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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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verkündete dann allen hier versammelten Leuten, daß sie müde sei, nach Hause müsse und einen langen Heimweg vor sich habe. Sie waren überrascht, zu hören, daß eine Lady zu Fuß ging. Aber sie meinte lachend: »Es ist ja nur ein Katzensprung.«
    Sie streckte Trevelyan ihre Hand entgegen, um ihm vom Boden aufzuhelfen, aber er nahm ihre Hilfe nicht in Anspruch. MacTarvit blickte ihm nur kurz ins Gesicht und bot ihm dann ein Fuhrwerk an.
    »Es muß schon Frost in der Hölle geben, ehe ich mich nicht mehr auf eigenen Beinen fortbewegen kann«, meinte Trevelyan grollend und marschierte durch die Brombeersträucher davon.
    Nachdem Claire sich von den Bauern verabschiedet hatte, lief sie ihm nach. »Das war sehr ungezogen von Ihnen. Die Leute waren sehr nett zu uns.«
    »Nett zu Ihnen vielleicht, aber nicht zu mir.« Schon spürte er, wie seine Beine schwächer wurden. Er wünschte sich, er hätte das Angebot des alten Mannes angenommen und sich von ihm ein Fuhrwerk geliehen, aber er dachte nicht daran, noch einmal umzukehren und seine Schwäche vor all diesen Leuten zuzugeben. Und - was noch wichtiger war - er wollte vor Claire nicht charakterlos erscheinen.
    Claire ging hinter Trevelyan und fragte sich, woran er dachte. Er hatte den Kopf gesenkt und die Schultern vorgeschoben und stützte sich schwer auf seinen eisernen Spazierstock. Sie wunderte sich, warum er behauptete, die Freundlichkeit dieser Leute habe nur ihr gegolten. Sie hatte mindestens viermal beobachtet, wie jemand ihn angestarrt und genickt hatte, als er ihn erkannte. Und drei von den älteren Frauen hatten darauf geachtet, daß Trevelyan immer mit Essen und Trinken versorgt war.
    Während sie wanderten, stolperte er zweimal. Als sie ihn beim erstenmal stützen wollte, wies er sie mit einer Handbewegung ab. Beim zweitenmal ließ sie sich nicht mehr wegschubsen und legte den Arm um seine Taille. Sie merkte, daß er hohes Fieber hatte.
    Sie sah zu ihm auf und entdeckte die grimmige Entschlossenheit in seinem Gesicht. Trotz seines Fiebers war er geblieben, weil sie noch nicht nach Hause hatte gehen wollen, und als Angus ihm sein Fuhrwerk angeboten hatte, hatte er das Angebot abgelehnt. Sein Stolz und seine Sturheit hatten ihm das verboten, dachte sie.
    Er wollte sie von sich schieben, aber sie ließ sich das nicht gefallen. »Mir brauchen Sie nichts vorzumachen« sagte sie. »Ich sehe doch, daß Sie nur stolpern, weil Sie krank sind. Vergessen Sie Ihren dummen Stolz, und hängen Sie sich bei mir ein, damit ich Sie heil nach Hause bringen kann.«
    Einen Moment war Trevelyan unentschlossen, aber dann ließ er sich doch von ihr helfen. »Wir sind Freunde, nicht wahr?« meinte er belustigt.
    »Ja, ich denke, das sind wir.«
    »Was sind dann Sie und Harry?«
    »Wir lieben uns«, sagte sie leise.
    »Gibt es einen Unterschied zwischen Freundschaft und Liebschaft?« fragte er, als sie einen Bach durchquerten.
    »Einen sehr großen Unterschied.«
    »Und was von beiden ist wichtiger?«
    Sie dachte eine Weile nach. »Ich denke, man kann ohne Liebschaft leben, aber niemals ohne Freunde.«

9. Kapitel
    Als sie schließlich die versteckte Tür des Westflügels erreichten, zitterte Trevelyan so heftig, daß Claire ihn kaum noch halten konnte. Sobald sie durch die Tür gegangen waren, rief sie Oman zu Hilfe. Der große Mann tauchte schon in der nächsten Sekunde auf der Treppe auf, schob den Arm unter Trevelyans Achsel und trug ihn, mehr als er ihn stützte, die Stufen hinauf.
    Claire stand dabei, als Oman Trevelyan ins Bett brachte. Sie hatte noch nie so einen heftigen Anfall von Schüttelfrost erlebt und noch nie jemanden gesehen, der annähernd so krank gewesen war wie er. Trevelyan rollte sich zu einem Ball zusammen, und Oman breitete die Decke über ihm aus.
    »Wird er wieder gesund werden?« fragte sie. »Er sieht nicht so aus, als würde er diese Krankheit überstehen.«
    Oman zuckte mit den Achseln. »Wenn es Allahs Wille ist«, gab er zurück und verließ das Zimmer. Claire nahm an, er sei hinaufgegangen, um eine Medizin zu besorgen, aber als der Mann nicht zurückkam, ging sie ins Wohnzimmer und sah ihn dort in aller Ruhe eine Frucht verzehren, während er durch das Fenster den Mond betrachtete.
    Claire wußte, daß sie Trevelyan unmöglich allein lassen konnte. »Ich möchte, daß Sie meine Schwester aufsuchen«, sagte sie so ruhig, wie es ihr möglich war. Sie hatte genug von Dienern, die nicht dienten. »Wissen Sie, wer meine Schwester ist? Das junge

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