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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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gewartet. Ein Zeichen gewollt, kein Geschenk. Deshalb war es vermutlich besser, ich ließ alle Möglichkeiten offen. Zumindest was das Zeichen betraf.
    Ich trug die Tüte zum Kleiderschrank, stieg auf einen Stuhl und schob sie ganz nach hinten zu dem Karton mit den
E.I.N.fach
-Produkten. Was auch immer in dem Geschenk war   – es hatte lange Zeit gebraucht, um es bis zu mir zu schaffen. Ein bisschen länger würde auch keinen Unterschied mehr machen.

Kapitel 12
    »Wer ist dran mit Fragen?«
    »Du«, antwortete Wes.
    »Bist du sicher?«, fragte ich.
    Er nickte und ließ den Motor des Lieferwagens an. »Fang an, ich bin bereit.« Damit fuhr er über die Auffahrt von Delias Haus zur Straße und bog in den Sweetbud Drive ein.
    Ich lehnte mich an, ein Bein angewinkelt, so dass der rechte Fuß unter dem linken Oberschenkel lag. Wir hatten beim Münzenwerfen gewonnen, durften also den Wagen waschen, während Bert und Kristy dazu verdonnert waren, Krabbenpastetchen vorzubereiten. Viele, viele Krabbenpastetchen.
    »Also . . . wovor hast du am meisten Angst?«, fragte ich.
    Wie immer überlegte Wes kurz, bevor er antwortete. »Clowns.«
    »Clowns.«
    »Ja.«
    Ich sah ihn bloß stumm an.
    Er erwiderte meinen Blick. »Was?«
    »Das ist keine richtige Antwort.«
    »Wer sagt das?«
    »Ich. Ich meinte nämlich echte Angst. Angst, zu versagen, Angst, etwas zu bereuen, Angst vorm Sterben. So wasin der Art. Etwas, weswegen man nachts wachliegt und seine eigene Existenz infrage stellt.«
    Wieder dachte er einen Moment nach. »Clowns.«
    Ich verdrehte die Augen. »We-es!«
    »Das ist definitiv die richtige Antwort.« Vor dem Loch bremste er ab und manövrierte vorsichtig darum herum. Ich warf einen Blick auf die Riesenherzhand, die still in der gleißenden Sonne hing.
    »Ich kann Clowns nicht ausstehen. Als kleiner Junge war ich mal im Zirkus, da hat einer einen Ballon direkt vor meinem Gesicht platzen lassen. Seitdem sind Clowns für mich der wahre Horror.«
    »Kann doch gar nicht sein«, meinte ich lächelnd.
    »Ich wünschte, es wäre so.«
    In einer Staubwolke erreichten wir die Landstraße, wo der Asphalt begann.
    »Clowns«, wiederholte ich. »Echt?«
    Er nickte. »Akzeptierst du das jetzt als Antwort oder nicht?«
    »Stimmt es denn wirklich?«
    »Ja, es ist die Wahrheit.«
    »Okay«, meinte ich. »Du bist dran.«
     
    Mittlerweile wusste ich so einiges über Wes. Dass er seinen ersten Kuss im sechsten Schuljahr bekommen hatte, von einer gewissen Willa Patrick. Dass er fand, seine Ohren wären zu groß für seinen Kopf. Dass er Jazz, Wasabi sowie den Geruch von Patchouli hasste. Und Clowns.
    Seit unserer nächtlichen Wanderung spielten wir das Spiel, mit dem wir damals begonnen hatten, in Schüben immer weiter. Jedes Mal wenn wir allein waren   – auf der Fahrt zu einem Job oder wenn wir Besteckkästen einräumtenoder auch wenn wir einfach bloß irgendwo abhingen   –, machten wir automatisch da weiter, wo wir beim letzten Mal aufgehört hatten. Wenn die anderen von
Wish Catering
dabei waren, herrschte zu viel Trubel, Lärm, Chaos, wurde gelacht und gestritten und erzählt. Aber in Momenten zu zweit   – so wie diesem   – gab es nur mich, Wes und die Wahrheit.
    Früher hatte ich das Wahrheitsspiel mit meinen Freundinnen gespielt, vor allem wenn wir in großen Rudeln beieinander übernachteten, was wir eine Zeit lang supertoll gefunden hatten. Damals hatte mich das Spiel allerdings nervös gemacht. Mit seiner spontanen Bemerkung, es sei teuflisch, hatte Wes vollkommen Recht gehabt, denn die Fragen waren in der Regel entweder sehr persönlich oder sehr peinlich oder beides. Als ich mit meinen Freundinnen oder meiner Schwester gespielt hatte, war es mir oft lieber gewesen, bei einer Frage zu passen und eine Niederlage in Kauf zu nehmen, statt öffentlich zuzugeben, dass ich wie wahnsinnig in meinen Mathelehrer verknallt war. Je älter wir wurden, umso brutaler wurde auch das Spiel, denn nun drehten sich die Fragen darum, auf welchen Jungen man stand oder auch nicht und ob man ES schon gemacht hatte. Mit Wes dagegen Wahrheit zu spielen, fühlte sich völlig anders an. Die schwierigen Fragen hatte er mir gleich zu Beginn gestellt, deshalb kam mir alles Weitere einfach vor. Zumindest vergleichsweise einfach.
    »Was ist das Ekelhafteste, das dir je passiert ist?«, fragte Wes mich beispielsweise eines Tages, als wir auf der Suche nach Küchenpapier durch den Supermarkt stapften.
    »Iiih.« Ich warf ihm einen Blick zu. »Muss

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