Zwischen Leidenschaft und Liebe
daran.
»Ich weiß nicht, was ich machen soll«, klagte sie. »Sag mir, was ich tun soll.«
Er schwenkte sie herum, daß sie ihr Gesicht nicht mehr vor ihm verstecken konnte, und blickte ihr in die Augen. »Du mußt deine Entscheidung schon selbst treffen. Ich kann sie dir nicht abnehmen. Niemand kann das Leben eines anderen Menschen führen.«
Das war nicht das, was sie von ihm hören wollte. Warum konnte er nicht so sein wie andere Männer und ihr sagen, daß er sie liebte? Daß er sie haben wollte? Warum konnte er nicht zu ihr sagen, daß er sie oder Harry oder sie beide töten würde, wenn sie es wagte, Harry auch nur noch einmal anzusehen?
»Ist es das, was du dir wünschst?« fragte er, als hätte sie ihre Gedanken laut ausgesprochen. »Möchtest du, daß ich dich über den Rücken meines Pferdes werfe und von hier wegbringe? Möchtest du, daß ich dich entführe und mitnehme auf meine nächste Reise? Und wenn ich das täte - wie lange würde es dauern, bis du mich haßt? Wenn du einen Brief von deiner Schwester bekommst, in dem steht, daß deine Eltern inzwischen jeden Penny ausgegeben haben und mittellos dastehen? Oder würdest du mich schon hassen, wenn ich mich auf eine Expedition begebe, dich zurücklasse und du dir Gedanken darüber machst, was ich wohl tun werde, wenn ich nicht mit dir zusammen bin?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie ehrlich.
Seine Finger gruben sich in ihre Schultern. »Liebst du mich?« forschte er. »Mich? Nicht Captain Baker, nicht einen Mann, den du zu kennen glaubst, weil du seine Bücher gelesen hast - sondern mich, Trevelyan?«
Sie zögerte, und er nahm die Hände von ihren Schultern.
»Natürlich liebe ich dich. Ich hätte diese Sachen, die ich mit dir gemacht habe, nicht tun können, wenn ich dich nicht lieben würde. Ich habe so etwas noch nie mit einem anderen gemacht. Wie hätte ich mit dir ins Bett gehen können, obwohl ich mit einem anderen Mann verlobt war, wenn ich dich nicht liebte? Wenn meine Eltern das entdeckt hätten, wenn Harry es wüßte, hätte ihnen das sehr weh getan. Ich könnte es nicht fertigbringen. ..«
Da beugte er sich zu ihr hinunter, daß seine Nase fast ihr Gesicht berührte, und seine Augen waren dunkel vor Zorn. »Ich bin mit zahllosen Frauen ins Bett gegangen. Ich habe mit ihnen Dinge getrieben, die du dir nicht einmal vorstellen kannst, aber ich habe nicht eine von diesen Frauen geliebt -nicht so, wie ich dich liebgewonnen habe.«
Claire erschrak über die Heftigkeit, mit der er auf sie eingeredet hatte. Sie wußte, daß nun der Moment der Wahrheit gekommen war.
»Du fragst mich, ob ich dich liebe. Woher soll ich das wissen? Ich kenne dich doch gar nicht. Du kapselst dich von mir ab. Ich weiß mehr von Captain Baker als von Trevelyan. Wie nahe bist du mit Harry verwandt? Warum behandeln dich die Bauern mit solchem Respekt? Ich weiß nie, was du denkst und was du fühlst. Du behauptest, mich zu lieben. Wie lange weißt du das schon? Seit vier Tagen? Seit einer Woche?«
Sie sah ihn an und wartete wie schon so oft vergeblich auf eine Antwort.
»Ich muß meine Entscheidung selbst treffen, sagst du. Wie kann ich darüber entscheiden, ob du mich haben möchtest? Ob ich mit dir gehen und mein Leben mit dir verbringen soll? Wie kann ich denn wissen, ob du dir das wünschst? Du hast mir nie gesagt daß du mich haben willst! Du hast mir nichts gesagt. Gar nichts! Wenn ich nicht ein so neugieriges Wesen wäre, hätte ich wohl nie erfahren, daß du Captain Baker bist. Ich glaube nicht, daß du es mir gesagt hättest.«
Als er ihr nun antwortete, klang seine Stimme so gereizt wie zuvor: »Bedeuten dir Worte so viel? Wenn es Worte sind, die du verlangst, dann kannst du sie haben. Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, wie ich noch keine andere Frau geliebt habe. Wahrscheinlich liebe ich dich schon fast so lange, wie ich dich kenne. Ich wünschte mir, du würdest mit mir von hier fortgehen. Noch heute abend und ohne einen Blick zurückzuwerfen. Ich weiß nicht, was in der Zukunft passieren wird. Ich bin sicher, daß ich ein miserabler Ehemann sein würde, der auf Reisen geht und dich jahrelang allein läßt. Ich bin launisch und ein egoistischer Bastard, der dich oft zum Weinen bringen würde. Ich weiß nicht, ob ich dir versprechen kann, daß ich nie eine andere Frau anschauen werde. Ich glaube, daß die Monogamie für mich eine schwierige, wenn nicht gar unmögliche Lebensform ist. Aber ich werde mich trotzdem bemühen, dir nie weh zu
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