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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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Arbeit in der Bibliothek wahrscheinlich zu negativ beurteilt. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich weiß, der Vorschlag, dass wir eine vorübergehende Beziehungspause einlegen, stammt von mir; trotzdem hoffe ich, dass wir Freunde bleiben und du mir auch mal wieder schreibst. Ich würde mich wirklich freuen, von dir zu hören.
     
    Ich las die Mail einmal, zweimal   – und stellte fest: Sie ergab immer noch keinen Sinn. Zumindest nicht für mich. Ich hatte felsenfest geglaubt, mein Abgang aus der Bibliothek wäre für Jason der entscheidende Beweis gewesen, dass ich nicht die Richtige für ihn war. Doch jetzt auf einmal, wo es ihm bevorstand, einen nahen Menschen zu verlieren, schien er plötzlich gegenteiliger Ansicht zu sein. Denn wenn ihn irgendjemand in dieser Situation verstehen konnte, dann ich, nicht wahr? Ich konnte Jason förmlich beim Nachdenken vor mir sehen, wie er mit seinem scharfen, unerbittlich vernünftigen Verstand zu dieser Schlussfolgerung gekommen war.
    »Nein«, sagte ich laut. Die Gedanken wirbelten nur so durch meinen Kopf und spielten Karussell. Vor anderthalb Wochen hatte ich das Gefühl gehabt, mein Leben hätte sich definitiv geändert, und zwar zum Besseren.
Ich
hätte es geändert. Doch auf einmal entglitt mir alles. Ich stand wieder ganz am Anfang, war die Tochter meiner Mutter, würde anscheinend, wenn man von dieser Mail ausging, möglicherweise auch wieder Jasons Freundin werden. Wenn ich nicht handelte, würden   – wenn der Sommer vorbei war   – auch meine Erfahrungen mit
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und mit Wes nur noch ein Traum sein. Vergessen, verdrängt, verwischt. Und deshalb verstieß ich an diesem Abend gegen die Regeln, die meine Mutter aufgestellt hatte. Nachdem ich wie immer Tisch und Arbeitsplatte abgewischt und die Reste vom Essen weggeräumt hatte, schnappte ich mir meine Yogamatte, sagte zu meiner Mutter, ich würde um acht Uhr wieder daheim sein, und fuhr zum Sweetbud Drive.
    Ich bog auf den Schotterweg ab (immer noch kein Straßenschild), wich automatisch dem Loch aus (immer noch nicht zugeschüttet) und warf im Vorbeifahren einen Blickauf die große Herzhand (immer noch da). Aus irgendeinem Grund überraschte es mich, dass sich anscheinend nichts verändert hatte, bis mir klar wurde: Es war gerade mal zehn Tage her, seit ich das letzte Mal dort gewesen war. Nur zehn Tage.
    Als Erstes fuhr ich zu Wes’ Haus, aber sein Truck stand nicht in der Auffahrt und das Haus war dunkel. Ich ging seitlich daran entlang bis zu seiner Werkstatt. Im Hof standen mehr Skulpturen herum als je zuvor: Engel, ein paar große Windspiele und ein mittelgroßes Gebilde, mit dem er allerdings offenbar gerade erst begonnen hatte, denn vorläufig waren nur die groben Umrisse einer Art dreidimensionalen Strichmännchens mit ein paar Winkeln und Halterungen am Rücken erkennbar.
    Auf meinem Weg zu Kristys Trailer hielt ich kurz vor Delias Haus an und spähte durchs Fenster. Pete lief mit Avery auf dem Arm herum, wiegte sie beruhigend hin und her; im Hintergrund am Herd rührte Delia in einem Topf, während Lucy zu ihren Füßen saß und Bauklötze aufeinander stapelte. Delia hätte sich garantiert gefreut mich zu sehen, aber ich ging nicht hinein, sondern beobachtete sie bloß für eine Weile von draußen und wurde traurig. Mir kam es fast so vor, als hätte ich dieses Haus nie betreten, als wäre in meiner knapp zweiwöchigen Abwesenheit bereits Gras über mich gewachsen. Ich fuhr die Auffahrt zum Hexenhäuschen hoch und sah schon von weitem das Flackern des Fernsehbildschirms durchs Fenster. Ich stieg aus, doch noch bevor ich die Haustür erreicht hatte, kam Bert heraus. Ich roch ihn, bevor ich ihn sah, denn er war umhüllt von einer Wolke Rasierwasser. Er trug Khakihosen und ein Polohemd aus Polyester.
    Ich gab mir Mühe, bei dem Geruch nicht das Gesicht zu verziehen, und sagte: »Hallo. Gut schaust du aus.«
    Er lächelte erfreut. »Ich habe ein Date.« Schob lässig die Hände in die Hosentaschen, wippte auf seinen Absätzen vor und zurück. »Bin zum Abendessen verabredet.«
    »Super. Wie heißt sie denn?«
    »Lisa Jo. Ich habe sie auf der Jahresversammlung des Armageddon-Clubs kennen gelernt. Sie ist eine richtige Expertin. Jedenfalls kennt sie sich mit dem Thema voll aus. Letzten Sommer war sie mit ihrem Vater im Westen, wo sie jede Menge Beweise für das bevorstehende Ende der Welt gesammelt haben.«
    »Echt?« Bert in Weiblich. Unvorstellbar.
    »Ja.« Er hüpfte geradezu übermütig von

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