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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Cammys Stücken sehen, aber statt dessen erblickte sie Nyssa, die ganz allein auf der Bühne stand.
    Sie war wunderschön in dieser reichbestickten roten Robe, die mit Diamanten geschmückt war. Hinter dem Vorhang begann nun eine Flöte eine unheimliche Weise zu spielen.
    Claire merkte, daß Trevelyan, der neben ihr stand, zusammenzuckte. Als sie ihn ansah, blickte er mit geweiteten Augen zur Bühne hin. Ihm schien Nyssas Auftritt keineswegs zu behagen.
    »Was hat sie vor?« fragte Claire leise.
    Er wandte sich ab, damit sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Sie spürte, daß ihm das, was Nyssa offenbar im Sinn hatte, sehr zu schaffen machte. »Sag mir, was dich so beunruhigt!« flüsterte sie. »Und wer spielt denn da auf der Flöte?«
    Langsam drehte sich Trevelyan ihr wieder zu. Dann drückte er sie an sich, daß sie mit dem Rücken an seiner Brust lehnte. »Sie wird jetzt tanzen«, raunte er ihr mit heiserer Stimme ins Ohr. »Einen uralten, rituellen Tanz von großer Bedeutung.«
    »Und was bedeutet er?« fragte Claire.
    »Es ist der heilige Tanz des Todes. Alle jungen Priesterinnen lernen diesen Tanz«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Claire beobachtete Nyssa. Sie warf ihre rote Robe ab, und darunter trug sie ein dünnes Schleiergewand, das ihren schönen goldfarbenen Körper kaum verhüllte. Obwohl Nyssas Kostüm herausfordernd und sogar unschicklich wirkte, gab es doch kein Murmeln unter den Zuschauern. Jeder schien zu begreifen, daß ihnen ein Schauspiel geboten werden sollte, das nichts Komödiantisches an sich hatte.
    Nyssas Tanz, wenn man ihn überhaupt als solchen bezeichnen konnte, bestand aus langsamen, stilisierten Bewegungen, die nicht spontan waren, sondern einstudiert wirkten - voller Anmut und perfekt in der Ausführung. Ihr liebliches kleines Gesicht war todernst, während sie zu dieser Flötenmusik mit einer Konzentration tanzte, als hätte jeder Schritt, jede Geste eine schicksalhafte Bedeutung.
    »Mir gefällt das nicht«, murmelte Claire, der diese klagenden Flötentöne unheimlich waren. Sie wollte sich von Trevelyan entfernen, aber er hielt sie fest.
    »Nyssa ist von ihrer Religion überzeugt. Sie glaubt daran mit ihrem ganzen Herzen und ihrer ganzen Seele«, flüsterte ihr Trevelyan ins Ohr.
    Claire sah ihr wieder zu, aber sie bekam eine Gänsehaut. Und als Nyssa schließlich mit einer letzten anmutigen Bewegung auf den Boden sank, als würde sie sterben, hielten die Zuschauer den Atem an.
    Nyssa schien eine Ewigkeit in der Stellung zu verharren, und man hörte nicht einmal ein Räuspern unter den Zuschauern. Dann kam plötzlich Brat auf die Bühne gelaufen, beugte sich über Nyssa und nahm sie in die Arme. Nyssa öffnete die Augen, und ihr Lachen hallte durch den Raum. Erst in diesem Moment begannen die Leute zu klatschen.
    Claire wollte sich erleichtert zu Trevelyan umdrehen, aber er hielt sie fest. »Schau dorthin«, sagte er, und in dieser Sekunde begann die Flöte wieder hinter der Bühne zu spielen. Diesmal war es eine schnelle, aufregende Melodie. Nyssa schob Brat lächelnd beiseite und fing erneut zu tanzen an. Und dieser Tanz hatte offensichtlich nichts mit dem Tod zu tun.
    »Und was für eine rituelle Bedeutung hat dieser Tanz?« fragte Claire nicht ohne Sarkasmus.

»Es ist das Ritual der Zeugung«, erwiderte Trevelyan, den Lärm der Zuschauer übertönend, die jetzt Nyssas Darbietung mit Jubel und Klatschen begleiteten.
    Claire sah über die Schulter und bemerkte, daß Trevelyan Nyssas Darbietung mit dem gleichen Entzücken verfolgte wie alle Männer im Raum. »Ich brauche ein wenig frische Luft«, sagte sie und mußte den Satz zweimal wiederholen, ehe er sie hörte. Er sah mit einem verständnisinnigen Lächeln auf sie hinunter, nahm ihre Hand und führte sie in die kühle Abendluft.
    Er zog sie in einen dunklen Winkel an der Hauswand und küßte sie.
    »Waren diese Küsse für mich oder für Nyssa?« fragte sie, als sie wieder Atem holen konnte.
    »Ist das so wichtig?«
    »Nein«, meinte sie lachend. »Eigentlich nicht.« Sie fuhr ihm mit beiden Händen in die Haare und gab ihm seine Küsse zurück.
    Als sie nach einiger Zeit die Augen wieder öffnete, sah sie Oman, der geduldig, mit halb gesenkten Lidern, neben ihnen stand. Claire zog Trevelyan an den Haaren. Er hörte nicht auf, sie zu küssen, sagte nur etwas leise in einer fremden Sprache zu Oman.
    Oman antwortete ihm in der gleichen Sprache und tauchte in der Dunkelheit unter.
    »Was hat er gesagt?« fragte Claire. Trevelyan

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