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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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gepunktetes Hemd angezogen hat.«
    »Nein«, antwortete ich. Sie entspannte sich sichtlich. »Streifen.«
    »Schlips?«
    Ich nickte. »Den blauen.«
    »Gut. Sehr gut.« Kristy trank einen Schluck von ihrem Bier und deutete anklagend mit dem Finger auf mich. »Zurück zu Wes und dir. Es läuft also nichts zwischen euch. Schwörst du es?«
    »Meine Güte, jetzt beruhige dich erst mal wieder«, sagte ich, doch sie starrte mich weiterhin auffordernd an. Mit dieser Antwort gab sie sich offensichtlich nicht zufrieden. Deshalb fügte ich notgedrungen hinzu: »Okay, ich schwör’s.«
    »Na gut.« Kristy deutete mit dem Kinn Richtung Esszimmer, wo ein paar Typen um den riesigen Tisch herum saßen. »Beweise es.«
    »Beweisen?«
    Doch sie zog mich bereits mit sich durch Flur und Wohnzimmer ins Esszimmer, drückte mich auf einen Stuhl und setzte sich auf die Armlehne. Monica tauchte schwer atmend etwa dreißig Sekunden später neben uns auf. Was Kristy überhaupt nicht zu bemerken schien. Sie hatte ganz klar etwas anderes im Kopf. Ein Vorhaben, das sie unerbittlich durchziehen würde.
    »Das ist Macy«, sagte sie und winkte den drei Jungs am Tisch zu: einem stämmigen Kerl mit Baseballmütze, einem im orangefarbenen T-Shirt sowie einem Hippie-Typen mit blauen Augen und Pferdeschwanz, der am anderen Ende des Tisches hockte. »John, Donald, Philip.«
    »Hi«, sagte ich. John, Donald, Philip begrüßten mich ebenfalls.
    »Macy befindet sich gerade in einer Art Limbo zwischen zwei Beziehungen«, verkündete Kristy. »Und ich reiße mir ein Bein aus, um ihr zu zeigen, dass es eine ganze Welt voll ungeahnter Möglichkeiten gibt.«
    Aller Augen richteten sich auf mich. Ich merkte, wie ich rot wurde, und fragte mich, wann Wes wohl endlich zurückkam.
    »Keiner von diesen Kerlen taugt als fester Freund.« Kristy hob den Arm und ließ ihn mit großer Geste über die Runde kreisen. »Trotzdem sind alle drei richtig nett.«
    »Die Tatsache, dass keiner von uns als Freund taugt«, sagte der Typ mit der Baseballmütze (John) zu mir, »hat sie allerdings nicht davon abgehalten, mit jedem von uns auszugehen.«
    »Genau deshalb weiß ich ja Bescheid. Aus Erfahrung«, konterte Kristy. Allgemeines Gelächter. Donald gab ihr eine Vierteldollarmünze. Kristy zielte, schnippte daneben und trank. »Pass auf, ich drehe jetzt ’ne Runde und leiste ein bisschen Vorarbeit. Sichten, was sich hier so rumtreibt, meine ich«, sagte sie zu mir. »Dann hole ich dich wieder ab und stelle dich ein paar von den aussichtsreicheren Kandidaten vor. Abgemacht?«
    »Kristy«, sagte ich noch, doch da war sie auch schon weg, wobei sie John im Vorbeigehen einen leichten Klaps auf den Kopf versetzte.
    »Du bist dran.« John nickte mir zu.
    Ich nahm die Münze. Ich hatte zwar schon oft zugeschaut, aber selbst noch nie Münzenschnippen gespielt. Also machte ich es Kristy einfach nach: Schnippte die Münze zu der Tasse, die als Ziel diente. Mit einem leisen Klirren landete die Münze in der Tasse. Soweit ich es verstand, hatte ich die Runde damit gewonnen. Nicht schlecht. »Und was passiert jetzt?«, fragte ich Philip.
    Er schluckte übertrieben angstvoll. »Du entscheidest, wer trinken muss.«
    Ich ließ meinen Blick über die drei Jungs wandern, die am Tisch saßen, und deutete auf John. Er hob sein Glas, prostete mir zu.
    »Du bist noch mal dran«, meinte Philip.
    »Oh.« Wieder schnippte ich die Münze, wieder landete sie in der Tasse.
    »Vorsicht, Leute!«, sagte Donald. »Gleich gibt’s Tote.«
    Das blieb zum Glück allen erspart, denn beim dritten Mal verfehlte die Münze das Ziel. Philip signalisierte mir triumphierend, nun müsste ich trinken   – was ich auch brav tat   –, und schob die Münze zu John rüber.
    »Macht Spaß. Zumindest solange man nicht daneben schnippt«, sagte ich.
    John schnippte, traf   – natürlich   – und deutete auf mich   – natürlich.
    »Auf ex!«, befahl er. Und ich trank.
    Und dann trank ich noch mal. Und noch mal. Die folgenden zwanzig Minuten vergingen wie im Flug, zumindest kam es mir so vor, denn ich verfehlte ungefähr bei jedem Mal, das ich an der Reihe war, die Tasse. Und musste natürlich jedes Mal, wenn jemand anderer traf, trinken. Unabhängig davon, ob diese Typen nun als Freunde taugten oder nicht, Skrupel kannten sie auf jeden Fall keine. Was dazu führte, dass alles im Raum um mich her, um es gelinde auszudrücken, allmählich verschwamm.
    Irgendwann merkte ich, dass Wes sich auf den Stuhl neben mich setzte.

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