Zwischen Liebe und Begierde: Im Königreich der Oyesen (German Edition)
nichts…“
Ihre Stimme versagte. Sie brach ab.
Jasurea atmete ein paar Mal tief ein und aus, versuchte, neuen Mut zu schöpfen, ehe sie wieder zum Sprechen ansetzte. „Gibt es keine Möglichkeit, das Urteil… Gibt es denn gar keine Möglichkeit, das Urteil abzuwenden?“
Eine weitere Träne rann ihr über die Wangen. Der König wischte sie mit dem Daumen ab. Dann schloss sich seine Arm wieder um Jasureas Taille.
„Dazu müsste ich dich begnadigen“, sagte er kühl, „Das weißt du doch?“
Jasurea nickte. Sie wollte sprechen, den König bitten, Gnade vor Recht ergehen zu lassen, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Sie öffnete nur stumm den Mund und schloss ihn wieder.
Der König starrte auf sie hinunter. Er runzelte die Stirn, als würde er über etwas nachdenken.
„Nun, du hast mich aufs Tiefste beleidigt. Ist dir das bewusst?“
Jasurea schwieg. Es war ihr nur zu bewusst, doch nun brachte sie vor Schreck kein Wort heraus. Schließlich ergriff Rabmaz wieder das Wort. „Nun, gut. Dein Verhalten ist unverzeihlich, aber möglicherweise… nun, ich kann es mir zumindest erklären.“
„Ich würde… alles tun, was du willst… alles“, flüsterte Jasurea.
Rabmaz schwieg, als hätte er Jasurea nicht gehört. Er war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Schließlich murmelte er mehr zu sich selbst als zu Jasurea: „Diese Situation ist neu für mich. Normalerweise habe ich es bei Volksverrätern mit Männern zu tun.“
„Ich…ich bin kein Mann“, flüsterte Jasurea hoffnungsvoll.
Der König lachte trocken auf. „Nein, allerdings nicht. Du bist sogar außergewöhnlich feminin. Schlank, zart, zierlich. Das gefällt mir. Gleichzeitig aber bist du naiv, unerfahren und außergewöhnlich blass um die Nase. Letzteres ist wohl auf die gegenwärtigen Umstände zurückzuführen.“
Die Hoffnung, die in Jasurea aufkeimte, spiegelte sich nun in ihren Augen.
„Wie auch immer“, fuhr Rabmaz fort und zog Jasurea noch dichter an sich. „Eines ist sicher. Du bist jung und hübsch. Und ich begehre dich.“
Er bewegte sich leicht an ihr. Erst jetzt spürte Jasurea die Härte seines Verlangens an ihrem Rücken. Zuvor war sie von den unterschiedlichsten Emotionen überrollt worden, so dass sie Rabmaz Erregung gar nicht bemerkt hatte.
„Ich war in letzter Zeit sehr beschäftigt, musste die Kämpfer an allen Seiten des Landes besuchen und auch sonst… Ich hatte schon lange keine Geliebte mehr, wie unschwer zu erkennen ist“, meinte er trocken.
Jasurea drehte den Kopf zum König. Unsicher blickte sie ihn an. Sprach er diesmal im Ernst oder wollte er sich schon wieder einen Scherz auf ihre Kosten erlauben? Er musste wissen, dass sie sich an jeden Strohhalm klammerte, den er ihr entgegenhielt. War das wieder eines seiner Spiele? Wusste er bereits, dass er sie nicht begnaden würde und entfachte dennoch die Hoffnung auf Leben in ihr? Als Rache dafür, dass sie ihn beleidigt hatte?
Der König hob die Hand, fuhr mit dem Zeigfinger über ihren Hals, strich sanft über die Stelle, wo er sie gebissen hatte. „Unerklärlicherweise widerstrebt mir die Vorstellung, dich durchs Schwert sterben zu sehen. Deshalb biete ich dir in königlicher Gnade eine Alternative an“, hörte Jasurea Rabmaz distanzierte, gefasste Stimme.
Ihr Herz hämmerte so fest in der Brust, dass sie dachte, der König müsse es klopfen hören.
„Wenn du meine Geliebte wirst, entgehst du dem Tod durchs Schwert.“
Erst jetzt merkte Jasurea, dass sie den Atem angehalten hatte. Langsam stieß sie die angehaltene Luft durch die Nase aus.
„Ist das… Ist das dein Ernst?“, hauchte sie benommen. Sie musste sichergehen, dass er sich keinen Scherz mit ihr erlaubte.
„Mir wird kein großer Sinn für Humor nachgesagt, Jasurea“, erwiderte der König trocken.
Stumme Tränen der Erleichterung strömten über Jasureas Wangen. Hoffnung, dachte Jasurea. Hoffnung auf Leben.
„Ich habe jedoch eine Bedingung“, hörte Jasurea sich selbst sagen, die Stimme erstaunlich fest.
Der König starrte fassungslos auf sie hinunter. Eine seiner Halsadern schwoll gefährlich an. „Was? Eine Bedingung? Du? Ich habe mich wohl verhört, oder?“
Jasurea wusste, dass der König ihre Begnadigung widerrufen konnte, jetzt, wo er mit ihrer Dreistigkeit konfrontiert worden war. Doch sie musste es tun, sie konnte einfach nicht anders.
„Ich verlange Nahrung und Wasser für den Prinzen sowie eine Matratze für ihn. Außerdem soll er einmal pro Woche baden und
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