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Zwischen Krieg und Terror

Titel: Zwischen Krieg und Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Tilgner
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US-Präsident Bill Clinton, auf Dialogangebote aus dem Iran nicht eingegangen zu sein. »Ich denke, wenn man genug Selbstvertrauen hat in das, was man ist, und in das, was man glaubt, muss man keine Angst haben, mit irgendjemandem zu reden.« Sein Instinkt sage ihm, dass er zu seiner Zeit als Präsident Kontakte mit Iran mehr hätte fördern müssen, als er es getan habe, erklärt Clinton. Es gelte, Wege zu suchen, um andere Menschen zu verstehen. 1 Diese Unfähigkeit, aufeinander zuzugehen und miteinander zu sprechen, treibt skurrile Blüten. So wird Irans Ex-Präsident Khatami in den USA erst nach seiner Amtszeit ein größeres Maß an Aufmerksamkeit zuteil. Selbst US-Präsident Bush zeigt sich an den Aussagen des Geistlichen während dessen Besuchs in den Vereinigten Staaten im September 2006 interessiert. Fünf Jahre zuvor hatte Bush Khatamis Angebote, dass sich Iran am Kampf gegen den Terror beteiligen wolle, und unterschiedliche Signale zur Aufnahme von bilateralen Verhandlungen noch ignoriert.
    Ãœberbrachte Feindbilder verhindern, dass politische Akteure miteinander reden, statt gegeneinander zu kämpfen. Gerade im verkrampften Verhältnis zwischen den USA und Iran, das durch gegenseitige Ablehnung und periodischen rhetorischen Schlagabtausch gekennzeichnet ist, wird deutlich, wie notwendig es ist, Barrieren zu überwinden. Zeigt doch das gute Verhältnis der USA zu Saudi-Arabien, dass die Regierung in Washington keine Berührungsängste hat, wenn es um den Kontakt zu islamischen Regimen geht. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs bestehen enge Beziehungen zwischen den beiden Staaten. Auch US-Firmen sind mit saudischen Unternehmen verflochten. Die Kooperation zwischen dem Bechtel-Konzern und den Firmen der Bin-Laden-Gruppe bildet ein herausragendes Beispiel. Ihren Waffenbedarf decken die Saudis vor allem in den USA. Diese enge politische, wirtschaftliche und militärische Verbundenheit zwischen den USA und Saudi-Arabien fand im Kampf gegen die Sowjetarmee in Afghanistan ihre ideologische Fortsetzung. Arabische Mudjahedin wurden zwar durch Saudi-Arabien organisiert und finanziert, aber durch Mitarbeiter der US-Geheimdienste ausgerüstet. Tausende junge Männer der arabischen Halbinsel kämpften nicht nur in Afghanistan, sondern auch in Kaschmir, Tschetschenien oder Bosnien.
    Salafiten aufzurüsten, die später die Kerntruppen Al Kaidas stellen, gleichzeitig aber gegen die Islamische Republik Iran zu mobilisieren, schafft den USA in der islamischen Welt jedoch auch Feinde, denn Kritiker sehen in diesem unterschiedlichen Verhalten eine Bündnispolitik, die zuallererst der Sicherung von Interessen und der Ausweitung des Einflusses dient. Im Scheitern des Versuchs, Irak in ein modernes, demokratisches prowestliches Musterland der arabischen Welt zu verwandeln, müssen Bestrebungen, die gesamte Region zu reformieren, einen gewaltigen Rückschlag hinnehmen. Den korrupten und despotischen Regimen in der Region kann dies nur recht sein, da sie - wenn auch meist nur mit verdeckter Unterstützung für die Aufständischen im Irak - ihren Beitrag zur Schaffung und Verbreitung des dortigen Terrors geleistet haben.

Gescheiterter Demokratieexport
    Nach dem bisherigen Debakel bei der Demokratisierung Iraks und Afghanistans mit militärischen Mitteln kann die US-Regierung ihre Bemühungen hinsichtlich einer Errichtung demokratischer Verhältnisse im gesamten Mittleren Osten nicht mehr fortsetzen, will sie nicht Gefahr laufen, traditionelle Bündnispartner wie Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien zu verlieren. Gleichgültig, ob diese Staaten republikanisch oder monarchisch geprägt sind, sie unterliegen einem autoritären oder gar diktatorischen Regierungsstil. Presse- und Versammlungsfreiheit existieren nur eingeschränkt oder fehlen völlig, und Menschenrechte werden nur teilweise oder gar nicht respektiert. In solchen Ländern mit einer weit verbreiteten Korruption haben Oppositionsgruppen große Chancen, gegen die herrschenden Eliten Wahlen zu gewinnen.
    Seit Jahren gibt es in einer Vielzahl arabischer Länder Bestrebungen, die Wirtschaft zu reformieren und die Gesellschaft zu demokratisieren. Regierungssysteme westlicher Staaten galten Oppositionellen in islamischen Staaten dabei sehr wohl als Vorbild bei ihren Reformbemühungen. Moralische Unterstützung aus dem Westen war ihnen auch willkommen. Selbst die Moslembrüder

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