth bald kommen.
Langsam schlängelte sie sich die schmale kurvenreiche Straße entlang, denn in der undurchdringlichen Dunkelheit hier auf dem Land konnte man nicht viel mehr
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