Zwischen jetzt und immer
der letzten Stufe und lief auf dem Gartenweg an mir vorbei. »Bis dann.«
»Tschüs.« Ich sah ihm nach. Er nahm die Abkürzung durch den Garten und über den gewundenen Pfad, der zu seinem und Wes’ Haus führte. »Viel Spaß.«
Ich öffnete die Tür und rief »Hallo«, bevor ich eintrat. Keine Reaktion. Ich warf einen Blick durch den Flur zu Kristys Zimmer: Die Tür stand halb offen, im Raum war es dunkel. Als ich den Kopf wandte, entdeckte ich Monica. Sie saß auf dem Sofa und starrte Richtung Fernseher.
»Hallo«, sagte ich noch einmal. Sie drehte leicht den Kopf, was bedeutete, dass sie mich immerhin zur Kenntnis nahm. »Wo ist Kristy?«
»Weg«, antwortete sie.
»Mit Baxter?«
Monica nickte.
»Ach so.« Ich durchquerte den Raum und setzte mich auf den gepolsterten Hocker vor Stellas Ohrensessel. »Ich hatte gehofft, sie wäre vielleicht hier.«
»Nö.«
Das war wirklich Ironie des Schicksals. Ich brauchte dringendwen zum Reden und der einzige Mensch, den ich auftreiben konnte, war ausgerechnet Monica. Trotzdem blieb ich erst einmal da und unternahm noch ein paar Anläufe, sie vielleicht doch zu einer Art Unterhaltung zu bewegen. Was das Ganze allerdings bloß noch schlimmer machte.
»Und? Wie läuft’s so bei euch?«
Monica zappte wortlos rum.
Ich versuchte es noch einmal. »Was passiert so bei euch gerade?«
Sie verweilte kurz bei einem Sender, um dann wieder weiterzuschalten.
»Nicht viel«, antwortete sie schließlich. »Und bei dir?«
»Ich habe Stress zu Hause«, sagte ich. Du meine Güte – ich klang wirklich wie der letzte Jammerlappen. »Meine Mutter hat mich unter Hausarrest gestellt und eigentlich dürfte ich gar nicht hier sein . . . aber ich habe eine E-Mail bekommen, von meinem Freund oder Ex-Freund oder was auch immer. Und irgendwie drehe ich seitdem ein bisschen durch und . . . ich meine, ich habe das Gefühl, alles verändert sich. Rasend schnell.«
»Mmm-hmmm«, sagte sie mitfühlend.
»Alles ist so komisch.« Warum erzähle ich dir das überhaupt, dachte ich und konnte trotzdem nicht aufhören zu reden: »Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.«
Monica holte tief Luft. Eine Sekunde lang dachte ich, sie würde mich tatsächlich mit einem vollständigen Satz beglücken. Doch dann seufzte sie bloß und meinte: »Aha.«
Ein Gespräch mit Monica würde mir nicht weiterhelfen, so viel stand fest. Deshalb verabschiedete ich mich. Monica zappte weiter. Ich fuhr in die Stadt zurück. Und fand – vor einer Ampel in der Nähe des Einkaufszentrums von Lakeview dann doch, was ich suchte.
Wes. Sein Truck stand meinem Auto gegenüber auf der Kreuzung. Ich blinkte ihn mit meinem Fernlicht an. Als die Ampel auf Grün sprang, bog er auf den Parkplatz vor dem Supermarkt ein. Ich wendete und folgte ihm dorthin.
»Ich dachte, du hast Hausarrest«, meinte er, als ich ausstieg und zu ihm rüberlief. Er stand vor seinem Truck und blickte mir entgegen. Ich war unglaublich froh, ihn zu sehen.
»Habe ich auch«, antwortete ich. »Offiziell bin ich beim Yoga.«
Er hob bloß kurz die Augenbrauen. Ich musste unwillkürlich lächeln und fühlte mich schlagartig besser. Nicht mehr so verunsichert, geradezu bestätigt. Natürlich würde ich
nicht
wieder zu Jason zurückkehren. Natürlich war ich
nicht
plötzlich wieder die Alte. Ich musste Wes nur sehen und sofort war mir das alles klar.
»Okay, bin ich eben nicht beim Yoga.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich sage dir, das war vielleicht ein Tag . . . ich weiß nicht. Schräg. Ich musste einfach mal raus. Mir geht so viel im Kopf rum.«
Er nickte, fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich weiß, was du meinst.«
»Was treibst du gerade?«, fragte ich. »Arbeit?«
»Äh . . . nö, nicht wirklich.« Er warf einen Blick zu seinem Truck rüber. »Heute Abend habe ich frei. Ich muss dringend ein paar Sachen erledigen.«
Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. »Ich muss erst in einer Stunde daheim sein. Soll ich dir Gesellschaft leisten?«
»Äh . . .«, sagte er. Schon wieder. Aus irgendeinem Grund fiel mir das plötzlich auf. Überhaupt hatte ich das Gefühl, er war irgendwie auf dem Sprung. Richtig nervös.
»Sorry, lieber nicht. Ich habe einen Termin mit einemKunden, um halb acht. Wenn du mitkämst, würdest du wahrscheinlich zu spät nach Hause kommen.«
»Ach so.« Ich strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Und dann sagte eine Weile lang keiner von uns beiden mehr was. Ein angespanntes, beklommenes Schweigen. Ein Schweigen, wie
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