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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hätte hier verbluten können!«
    Claire lächelte erleichtert. Ein Mann, der so laut schreien konnte, lag noch nicht auf dem Totenbett.
    Sie ging in sein Schlafzimmer. »Ich sehe schon, daß der Blutverlust deinem Temperament nichts anhaben konnte. Nun laß mich sehen, was man dir angetan hat.«
    Er starrte sie an, als sie an sein Bett trat. Die Schulter seines Leinenhemds war mit Blut durchtränkt, doch seine Gesichtsfarbe war gut, und er sah alles in allem gesund genug aus.
    »Was machst du hier?« Seine Stimme klang feindselig.
    Das beantwortete die Frage, ob er nach ihr gerufen hatte oder nicht. »Ich hörte, daß du Hilfe brauchst, und ich kam, um sie dir zu geben.« Sie streckte den Arm nach seiner Schulter aus, aber er wich zurück und stöhnte vor Schmerzen.
    »Ich brauche dich nicht.«
    »Dann werde ich einen Arzt rufen.« Sie bewegte sich zur Tür.
    »Nein!« rief er scharf.
    Sie drehte sich um und sah ihn an. »Entweder der Arzt oder ich. Eine andere Wahl hast du nicht.«
    Er schwieg und legte sich in die Kissen zurück, als wollte er sich ergeben.
    Claire ging zu ihm. Neben dem Bett hatte Oman auf einem Tisch chirurgische Bestecke ausgelegt und Bandagen aus Baumwolle und eine Schüssel mit heißem Wasser bereitgestellt. Sehr behutsam schnitt Claire Trevelyans Hemd von der Schulter und betrachtete die Wunde. Sie war sauber bis auf das Blut - sie sah keine Schmauchspuren, kein Pulver, keinen Sand oder Schmutz in der Wunde. Gott sei Dank - es war ein glatter Durchschuß: die Kugel hatte die Muskeln im Oberarm durchschlagen und zum Glück den Knochen verfehlt.
    Sie tupfte das Blut von der Wunde und seiner Brust. »Wer hat auf dich geschossen?« fragte sie leise.
    »Könnte eine Reihe von Leuten gewesen sein. Ich habe in meinem Leben schon etliche verärgert.«
    »Du? Das mag ich kaum glauben.«
    Er öffnete die Augen und sah sie an. Ein schwaches Lächeln spielte um seine Lippen. »Du hast geweint«, stellte er fest.
    »Als ich hörte, daß du verletzt bist, öffneten sich bei mir alle Schleusen. Ich habe auf dem ganzen Weg hierher ununterbrochen geweint.«
    Er lehnte sich in die Kissen zurück, während sie seinen Arm bandagierte. »Ich hörte, daß Harry dich zum Weinen gebracht hat. Er hat einen Rehbock geschossen, und du warst sehr wütend auf ihn.« Er sah sie an, und fuhr mit leiserer Stimme fort: »Er hat seiner Mutter gesagt, daß er dich nicht heiraten kann.«
    Claires Hände hielten einen Moment inne. »Sagte er das?« Sie versuchte, nicht mit bebender Stimme zu sprechen; aber es gelang ihr nicht. »Du solltest nichts auf solches Geschwätz geben. Wer hat auf dich geschossen? Einer von den Jägern? Manche sind miserable Schützen. In den letzten Tagen habe ich viele Tiere gesehen, die nur verwundet waren.«
    Trevelyan sah sie eindringlich an, während sie die Wunde versorgte. »Was hast du in diesen zweieinhalb Wochen gemacht, seit wir uns zuletzt gesehen haben?«
    »Ist es schon so lange her? Es kommt mir vor, als sei es erst gestern gewesen, daß ich in diesem Zimmer saß, Whisky trank und mich mit dir unterhalten habe. Es kann doch erst ein paar Stunden her sein, daß ich mit den Bauern tanzte und . . . und . .. Angus MacTarvit.«
    Schon der Klang dieses Namens war zuviel für sie. Sie setzte sich auf einen Stuhl, schlug die Hände vor das Gesicht und begann erneut zu weinen.
    Trevelyan lehnte sich gegen die Kissen und betrachtete sie. Sein Gesicht zeigte keinerlei Gemütsbewegung; aber er wußte genau, was ihr fehlte. Er wußte es, weil er damit gelebt hatte. Er wußte sehr wohl, was dieses Haus mit einem Menschen machen konnte. Entweder paßte man sich an, oder man verkümmerte.
    In den langen, unendlich langen zweieinhalb Wochen, seit er sie zuletzt gesehen hatte, war er von ihrer schönen kleinen Schwester auf dem laufenden gehalten worden. Sarah Ann war täglich in seine Wohnung gekommen und hatte ihm erzählt, was Claire tat und was die Leute im Haupthaus über sie und andere klatschten. Er hatte gehört, daß Claire sich bemühte, so zu sein, wie Harry es sich vorstellte. Und er hatte gehört, daß Claires habgierige Mutter bereits das Vermögen ausgab, das Claire bei ihrer Heirat erben sollte - bei ihrer Heirat mit der >richtigen< Person.
    »Ich sterbe vor Hunger«, sagte er so laut, daß er ihr Weinen übertönte. »Ich glaube, Oman hat etwas gekocht. Vielleicht könntest du mir etwas zu essen bringen.«
    Claire schniefte und sah sich nach einem Taschentuch um. Als sie keines fand,

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