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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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du ja«, sagte er. Hank/Frank wirkte auf einmal ziemlich angesäuert. »Und, sollen wir jetzt?«
    Ich nickte. Wes’ Bauch berührte meinen Rücken und ohne groß drüber nachzudenken, lehnte ich mich einfach noch weiter zurück. Seine Hände lagen nach wie vor unter meinen Ellbogen. Und obwohl ich wusste, dass ich mich merkwürdig benahm, obwohl ich es unter anderen Umständen nie getan hätte, blieb ich, wo ich war, presste mich sogar noch fester an ihn.
    »He du«, sagte Hank/Frank zu mir, aber Wes marschierte bereits los und ich mit ihm. Es wimmelte vor Leuten, so dass es schwierig war, beieinander zu bleiben. Nach einiger Zeit ließ Wes meine Ellbogen los, doch seine Hand glitt an meinem Arm runter und seine Finger schlossen sich um mein Handgelenk.
    Vielleicht würde er in dem Geschiebe und Gedränge irgendwann ganz loslassen, aber ich wusste plötzlich nur noch eins: Wenn nichts mehr einen Sinn ergibt, wenn überhaupt seit Ewigkeiten nichts mehr einen Sinn ergeben hat, muss man sich unbedingt an etwas festhalten, auf das man sich verlassen kann. Von dem man sicher sein kann, dass es sich nicht gleich wieder in Luft auflöst. Und deshalb ergriffich, als ich spürte, wie sich Wes’ Finger allmählich von meinem Handgelenk lösten, von mir aus seine Hand und umklammerte sie fest.
     
    Kaum waren wir durch die Haustür, brüllte jemand Wes’ Namen, und zwar so laut, dass wir beide zusammenzuckten. Rasch ließ ich seine Hand los.
    »Wo hast du gesteckt, Baker?«, krakeelte ein Typ mit Baseballmütze, der an einem Landrover lehnte. »Hast du meinen Vergaser dabei?«
    »Ja«, rief Wes zurück. »Moment.« Dann wandte er sich um, sah mich an.
    »Tut mir Leid«, sagte ich. »Da drinnen war es so heiß, und er   –«
    Er unterbrach mich mitten im Satz, indem er mir die Hände auf die Schultern legte und mich sanft nach unten drückte, bis ich auf den Stufen vor der Haustür hockte. »Wartest du hier? Bin gleich wieder da, okay?«
    Ich nickte. Wes lief über die Wiese auf den Landrover zu. Ich atmete tief durch, wodurch mir allerdings noch schwindeliger wurde, und vergrub mein Gesicht in den Händen. Plötzlich hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Als ich aufblickte, sah ich, dass Monica rechts neben den Stufen stand.
    Sie hatte ihre Wasserflasche unter den Arm geklemmt und rauchte. Da ich wusste, dass sie sicher nicht der Typ war, der sich überfallsartig an Leute anschlich, war mir sofort klar, dass sie gesehen hatte, wie wir aus dem Haus gekommen waren, Händchen haltend und alles.
    Monica führte die Zigarette zu den Lippen und nahm einen tiefen Zug, wobei sie mich unverwandt ansah. Geradezu vorwurfsvoll.
    »Es ist nicht so, wie du denkst«, sagte ich. »Es war bloß wegen dieses unverschämten Kerls da drinnen . . . Wes hat mich gerettet.
Ich
habe mich an
seiner
Hand festgehalten, nicht umgekehrt, um überhaupt heil rauszukommen.«
    Sie atmete langsam aus; kräuselnd stieg der Rauch zwischen uns hoch.
    »Es war der totale Zufall«, sagte ich. »Du weißt doch, wie es ist, so was passiert einfach, ohne dass man es will oder geplant hat. Man tut es einfach.«
    Ich wartete darauf, dass sie mir widersprach, mit einem »Lass stecken« oder einem »Mmm-hmmm«, ironisch gemeint natürlich. Aber sie gab keinen Mucks von sich, sondern sah mich nur so unergründlich an wie eh und je.
    Wes kam zurück. »Okay, lass uns fahren.« Erst dann bemerkte er Monica und nickte ihr zu. »Hi, alles klar?«
    Monicas Reaktion bestand darin, dass sie noch einmal an ihrer Zigarette zog, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder voll und ganz auf mich richtete.
    Ich stand auf, wobei ich aufpassen musste, nicht umzufallen, was mir mit gewisser Mühe auch gelang. »Und bei dir? Auch alles klar?«, erkundigte sich Wes.
    »Ja, einigermaßen.« Wes lief über den Gartenweg auf seinen Truck zu. Ich folgte ihm, drehte mich aber nach ein, zwei Schritten noch einmal zu Monica um. »Tschüs. Bis morgen, okay?«
    »Mmm-hmmm«, antwortete sie. Während ich davonging, spürte ich ihren Blick in meinem Rücken.
     
    »Wenn du etwas an dir verändern könntest, irgendetwas«, fragte Wes, »was wäre das?«
    »Zum Beispiel alles, was heute Abend geschehen ist, undzwar von dem Moment an, als wir bei dir zu Hause losgefahren sind.«
    Er schüttelte verständnislos den Kopf. »Ich habe dir doch schon gesagt, so furchtbar war das gar nicht.«
    »Dich hat aber auch kein Football-Spieler angetatscht.« Darauf musste ich ihn nun doch mal hinweisen, fand

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