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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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wisst doch, wie das ist, oder?« Sie schnippte mit den Fingern, als könnte sie dadurch die Neurotransmitter in ihrem Hirn, die dafür sorgten, dass es ihr wieder einfallen würde, in Gang setzen. »Wenn man weiß, man hat was vergessen, kommt aber ums Verrecken nicht drauf, was es ist.«
    »Bist du sicher? Vielleicht hat es ja was mit Schwangerschaftshormonen zu tun und du hast gar nicht wirklich was vergessen«, meinte Kristy.
    Delia funkelte sie an. »Ja, ich bin sicher.«
    Wir wechselten viel sagende Blicke. Je näher der errechnete Termin rückte, umso saurer wurde Delia, wenn irgendwer irgendwas   – Vergesslichkeit, heftige Stimmungsschwankungen, die feste Überzeugung, dass jeder Raum definitiv zu heiß war, selbst wenn wir anderen vor lauter Kälte mit den Zähnen klapperten   – auf ihre Schwangerschaft schob.
    »Liebling«, meinte Pete sanft und legte beruhigend eine Hand auf ihren Arm. »Der Babysitter kostet uns zehn Dollar pro Stunde. Können wir jetzt bitte losfahren und essen gehen?«
    In einem letzten angestrengten Versuch, sich zu erinnern, schloss Delia die Augen. Schüttelte schließlich resigniert den Kopf. »Na gut«, sagte sie. Das Signal zum Aufbruch,endlich. Pete hielt ihr die Wagentür auf. Kristy kramte ihre Autoschlüssel aus der Handtasche. Wes und ich marschierten Richtung Lieferwagen.
    »Ich wette mit euch, in fünf Minuten fällt es mir wieder ein. Und dann ist es zu spät«, murmelte Delia vor sich hin, während sie sich schwerfällig auf dem Beifahrersitz von Petes Auto niederließ, sich den Gurt angelte und ihn nur mit Mühe über ihren Bauch zog, um sich anzuschnallen. Als ich zu Wes in den Lieferwagen stieg, setzte Pete gerade aus der Auffahrt zurück und fuhr die Straße entlang davon. Am Stoppschild hielt er vorschriftsmäßig an. Ob es ihr wohl in diesem Augenblick einfiel? Vermutlich.
    »Wann soll das Baby eigentlich kommen?«, rief Kristy durchs offene Fenster zu uns herüber, als sie   – mit Monica auf dem Beifahrersitz   – neben uns bremste. Sie hatte ihr Outfit inzwischen gewechselt; denn nachdem wir den Lieferwagen beladen und unser Geld bekommen hatten, verschwand sie kurz in der Garage und kam wieder mit Jeansminirock, Bluse mit gerafften Ärmeln, Plateausandalen, hoch angesetztem, wippendem Pferdeschwanz. Kristy war sehr wandlungsfähig, dachte ich bewundernd, während sie sich vor uns im Kreis drehte, um das Ausgeh-Styling des Abends vorzuführen.
    »Am zehnten Juli«, antwortete Wes und ließ den Motor an.
    »Also bleiben . . .« Angestrengt kniff Kristy die Augen zusammen, während sie auszurechnen versuchte wie viel Zeit bis dahin noch vergehen würde. Schließlich gab sie auf. »Jedenfalls noch viel zu lang, bis sie endlich wieder normal ist.«
    »Drei Wochen«, meinte ich.
    »Genau.« Kristy seufzte. Warf einen kurzen prüfendenBlick in den Rückspiegel. »Also, Leute, die Party ist in Lakeview. Bis zum Hillcrest Drive, dann rechts abbiegen, wieder links in die Willow Street. Es ist das Haus am Ende der Sackgasse. Wir treffen uns da. Ach, und Macy?«
    »Ja?«
    Sie beugte sich noch weiter durchs Fenster und sprach, als würde sie mir etwas total Vertrauliches mitteilen, obwohl wir ziemlich weit voneinander entfernt und in zwei unterschiedlichen Autos saßen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Wes sich genau zwischen uns befand. »Aus gut unterrichteten Kreisen weiß ich, dass jede Menge Supertypen auf diese Party kommen«, fuhr sie fort. »Jungs, die nicht so sind wie alle anderen. Du weißt, was ich meine?«
    Wes fummelte am Rückspiegel herum, um ihn einzustellen. Ich war mir seiner Nähe deutlich bewusst.
    »Äh . . . nein, nicht so genau«, antwortete ich.
    »Keine Panik.« Kristy legte den ersten Gang ein. »Noch bevor dieser Abend zu Ende geht, wirst du es wissen. Bis gleich!« Autoradio auf volle Lautstärke eingestellt, bretterte sie im Rückwärtsgang los, wendete auf der Straße, blieb am Stoppschild nicht wirklich stehen und verschwand in einer Staubwolke.
    »Na dann.« Wes fuhr ebenfalls los, allerdings in etwas gemäßigterem Tempo. »Dann checken wir mal, was auf dieser Party so abgeht, okay?«
    »Klar.«
    Während der nächsten fünf Minuten dachte ich krampfhaft darüber nach, wie ich möglichst geistreich eine Unterhaltung anzetteln könnte. Potenzielle Themen, von völlig banal bis halbwegs aussichtsreich, schwirrten mir durchs Hirn, während wir über stille, leere Landstraßen fuhren. Als ich das Schweigen nicht länger

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