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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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zu unterdrücken.
    Sie wartete also unten in der Eingangshalle, bis Harry herunterkam, wunderschön angezogen und bereit für ihren Inspektionsritt. Er stellte ihr Mr. Charles Sorenson vor, den Verwaltungssekretär, der sie auf ihrer Tour begleiten würde. Claire war ein wenig unglücklich darüber, daß sie nicht allein sein konnten, schluckte aber ihre Enttäuschung hinunter und begab sich mit Harry zu den Ställen.
    Es war das erste Mal, daß sie den Stall bei Tageslicht sah. Trevelyan war immer zu Fuß gegangen. Sie verbannte diesen Mann aus ihrem Bewußtsein. Sie tat alles, was sie konnte, um jeden Gedanken an Trevelyan - oder Captain Baker - zu blockieren.
    Sie war überrascht, als sie sah, wie schön und wie reinlich die Ställe waren, und schockiert, als sie feststellte, daß es hier fließendes Wasser gab - im Haus gab es keine Versorgung mit fließendem Wasser. Als sie sah, wie liebevoll Harry von den Pferden begrüßt wurde, verstand sie fast, warum das so war.
    Sie zeigte sich geziemend überrascht, als Harry ihr die hübscheste kleine Stute schenkte, die Claire in ihrem Leben gesehen hatte. Das Tier hatte zierliche Beine und schlanke Fesseln und wieherte leise an Claires Schulter. »Sie ist schön, Harry, wunderschön.«
    Er lächelte und war froh, daß sie sich über das Geschenk freute. Er war ebenfalls sehr, sehr froh darüber, daß sie gestern abend nicht ihre Verlobung aufgelöst hatte, denn er hatte dieses Pferd und noch vier andere auf eine Rechnung schreiben lassen, die nach seiner Heirat beglichen werden sollte -nachdem er ihre Mitgift bekommen hatte. Er hatte zudem ein paar ziemlich gute Gemälde, etliches Porzellan und ein recht hübsches, aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammendes antikes Silberbesteck gekauft.
    Er half ihr auf das Pferd, und sie begannen ihre Besichtigungstour. Anfangs fragte Claire Harry nach allem aus, was sie wissen wollte, aber Harry gab mit einer Claire rührend erscheinenden Bescheidenheit ihre Fragen stets an Mr. Sorenson weiter. Sie bewunderte Harry dafür, daß er versuchte, seinem Angestellten das Gefühl zu vermitteln, daß seine Position nicht geringer wäre als die seines Herrn.
    Sie ritten stundenlang über viele Morgen Landes und ließen etliche Meilen Landstraße hinter sich. Claire wurde mit Wildhütern, Pächtern und Pachteintreibern bekannt gemacht. Sie ritten durch Wälder und Gärten und Felder. Wo sie auch immer auftauchten, kamen Leute aus ihren Häusern, um sie zu betrachten, ihnen etwas zu essen anzubieten und Claire mit Sträußen aus Heidekraut und Blumen zu beschenken. Claire aß und trank von allem, was man ihr anbot, und band alle Sträuße auf ihrem Pferd fest. Die Kinder kamen heraus und lachten mit Claire, als sie ihr Pferd sahen, rannten dann davon, um noch mehr purpurrotes Heidekraut zu pflücken und an ihrem Reittier zu befestigen.
    Claire genoß das alles sehr, aber es gab auch Momente, in denen es nicht so einfach für sie war, ihre gute Miene beizubehalten. Harry war nicht in der allerbesten Stimmung. Er wollte nichts von dem trinken oder essen, was die Bauern ihm anboten. Einmal sagte er: »Ich möchte mein Essen lieber auf einem Teller serviert haben.« Als die Kinder ihm Blumen anboten, sagte er zu ihnen, sie sollten sich zum Teufel scheren. Claire versuchte ihn zu beruhigen. Ihr Vater empfand Kinder ebenfalls als Plage, und sie stellte nun fest, daß Harry seine Meinung teilte. Sie sah nichts Unrechtes darin.
    Sie bemühte sich nach Kräften, ein paar andere Dinge auf dem Besitz zu übersehen. Die Ställe, in denen Harrys Pferde untergebracht waren, waren Prachtstücke aus Marmor und Mahagoni, die Namen seiner Pferde waren auf Messingschildern eingraviert. Doch die Häuser seiner Bauern - die Harry genauso gehörten wie die Pferdeställe - sahen noch immer so aus, wie sie schon ausgesehen haben mußten, als die Normannen zum erstenmal an Englands Küste landeten.
    Sie fand natürlich auch ein paar solide Häuser darunter, und Claire freute sich über die Häuser, die mit Schiefer statt mit Stroh bedeckt waren und mit hübschen Kohleöfen beheizt wurden und nicht mit offenen Torffeuern ohne richtigen Rauchabzug. Aber als sie mit den Besitzern dieser Häuser sprach, war sie verwirrt. Sie fragte sie nach dem Ackerland, das sie bestellten - oder was sie überhaupt mit dem Land anstellten, das sie von Harry gepachtet hatten. Claires Großvater hatte etliche Farmen besessen und sie in sehr, sehr profitable Betriebe verwandelt. Aber hier

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