Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition)
zwei Tage die Woche im Freien verbringen dürfen.“
Der König runzelte die Stirn, blinzelte, als könne er nicht glauben, was er eben gehört hatte. An seinen Gesichtszügen konnte Jasurea erkennen, dass er sich nicht zwischen Zorn und Amüsement entscheiden konnte. Schließlich schüttelte er nur ungläubig den Kopf. „Du verhandelst um dein Leben und denkst an nichts anderes als den verdammten Prinzen?“
Jasurea schwieg. Sie wusste, dass ihr Handeln nicht vernünftig war, doch mit Vernunft war es bei ihr in der letzten Zeit ohnehin nicht weit her.
„Bedeutet dir der Prinz etwa mehr als dein Leben?“ Rabmaz Hand krallte sich in ihre Taille. „Allein für deine Frechheit, mir in deiner Position Forderungen zu stellen, könnte ich dich hinrichten lassen. Weißt du das?“
Die Augen des Königs funkelten vor Erregung.
Jasurea nickte langsam. Ja, das wusste sie. „Bitte, König“, hauchte sie.
Der König schwieg. Stille legte sich über den Saal. Nichts war zu hören, außer dem schweren Atem des Königs und dem angespannten Keuchen von Jasurea.
„Naiv und unerfahren. Und jetzt auch noch dumm“, murmelte der König schließlich, mehr zu sich selbst als zu Jasurea.
Jasurea presste fest die Lippen aufeinander, versuchte ihre aufkeimende Übelkeit zu unterdrücken, während sie auf den Entscheid des Königs wartete. Sie wusste, dass sie alles auf eine Karte gesetzt hatte. Der König hatte ihr einen Handel angeboten und statt ihn einfach anzunehmen - was in ihrer Situation das einzig Vernünftige gewesen wäre - war sie so weit gegangen, Gegenforderungen zu stellen. Dazu hatte sie kein Recht. Es war gut möglich, dass der König sein Angebot wieder zurücknehmen würde.
„Ich weiß nicht wieso ich es tue“, grummelte Rabmaz da, „aber ich werde deinen deplatzierten, dreisten und unverschämten Forderungen nachkommen.“
Jasurea schloss vor Erleichterung die Augen.
Der König umschloss Jasureas linke Brust und drückte sie fest. „Dafür stellst du mich aber besser sehr zufrieden, hörst du?“
Kapitel 3
Was konnte man sich mehr wünschen, als ein Leben im Palast? Jasurea kam in den Genuss eines riesigen Zimmers, einer eigenen Dienerin und des ganzen Luxus, der ein königliches Leben mit sich brachte. Da der König außer Haus war, konnte sie ihr neues Leben einfach nur genießen.
Nur wenige Stunden, nachdem er sie begnadigt hatte, hatte Rabmaz unerwartet und überstürzt auf eine Reise in den Süden des Landes aufbrechen müssen. Dort wurde der König von einer kargen, trockenen Landschaft erwartet und einem Dorf, das von Plünderer überfallen worden war. Nach dem Angriff auf das Dorf war von letzterem nicht viel übrig geblieben. Der König war in den Süden gereist, um den Dorfbewohner Mut auszusprechen und ihnen Mittel zum Wiederaufbau ihrer Behausungen zur Verfügung zu stellen.
Auf seiner Reise gedachte Rabmaz gleich noch seine im Süden stationierten Truppen zu besuchen, welche die Grenze des Königreichs gegen die Zesnin verteidigten. Die Zesnin, das Nachbarvolk im Süden, griffen die Grenze der Oyesen immer wieder an. Sie waren der Überzeugung, der südliche Teil von Rabmaz Königreich hätte sich vor langer Zeit in ihrem Besitz befunden und müsste nun zurückerkämpft werden.
Alles in allem jedenfalls sollte Rabmaz Reise vier Wochen dauern. Sämtliche Informationen über die Reise des Königs hatte Jasurea von Sulfeia erhalten, ihrer neuen Dienerin. Sulfeia war im gleichen Alter wie Jasurea und für Jasureas persönliches Wohl im Palast verantwortlich. Sie wusch Jasureas Kleider, machte ihr Bett, kämmte ihr Haar, ließ ihr Wasser für ein Bad einlaufen – sie erledigte kurzum alles, was Jasurea wünschte.
Nachdem Jasurea den Schock überwunden hatte, den die Vorstellung einer Hinrichtung ausgelöst hatte, fühlte sie sich ziemlich gut. Sie hatte sich schnell an ein Leben im Überfluss gewöhnt. Das Gefühl der Erleichterung und der Zufriedenheit, das sie verspürte, war durch Rabmaz unverhoffte Abreise noch verstärkt worden.
Was für eine Wende ihr Schicksal doch genommen hatte, dachte Jasurea zufrieden, als sie in einem warmen Schaumbad saß, eine Schale Früchte neben der Badewanne. Sie musste sich eingestehen, dass sie ihren neuen Lebensstil genoss. Sie hatte das einfache Leben bei ihrer Tante für einen Alltag im Überfluss des königlichen Palastes eingetauscht. Nicht ganz freiwillig natürlich. Aber was tat das schon zur Sache? Solange der König abwesend war, vergaß
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