Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
Malaria war eine Plage, die ein Mensch nie mehr loswurde.
    Es war früher Nachmittag, als sie die Hütte verließen, und schon spät am Abend, als sie sich auf den Nachhauseweg machten. Während des ganzen langen Nachmittags saß Trevelyan auf der feuchten Erde und versuchte, sich mit dem Plaid seines Vaters so gut wie möglich gegen die frostige Luft abzuschirmen, und beobachtete Claire und die stetig wachsende Menge schottischer Männer und Frauen. Angus hatte irgendwo einen Dudelsackpfeifer aufgetan, und bald kamen noch zwei Pfeifer hinzu. Jemand legte zwei rostige alte Schwerter auf den Boden, und ein junges Mädchen tanzte. Claire fragte das Mädchen, ob sie den Schwerttanz auch lernen könne.
    Trevelyan lehnte sich gegen eine Wand und beobachtete, wie sich Claire mit flinken Füßen über den Schwertern bewegte. Sie begriff rasch die erforderlichen Schritte und Figuren, und zwei Stunden später tanzte sie schon recht passabel. Die drei Dudelsackpfeifer - Charmeure wie fast alle Schotten - beschleunigten den Rhythmus, bis Claire sich so rasch bewegte, daß ihr die Röcke nur so um die Beine flogen.
    Trevelyan war an die Rolle des Beobachters gewöhnt. Auf seinen vielen Reisen hatte er an zahllosen Veranstaltungen als Zuschauer teilgenommen und vieles gesehen. Er war, wie Claire einmal zu ihm gesagt hatte, Zeuge beispielloser Grausamkeiten geworden. Einmal hatten die Wilden, um seine Ankunft in einem afrikanischen Dorf zu feiern, einen Mann gekreuzigt. Er hatte Hunderte von Sklavenkarawanen gesehen. Die >zivilisierte< Welt war entsetzt über die Barbarei der Sklavenhaltung, aber Trevelyan hätte entgegenhalten können, daß die Sklaverei im Vergleich zu dem, was sich in den Dörfern primitiver Stämme tagtäglich abspielte, ein Erholungsurlaub war.
    Jemand sorgte dafür, daß Trevelyans Whiskyglas immer gefüllt blieb. Die Männer hier fingen schon morgens an, Whisky zu trinken, und hörten damit bis zum Abend nicht auf. Doch man begegnete nur selten einem betrunkenen Schotten, denn in dem kalten Klima des Hochlands brauchte der menschliche Körper viel Energie, um die nötige Wärme zu erzeugen, und daher wurde der im Whisky enthaltene Alkohol rasch abgebaut.
    Trevelyan saß stundenlang an der Hauswand, nippte an seinem Whiskyglas und beobachtete die Leute, wie sie lachten und sangen. Es dauerte nicht lange, und andere kamen aus ihren Hütten und Weilern, die viele Meilen von MacTarvits Haus entfernt waren. Angeblich ist eine Entfernung von zehn Meilen für einen Schotten nur ein Katzensprung.
    Er beobachtete Claire und glaubte fest, daß sie, wie sie Angus gegenüber behauptet hatte, ebenso schottisch sei wie er. Jedenfalls war sie wohl mehr schottisch als er oder Harry oder sonst jemand, der in Bramley House wohnte. Wie lang war es schon her, daß jemand von der Familie über die Grenze ihrer Besitztümer hinausgekommen war? Wenn Harry etwas brauchte - einen neuen Anzug oder ein Abenteuer -, fuhr er nach London. Der Rest der Familie zog von einem Landsitz zum anderen, und was das für ein Haus war, das sie gerade bewohnten, war ihnen herzlich gleichgültig. Es stimmte zwar, daß der Titel eines Herzogs von MacArran schottisch und der Träger des Titels zugleich Clanchef war, aber wie lange lag die Zeit schon zurück, in der der Familie diese Tatsache etwas bedeutet hatte? Trevelyans Vater hatte zwar viel von Tradition geredet, aber immer nur zu seinem Ältesten - dem Sohn, der einmal den Titel erben würde. Mit Trevelyan hatte er so gut wie gar nicht gesprochen - außer über sein schlechtes Benehmen, wenn er wieder mal etwas ausgefressen hatte. Der älteste Sohn war der Liebling seines Vaters gewesen, und Harry war der Liebling seiner Mutter. Um Trevelyan hatten sich beide wenig gekümmert, und er hatte, sich selbst überlassen, so viel Lebenserfahrungen sammeln wollen wie möglich und versucht, dabei nicht erwischt zu werden.
    Doch am Ende war er doch dabei erwischt und aus dem Haus geschickt worden. Jahrelang war er nur noch zu Kurzbesuchen heimgekommen. Er war aus einem Familienmitglied zu einem Gast geworden, den keiner beachtete.
    »Sie zittern ja«, sagte Claire und beugte sich über ihn. Ihr hübsches Gesicht war gerötet von der Anstrengung des Tanzens. Sie war ihm noch nie so reizend erschienen wie jetzt.
    Trevelyan wollte nicht, daß ein hübsches Mädchen ihn bemutterte. »Vielleicht brauchen Sie eine Brille. Ich habe mich noch nie so wohl gefühlt wie heute.«
    Claire lächelte ihn an und

Weitere Kostenlose Bücher