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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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auf dem Teppich gelandet«, fuhr Kristy fort.
    »Rot oder weiß?«, erkundigte sich Delia.
    »Äh . . . rot«, erwiderte Kristy.
    »Scheiße!« Delia durchquerte mit großen Schritten die Küche, um sich den großen Plastikbehälter zu holen, den wir jedes Mal dabeihatten, ohne dass ich bisher mitgekriegt hätte, was drin war. »Und ausgerechnet heute hat Bert was anderes vor.«
    Ich warf Wes einen fragenden Blick zu. Er sagte: »Bert ist ein Genie, wenn’s um Flecken geht. Er kriegt alles aus allem raus.«
    »Echt?«
    Wes nickte und pulte bedächtig eine weitere Garnele. »Ja, seine Fleckentfernungsfähigkeiten sind legendär.«
    Delia holte eine Flasche Teppichreinigungsmittel und einen Lappen aus dem Plastikbehälter. »Und wie bist du?«, fragte sie, während sie mir beides in die Hand drückte.
    »Wie bin ich inwiefern?«, fragte ich zurück.
    »Wenn es darum geht, Flecken wegzukriegen.«
    Ich betrachtete die Reinigungsmittelflasche und den Lappen in meiner Hand. Kristy schob sich mit der Garnelenplatte durch die Tür.
    »Äh . . . mmh . . .«, antwortete ich. Die Tür hatte sich noch nicht wieder geschlossen, daher erhaschte ich einen kurzen Blick in den Salon. Monica hockte auf dem Boden und klaubte im Schneckentempo Glasscherben auf. Die Gastgeberin stand neben ihr und sah zu. »Ich bin nicht gerade   –«
    »Nun mach schon, bitte! An die Arbeit.« Delia schob mich Richtung Tür, und zwar so energisch, dass ich beinahe gestolpert wäre. Zum Glück fand ich beinahe genauso schnell mein Gleichgewicht wieder, sonst wäre ich noch mit dem Gesicht voran auf einen kleinen Beistelltisch gepurzelt, der gleich hinter der Tür stand. Ich brauchte einen Moment, um mich zu fangen; dann ging ich zu Monica, die beim Scherben-Aufsammeln und Teppich-Saubermachen keine nennenswerten Fortschritte zu machen schien.
    »Hallo.« Ich hockte mich neben sie. »Alles okay?«
    »Mmm-hmmm.« Monica stand auf, wischte sich die Hände an der Schürze ab und verzog sich Richtung Küche. Mich und ihr Tablett ließ sie da. So viel zum Thema Teamarbeit, dachte ich, legte Reinigungsmittel mitsamt Lappen neben mir ab und fing an, Scherben aufzusammeln, soschnell ich konnte. Ich hatte gerade alle Scherben beieinander   – zumindest hoffte ich das   – und war dabei, den Teppich einzusprühen, da hörte ich von schräg oben hinter mir eine Stimme.
    »Macy? Bist du das?«
    Ich sprühte weiter, als würden dadurch nicht nur der Fleck, sondern auch ich mitsamt der ganzen Situation verschwinden. Doch nachdem ich sorgfältig und ausgiebig alles eingesprüht hatte, was auch nur entfernt nach Fleck aussah, blieb mir gar nichts anderes mehr übrig als aufzublicken.
    »Hallo«, sagte ich zu Mrs Talbot. Sie stand vor mir und hielt eine Serviette in der Hand, auf der sich die Garnelen bloß so türmten. »Wie geht es Ihnen?«
    »Uns geht es gut.« Dabei warf sie einen Blick zu Mr Talbot rüber, der sich großzügig an den Garnelen auf Kristys Tablett bediente, während Kristy wiederum vergeblich versuchte sich und die Garnelen von ihm loszueisen. »Arbeitest du etwa hier?«
    Einerseits war die Frage berechtigt, das wusste ich auch. Andererseits fragte ich mich dann doch, ob Mrs Talbot wirklich so klug war, wie alle Welt glaubte; schließlich trug ich eine Schürze mit dem
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, hockte auf einem Teppich im Haus fremder Leute und versuchte verzweifelt, einen Riesenrotweinfleck zu entfernen. »Ja, ich . . . äh . . . habe aber erst vor kurzem damit angefangen.« Ich strich mir eine Strähne hinters Ohr.
    »Aber du arbeitest auch noch am Infoschalter in der Bibliothek, oder?« Sie wirkte plötzlich geradezu besorgt. Wenn Jason diesen ernsthaften Gesichtsausdruck aufsetzte, sah er genauso aus. Und wenn irgendwas möglicherweise nicht exakt so war, wie es sein sollte, wurde er, genau wie sie, wie auf Knopfdruck nervös.
    Ich nickte. »Den Job hier mache ich nur ab und zu, wenn ich ein bisschen Extrageld brauche.«
    »Ach so.« Wieder warf sie Mr Talbot einen Blick zu; er stand in der Gegend rum und kaute vor sich hin. Auf seiner Serviette stapelten sich wesentlich mehr Garnelen als Kristys obligatorische zwei Stück, es war ein ganzer Berg. »Wie schön.«
    Ich zog den Kopf ein und ging wieder in die Hocke. Zum Glück gesellte sich jetzt eine Frau zu Mrs Talbot, um sich nach irgendeiner Forschungsreise zu erkundigen. Die zwei zogen weiter. Uff. Geschlagene fünf Minuten lang sprühte, rieb und wischte ich vor mich hin, wischte, sprühte

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