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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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hatte.
    »Und noch eins lass dir gesagt sein: Ich hoffe, deine Frage   – wenn du sie denn endlich stellst   – ist wenigstens gut. Wo du schon so einen Aufstand machst deswegen.«
    »Keine Bange«, meinte er. Seine Stimme klang so selbstbewusst und ruhig wie immer. »Meine nächste Frage wird der Hammer.«

Kapitel 13
    »Es ist kaum zu glauben.« Meine Mutter fuhr mit dem Finger über den Rand eines der Fotos, die vor ihr auf dem Tisch lagen. »Dein Projekt macht ja richtige Fortschritte.«
    Meine Schwester strahlte. »Ja, nicht wahr? Die Oberlichter sind eingebaut, morgen kommt der Klempner und installiert die neue Toilette. Jetzt müssen wir uns nur noch die Farben für die Wände aussuchen, dann wird gestrichen. Ich sage euch, es wird großartig!«
    Ich hätte nie für möglich gehalten, mit welcher Begeisterung ein Mensch Wandfarbensorten   – die für mein Gefühl alle identisch wirkten   – miteinander vergleichen konnte. Aber Caroline lebte nur noch für das Ferienhausprojekt. Obwohl vieles neu wurde, ging sie nicht vor wie ein Bulldozer, sondern erhielt auch einiges vom Alten. Deswegen hing, trotz besserer Fenster und neuer Oberlichter, nach wie vor der Elchkopf über dem Kamin, allerdings professionell saniert und gereinigt. Kaum zu glauben, dass es Menschen gab, die mit so was ihr Geld verdienten. Auch die splittrigen, alten Holzliegestühle würden auf der Veranda zum Meer hin stehen bleiben, allerdings ergänzt durch eine neue, gusseiserne Bank und eine Reihe dekorativ bepflanzter Terrakottatöpfe. Alles, was uns in dem Haus besonders am Herzen liege, sei erhalten geblieben, sagteCaroline. Und dass mein Vater es mit Sicherheit so gewollt hätte.
    »Ich habe mir überlegt, ich könnte doch, wenn die Küche gestrichen ist, den Übergang zwischen Wand und Decke kacheln lassen«, sagte Caroline, während meine Mutter das nächste Foto in die Hand nahm und prüfend betrachtete. »So eine Art schmalen Mosaikfries im mexikanischen Stil aus Minikacheln mit verschiedenen Mustern. Moment, irgendwo müsste der Katalog sein, aus dem ich die Anregung habe . . .«
    Ich beobachtete meine Mutter und wusste genau, dass sie an etwas ganz anderes dachte. Dennoch sah sie pflichtschuldig die neuesten Bilder durch, die Caroline mitgebracht hatte; jetzt gerade zum Beispiel eins von der neuen, gläsernen Schiebetür. Sie nahm es sogar in die Hand, um es genauer betrachten zu können. Dabei wanderten ihre Gedanken allerdings garantiert zu anderen Häusern, anderen Farbmustern, anderen Armaturen und Beleuchtungskörpern: denen ihrer Villen. Der Zeitplan für ihr Bauprojekt verlief nämlich parallel zu dem von Caroline. Für meine Mutter war das Ferienhaus etwas Fernes, fast Fremdes, ein Ding aus der Vergangenheit. Ihre eigenen Projekte dagegen repräsentierten die Gegenwart, die Zukunft. Außerdem waren sie ganz nah, denn wenn man oben an unserer Auffahrt stand, konnte man sie über den Hügel hinweg sehen, konnte erkennen, wie sie langsam, aber sicher aus dem Boden wuchsen. Vielleicht war es ja durchaus möglich, gleichzeitig vorwärts und rückwärts zu gehen. Aber leicht war es auf jeden Fall nicht. Man musste es wollen. Meine Schwester schien für diese Schwierigkeit kein Gespür zu haben. Sie hatte nichts anderes mehr im Kopf als blaue Minikacheln oder Fensterläden mit verstellbaren Klappen, wie bei einerSüdstaatenvilla. Ich hingegen bemerkte den Widerspruch bei dem, was gerade geschah, deutlich und konnte nur hoffen, dass meine Mutter am Ende damit klarkommen würde und ihn irgendwie für sich auflösen konnte.
     
    Ein paar Abende später.
Wish Catering
hatte das Essen für eine Feier zum Fünfzigsten geliefert. Das Geburtstagskind wohnte in meiner Nähe, deshalb hatten mich die anderen auf dem Hinweg abgeholt und setzten mich hinterher daheim wieder ab. Wir hielten gerade vor unserem Haus, da bat Delia mich um einen Gefallen.
    »Ich muss dringend aufs Klo«, sagte sie. »Meinst du, ich könnte eben mit reinkommen und eure Toilette benutzen?«
    »Klar«, antwortete ich.
    »Delia!« Bert warf einen ungeduldigen Blick auf seine Uhr. »Wir haben’s eilig!«
    »Und ich bin schwanger und mache mir gleich in die Hose.« Delia öffnete die Tür, schwang etwas schwerfällig ein Bein aus dem Wagen. »Dauert nur eine Minute.«
    Was für Bert allerdings entschieden zu lang war. Schon den ganzen Abend hatte er uns in den Ohren gelegen, er müsse spätestens um zehn daheim sein, weil da
Das Neueste vom Ende der Welt
lief,

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