Zwischen jetzt und immer
her, wobei ich mich nicht mehr umschaute.Ob aus Stolz oder weil ich mir den Anblick ersparen wollte, wie Mr Talbot Garnelen vom Fußboden aß, weiß ich nicht.
Kristy öffnete die Küchentür mit Schmackes, stürmte auf die Küchentheke zu und knallte das Tablett hin. Wes und Delia, die gerade Weingläser auf mehreren Tabletts bereitstellten, sahen uns erstaunt an.
»Krass. Absolut das Letzte!«, begann Kristy. »Ihr werdet nicht glauben, was da gerade abgegangen ist.«
»Ist noch etwas kaputtgegangen oder verschüttet worden?«, fragte Delia sofort. »Mann, was ist heute bloß los?«
»Nein, darum geht’s nicht«, erwiderte Kristy. Als ich sie ansah, wurde mir klar, dass ich vielleicht gekränkt, verletzt, Kristy dagegen stocksauer war.
»Wisst ihr, wer sich da draußen rumtreibt?«, fuhr Kristy fort.
Delia blickte alarmiert Richtung Tür. »Monica?«
»Nein. Der Vater von Macy
s
ätzendem Freund. Und wisst ihr, was der gerade vor mir und allen anderen Leuten zu ihr gesagt hat?«
Dieses Mal versuchten Wes und Delia gar nicht erst die Frage zu beantworten, sondern sahen stattdessen erst mich und dann wieder Kristy an. Aus dem Nebenraum drang mal wieder Mrs Talbots Gegurre.
»Der Typ hat doch glatt quer durch den Raum krakeelt, sein beschissener, blöder Sohn habe sich von ihr getrennt, weil sie ihn beim Erreichen seiner Ziele störe.«
Delia hob die Augenbrauen. Und Wes? Keine Ahnung, wie er reagierte, da ich mich krampfhaft bemühte, nicht in seine Richtung zu schauen.
»Außerdem hat er mir die halbe Garnelenplatte weggefressen.« Kristy steigerte sich immer mehr in ihre Wuthinein. »Er beleidigt meine Freundin, schleudert ihr Unverschämtheiten ins Gesicht und wagt es dann noch, sich eine Garnele nach der anderen zu grabschen. Ich hätte ihm am liebsten eine runtergehauen.«
»Hast du aber nicht, oder?«, fragte Delia vorsichtig.
»Nein«, erwiderte Kristy. Delia enspannte sich merklich. »Aber ich habe ihm den Hahn zugedreht«, fuhr Kristy fort. »Keine Garnelen mehr für Monsieur, definitiv und unwiderruflich. Und wenn er sich noch einmal an mein Tablett ranmacht, trete ich ihm auf die Füße, aber so was von.«
»Bitte nicht«, sagte Delia. »Bitte, Kristy, lass gut sein. Kannst du ihn nicht einfach ignorieren?«
Und ich? Starrte angestrengt auf die gegenüberliegende Wand und versuchte mich zu beruhigen. Was mir angesichts der Fülle an Beleidigungen und Peinlichkeiten, denen ich in den letzten paar Minuten ausgesetzt gewesen war, nicht unbedingt leicht fiel.
»Es geht ums Prinzip.« Kristy schaufelte mit beiden Händen Garnelen auf die Servierplatte. »Und deshalb lautet die Antwort: Nein, ich kann ihn nicht ignorieren.«
Die Tür öffnete sich. Monica schleppte sich herein, blies sich ihren Pony aus dem Gesicht. »Garnelen«, meinte sie trocken und warf Kristy einen Blick zu.
»Kann ich mir denken.« Kristy stellte eine Schale mit frischer Cocktailsauce auf ihr Tablett, legte ein paar Servietten dazu. »Idioten!«
»Kristy«, sagte Delia beschwichtigend, doch Kristy stürmte bereits mit hoch erhobenem Tablett durch die Tür und ließ sie hinter sich zukrachen. Delia blickte sich leicht verzweifelt um, als würde sie etwas suchen; ihre Wahl fiel auf eins der Tabletts mit Weingläsern. Sie nahm es vorsichtig in beide Hände.
»Nur um sicherzugehen«, sagte sie, schob die Tür mit dem Fuß auf und blickte hinaus in den Salon, wo Kristy gerade an ein paar Gästen vorbeidüste, deren Hände sich vergeblich nach den Garnelen ausstreckten. »Ich drehe mal eine Runde mit dem Wein, um sie etwas im Auge zu behalten. Wes, du nimmst auch ein Tablett. Monica, da stehen Ziegenkäsetoasts frisch aus dem Backofen, servierst du die bitte? Und Macy –«
Ich drehte mich um und sah sie an, froh, etwas zu tun zu bekommen. Etwas, worauf ich mich konzentrieren konnte. Etwas, das mich ablenken würde.
»Tut mir Leid, was passiert ist.« Und bei diesen Worten lächelte Delia mich so herzlich an, dass ich mir beschämt vorkam. Als wäre dieses Lächeln die dritte Peinlichkeit des Abends, die größte von allen – obwohl ich genau wusste, dass Delia es so gar nicht gemeint hatte. Die Tür fiel hinter ihr zu. Ich stand da, mein Herz tat weh, mein Gesicht brannte. Als wären sämtliche Minderwertigkeitsgefühle, die sich seit Jasons E-Mail in mir angestaut hatten, nicht länger mein Geheimnis, sondern mir ins Gesicht geschrieben, für jedermann sichtbar.
Nachdem Delia gegangen war, kam mir die Küche
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