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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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eine Fernsehsendung, in der über »die aktuellen Entwicklungen der Theorie vom Jüngsten Gericht« (Zitat Bert) berichtet werden würde. Aber die Party hatte länger gedauert als geplant, und obwohl wir uns sowieso schon tierisch beeilt hatten, lief die Zeit ab. Nicht nur für die Welt, sondern auch für Bert.
    »Ich komme mit.« Kristy öffnete die Tür auf ihrer Seite. »Jedes Mal wenn ich bei der Party aufs Klo wollte, war besetzt.«
    »Die Sendung fängt in fünf Minuten an!«, jammerte Bert.
    »Gib’s auf, Bert.« Wes zeigte auf die Uhr am Armaturenbrett. Sechs Minuten vor zehn. »Das kannst du vergessen, du schaffst es sowieso nicht mehr.«
    »Wisst ihr schon das Neueste? Es ist zu spät«, fügte Kristy fröhlich hinzu.
    Bert funkelte die beiden böse an, sackte auf seinem Sitz zusammen und starrte trübe aus dem Fenster. Einen Augenblick lang herrschte Stille, die nur durch Delias leises Stöhnen unterbrochen wurde, als sie sich vorsichtig aus dem Auto auf den Bürgersteig hievte. Ich warf einen Blick zu unserem Haus hinüber, das hoch in die Dunkelheit aufragte. Auch drinnen war es dunkel, denn meine Mutter befand sich auf einer zweitägigen Veranstaltung für Bauunternehmer in Greensboro, wo sie auch übernachten wollte; sie würde also erst am nächsten Morgen zurückkehren.
    »Du kannst gern mit reinkommen und hier fernsehen«, schlug ich vor. »Ich meine, wenn du möchtest.«
    »Echt?« Bert sah mich überrascht an. »Ehrlich?«
    »Macy!« Kristy stieß mich mit dem Ellbogen an. »Ich glaube, du spinnst! Was ist denn in dich gefahren?«
    »Nettigkeit und Rücksichtnahme«, konterte Bert, während er blitzschnell die Tür auf seiner Seite öffnete. »In sie ist gefahren, wovon andere   – gewisse anwesende Personen eingeschlossen   – nur träumen können.«
    Delia legte mir eine Hand auf den Arm. »Entschuldige, aber meine Blase platzt gleich.«
    »Sorry. Komm mit, die Gästetoilette ist gleich neben der Haustür.«
    »Wir gehen also alle rein?« Wes drehte den Schlüssel, der Motor ging aus.
    »Sieht so aus«, meinte Kristy.
    Dasselbe hätte ich auch tun können, wenn meine Mutter da wäre, dachte ich, während wir aufs Haus zuliefen. Delia watschelte neben mir her, Kristy musterte das Gebäude interessiert von oben bis unten, Bert, Wes und Monica bildeten die Nachhut. Ich hätte meine Freunde problemlos mit reinbringen können   – zumindest versuchte ich mich innerlich davon zu überzeugen. Aber ob das wirklich stimmte? Seit meine Mutter mir gesagt hatte, sie mache sich Sorgen, ob ich noch die richtigen Prioritäten setze, kamen weder
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noch Kristy noch irgendwas, das damit zusammenhing, mehr in unseren Gesprächen vor. Ich gebe zu, ich erwähnte es nicht mehr, weil ich das Gefühl hatte, es wäre klüger. Und sicherer.
    Ich schloss die Haustür auf und zeigte Delia die Gästetoilette. Sie rannte schneller durch den Flur, als ich sie seit Wochen hatte laufen sehen, und knallte die Tür hinter sich zu. »Endlich!«, seufzte sie so laut, dass wir sie durch die geschlossene Tür hören konnten. Kristy lachte laut und unvermittelt auf, so dass der Klang von der hohen Decke widerhallte und wir alle die Köpfe hoben.
    »Hab ich’s euch vorher nicht gesagt?«, meinte Bert. »Dieses Haus ist gigantisch.«
    »Das ist ein Palast, kein Haus.« Kristy linste ins Esszimmer, wo ein Hochzeitsporträt meiner Schwester über der Anrichte hing, und betrachtete es interessiert. »Wie viele Schlafzimmer habt ihr?«
    »Keine Ahnung. Fünf?« Ich lief zur Treppe und sah hoch ins obere Stockwerk. Kein einziges Licht brannte da oben. Auch der Rest des Hauses lag im Dunkeln.
    »Steht der Fernseher hier irgendwo?« Bert streckte den Kopf durch die Tür, die in den Salon führte. Wes versetzte ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, um ihn an seine Manierenzu erinnern. »Ich meine, darf ich nachschauen, wo der Fernseher steht?«
    »Hier entlang«, antwortete ich und lief durch den Flur Richtung Küche, wobei ich rechts und links auf jeden Lichtschalter drückte, an dem ich vorbeikam. Ich zeigte auf die Tür zum kleinen Wohnzimmer. »Die Fernbedienung liegt auf dem Tisch, glaube ich jedenfalls.«
    »Danke.« Bert flitzte zum Sofa. »Mann, was für eine Riesenglotze!« Monica folgte ihm und ließ sich in den Ledersessel plumpsen. Ein leises Klicken war zu vernehmen: Der Fernseher wurde eingeschaltet.
    Ich ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. »Möchte jemand was zu trinken?«
    »Habt ihr Sprite?«,

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