Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
Vom Netzwerk:
irgendwie kleiner vor. Monica beförderte wie üblich langsamst Toasts vom Backblech auf eine Servierplatte. Wes stand irgendwo hinter mir im Raum und schenkte in die restlichen Gläser auf seinem Tablett Wein ein. Durch die Hintertür konnte ich in den Garten und auf die Straße schauen. Einen Augenblick lang war ich versucht die Tür zu öffnen. Hindurchzugehen. Weg von hier, nur weg. Ich spürte förmlich das Gras unter meinen Füßen, die Sonne auf meinem Gesicht, während ich das ganze Elend hinter mir ließ.
    Monica nahm ihre Platte mit Toasts, ging so dicht an mirvorbei, dass sie mich beinahe anrempelte, und verschwand Richtung Salon. Für einen Moment drangen Partygeräusche und Stimmen durch die geöffnete Tür in die Küche, dann wurde es wieder still. Als ich mich umwandte, um Wes anzuschauen, hob auch er gerade sein Tablett an, wobei er die Gläser darauf geschickt verrückte, um sie ins Gleichgewicht zu bringen. Offensichtlich war ihm das in dem Moment wesentlich wichtiger als meine Unzulänglichkeiten und Fehler. Doch plötzlich sah er auf, erwiderte meinen Blick.
    »Hey«, sagte er. Ich merkte, wie sich etwas in mir seiner unausweichlichen Frage entgegenstemmte.
    »Bist du . . .«
    »Okay. Alles in Ordnung«, platzte ich heraus. Es war so leicht, diese stereotype Antwort zu geben, es geschah automatisch. Wie oft hatte ich schon so reagiert? »Das war bloß eine blöde Bemerkung, hat mir nichts ausgemacht, wirklich, ich bin okay.«
    ». . . vielleicht in der Lage, auch ein Tablett mit Gläsern zu nehmen und rumzureichen?«, beendete Wes seine Frage.
    Und dann klappten wir beide gleichzeitig den Mund zu. Pause. Einer dieser Momente, in denen man nicht weiß, wer auf was zuerst reagieren soll. Ich musste plötzlich an ein Rennen denken, bei dem die Kontrahenten zeitgleich über die Ziellinie gekommen sind und alle gespannt auf die Entscheidung der Wettkampfrichter warten, die noch heftig darüber debattieren, wie das Zielfoto zu interpretieren sei.
    »Ja.« Ich deutete zustimmend mit dem Kinn auf das Tablett hinter ihm. »Geh schon mal vor, ich komme gleich nach.«
    »In Ordnung.« Er sah mich an, als überlegte er, ob er noch etwas hinzufügen sollte. Doch dann sagte er nichts.Ging stattdessen zur Tür und stieß sie mit seiner freien Hand auf. »Bis gleich, wir sehen uns draußen.«
    Während Wes durch die Tür in den Salon trat, erhaschte ich erneut einen flüchtigen Blick auf die Party. Viel konnte ich zwar nicht sehen, doch es reichte, um zu wissen, was dort draußen abging. Kristy pflügte auf ihrem Rachefeldzug für mich empört mit ihrem Tablett durch die Gästeschar, während Delia ihr auf dem Fuß folgte, Entschuldigungen murmelte, die Wogen glättete. Monica befand sich wahrscheinlich wie immer auf ihrem eigenen Trip und kriegte von alledem entweder überhaupt nichts mit oder drückte gerade durch ihre scheinbare Gleichgültigkeit aus, dass sie von den Ereignissen völlig aufgewühlt war   – je nachdem, wie man es sehen wollte. Und Wes umkreiste den Raum wie ein guter Hütehund, der alles und jeden im Auge behielt. Ich passte in die Welt dort draußen   – die Welt der Talbots   – nicht hinein, jetzt noch weniger als vorher. Falls ich überhaupt je dazugehört hatte. Aber es war völlig okay, irgendwo
nicht
dazuzugehören, solange es einen Ort gab, wo man dazugehörte. Deshalb hob ich mein Tablett hoch, achtete darauf, es gerade zu halten, und ging durch die Tür, um meinen Freunden beim Servieren zu helfen.
     
    »Nun hau schon ab, Delia«, sagte Kristy. »Wir schaffen das auch ohne dich. Alles im grünen Bereich.«
    Delia schüttelte den Kopf, beide Hände an die Schläfen gepresst. »Ich weiß, ich habe etwas vergessen. Ich
weiß
es. Wenn ich bloß wüsste, was.«
    Pete, Delias Mann, stand geduldig wartend neben seinem Wagen, Autoschlüssel in der Hand. »Unsere Tischreservierung, Liebes . . . hätten wir nicht vor ungefähr zehn Minuten dort sein sollen?«
    »Das ist es nicht, was ich vergessen habe«, fauchte sie und warf ihm einen verärgerten Blick zu. »Es ist etwas anderes. Meine Güte, Delia, wo hast du bloß deinen Kopf? Denk nach.«
    Gähnend blickte Kristy auf ihre Armbanduhr. Halb acht. Wir hatten die Intellektuellenparty hinter uns gebracht, standen in der Auffahrt der Gastgeber herum und wollten endlich los. Das heißt, wir waren eigentlich schon fast weg gewesen, da fiel Delia ein, dass sie irgendetwas Wichtiges vergessen hatte. Aber sie kam einfach nicht drauf.
    »Ihr

Weitere Kostenlose Bücher